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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dara Joy
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zwei grüne Augen, die vom anderen Ende des Tisches herüberschauten und sich bedrohlich verengten. John schien ihren vertrauten Umgang mit den Cyndreacs nicht zu billigen. Sehr gut. Weil sie ihn ärgern wollte, lächelte sie strahlend und winkte ihm zu, was er mit einer eisigen Miene quittierte.
    Sofort wandte sie sich zu ihrem Tischnachbarn an der linken Seite und verwickelte ihn in ein lebhaftes Gespräch. Unglücklicherweise war er ebenfalls ein Cyndreac, nämlich Jean-Paul, der sie mit einer lustigen Anekdote über einen Bäcker und einen Zigeuner unterhielt. Die Geschichte fesselte ihre Aufmerksamkeit. Als Adrien seinem Bruder die Pointe stahl und dessen Unmut erregte, brach Chloe in perlendes Gelächter aus. Wie reizend sie alle waren. Dann spähte sie wieder in Johns Richtung und erschauerte wohlig.
    An seinem Kinn zuckte ein winziger Muskel. Bien! Hochzufrieden mit den Fortschritten des berüchtigten Lebemanns, nippte sie an ihrem Wein. Diese grimmige Miene konnte nur eins bedeuten - Eifersucht. Und Eifersucht war ein willkommener Vorbote anderer Gefühle. Sie beschloss, die „Cyns" ein wenig zu ermutigen, indem sie offen zeigte, wie köstlich sie sich über das Tischgespräch amüsierte.
    Offenbar lernte John seine Frau allmählich lieben.
    Während sie sich dieser Hoffnung hingab, überlegte er, ob er aufspringen und ihr
    „liebevoll" den zarten Hals umdrehen sollte. Warum ermunterte sie diese wilden Burschen? Wusste sie, was sie tat? Sie umschwirrten sie ohnehin schon wie Bienen eine duftende Blüte, von morgens bis abends. Dauernd musste er sie im Auge behalten, um zu verhindern, dass sie von einem der „Cyns" über die Schulter geworfen und weggeschleppt wurde. Er würde ein ernstes Wort mit seiner kleinen Frau reden. Anscheinend verstand sie nicht, welch großen Wert er auf die Einhaltung des Abkommens legte. Er nahm einen Schluck Wein und beobachtete sie über den Rand des Kelchs hinweg.
    Nur zu deutlich las sie den heißen Zorn in seinen Augen. Sie griff sich an die Kehle, nippte wieder an ihrem Glas und verschluckte sich. Hatte sie's ein bisschen übertrieben? In diesem Moment wirkte John richtig gefährlich. Nun ja, sie hatte schamlos geflirtet. Was sollte sie jetzt tun? Irgendwie musste sie ihn besänftigen, so schnell wie möglich, denn in dieser Nacht würden sie der Schwarzen Rose auflauern. Und wenn er seiner Gemahlin grollte, wäre er kein angenehmer Weggefährte.
    Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie stand auf, entschuldigte sich bei den Cyndreacs und schlenderte zu ihrem Mann. Als sie ihn erreichte, gab er vor, er hätte sie gar nicht beobachtet, und trank genüsslich seinen Wein.
    Glaubst du, ich weiß nicht, dass du mich keine Sekunde lang aus den Augen gelassen hast, John? Sie legte eine Hand auf seine Schulter, beugte sich hinab und wisperte:
    „Tut mir so leid wegen deines Schiffchens. Vielleicht finde ich eins, das genauso aussieht."
    Mit diesen Worten schürte sie seine Wut. Als würde mich der Verlust eines Schiffsmodells ärgern!
    Ihr heuchlerisches Friedensangebot täuschte ihn nicht. Langsam hob er den Kopf.
    „Wie nett von dir", erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Sicher ist es besser, möglichst schnell zu verschwinden und abzuwarten, bis er sich von selber beruhigt, dachte sie. Aber ehe sie zu ihrem Platz zurückkehren konnte, wurde ihr Handgelenk von kraftvollen Fingern umklammert. John zerrte sie auf seinen Schoß.
    „Bitte, lass das!" flehte sie. „Alle schauen zu uns herüber!" Verlegen stemmte sie sich gegen seine Schultern.
    „Meinst du, das interessiert mich?"
    „Hör auf! Das ist zu peinlich! Was bildest du dir ein . . ."
    Statt zu antworten, umfasste er ihren Nacken und presste seinen Mund auf ihren. Es war kein liebevoller, sondern ein besitzergreifender Kuss, der die Cyndreacs in ihre Schranken weisen sollte.
    Als die Tischgesellschaft ihre Gastgeber in einer so romantischen Situation beobachtete, schlugen klirrende Löffel gegen die Gläser. Alle Zuschauer lachten erfreut.
    Abrupt ließ John seine Frau los, neigte sich wieder über seinen Teller und ignorierte seine Frau, die verwirrt aufstand.
    Adrien de Cyndreac zwinkerte Maurice de Chavaneau zu. Dann hob er sein Glas und rief: „Die Sache spricht für sich!"
    Erbost schnitt John eine Grimasse, während die Gäste ihm zuprosteten.
    Geschieht dir Recht, Lord Sexton, dachte Chloe schadenfroh. Wenn du dich so unmöglich benimmst. . . Und dann stockte ihr Atem. Soeben hatte John seine ehelichen

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