003 - Die schwarze Rose
."
Wieder einmal begann der Muskel an seinem Kinn zu zucken.
„Nur eine!" fügte sie beschwichtigend hinzu. „Und weil sie mir nicht passte, trieben die Cyns - diese da auf. Irgendwo." In der Dachkammer, genau genommen. „Vermutlich gehörte sie Großonkel Harry, dem Teufels-Harry. So wurde er genannt, weil er ein wildes Temperament besaß. Damit versuchte er wettzumachen, dass er so klein war ..."
„Chloe!" John massierte seine Nasenwurzel.
„Ja?" Die Hände in ihre Hüften gestemmt, runzelte sie die Stirn.
„Nimm einen Umhang mit."
„Wegen der Kälte?"
„Nein. Weil du deine lächerliche Kleidung verstecken musst."
„Also wirklich! Die Cyns fanden, ich würde ganz reizend aussehen."
Nachdem er ihr einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte, befreite er sich vom Bettzeug und stand auf. Splitternackt ging er zu ihr, drängte sie an die Wand und stemmte zu beiden Seiten ihres Kopfes die Hände dagegen. Sein zerzaustes goldblondes Haar fiel ihr in die Stirn.
„Halte dich in Zukunft von den Cyns fern, verstanden?" warnte er mit gefährlich leiser Stimme.
Mühsam bezähmte sie ihren Lachreiz. „Ja, John." Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, umschlang seinen Hals und küsste ihn auf den Mund.
Während er ein Auge schloss, zog er die andere Braue hoch, was sehr verwegen wirkte. „Das meine ich ernst, Chloe."
„Aber es widerspricht unserer ..."
„Damit hat es nichts zu tun ..." Doch da war sie bereits unter seinem Arm hindurchgeschlüpft.
„Beeil dich!" mahnte sie und warf ihm seine Kleider zu- „Irgendwie habe ich das Gefühl, heute Nacht wird die Schwarze Rose hierher kommen."
Wütend presste John die Lippen zusammen. Hatte er ihr nicht deutlich genug die Leviten gelesen? Nun, wenigstens würde sie nicht mit den vergnügungssüchtigen Comtes allein bleiben. „Hm", murmelte er, stieg in seine Breeches und schloss sie über den schmalen Hüften.
„Willst du nicht jemanden fragen?"
„Ich sagte doch, ich würde den Weg finden."
Das versicherte John seit einigen Stunden immer wieder, während sie auf seinem Hengst durch die neblige Nacht ritten. Trotzdem schien er nicht zu wissen, wohin.
Zuvor hatten sie, zwischen Büschen verborgen, die Zufahrt des Chacun à Son Goût beobachtet. Bald begann er sich zu langweilen und ließ seine Hände wandern. Über Chloes ganzen Körper. Beinahe wurden sie davon abgehalten, die Schwarze Rose zu erblicken.
Seinem Namen getreu, erschien der Mann zwischen Nebelschwaden, ganz in Schwarz gekleidet, auf einem kraftvollen Rappen. Hinter ihm saßen mehrere zerlumpte Franzosen in einem wackligen Pferdewagen. Er führte sie bis zur Zufahrt, dann galoppierte er davon.
„Hast du das gesehen?" hauchte Chloe.
John war bereits hochgesprungen. Hastig hob er sie in den Sattel, stieg hinter ihr auf, und sie ritten der Schwarzen Rose in sicherem Abstand nach.
Zwei Stunden lang folgten sie dem schwarz gekleideten Reiter, bevor sie ihn in einem winzigen Dorf aus den Augen verloren. Der Mann hatte eine heruntergekommene Taverne betreten und war nie mehr herausgekommen.
Zumindest sah es so aus. John befahl Chloe, sich hinter dem Pferd zu verstecken, während er sich in der Taverne umsehen würde. Zur Sicherheit gab er ihr seine Pistole und erklärte, sie dürfe nur im äußerten Notfall feuern.
Schon nach wenigen Minuten kehrte er zurück, weil er sie nicht so lange allein lassen wollte. Ungläubig beobachtete er, wie sie zufrieden an einer Hühnerkeule kaute.
Der Wirt erinnerte sich an ihn", berichtete er, „und erzählte, der Mann habe sich nach Random erkundigt, einem kleinen Dorf im Westen. Irgendwie muss er aus dem Haus geschlichen sein, und wir haben ihn verpasst." John setzte Chloe wieder in den Sattel und schwang sich hinter ihr
auf den Pferderücken. „Wahrscheinlich reitet er jetzt nach Random."
Kennst du den Weg dorthin?" Sie reichte ihm ein Hühnerbein, und er zögerte nur kurz, bevor er heißhungrig hineinbiss. Seufzend lächelte sie vor sich hin. Hätten sie doch eine Decke mitgenommen . . .
„Den finde ich schon", hatte er erwidert und den Hengst auf eine Nebenstraße gelenkt, die nach Westen führte.
Seither waren einige Stunden verstrichen. Chloe bezweifelte nicht, dass sie schon zwei Mal an diesem See vorbeigekommen waren. „Haben wir uns verirrt?"
jammerte sie.
„Nein."
„Bist du sicher? An diesem Ufer waren wir schon einmal . . ."
„Wir haben uns nicht verirrt."
„Aber . . . John ..."
„Ja?"
Unglücklich starrte sie ins
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