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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Barbaren galten Lischetten als Delikatesse, nachdem sie über offenem Feuer ordentlich gegart worden waren.
    Aruula spießte die Lischetten auf abgebrochene Zweige und verteilte sie dann in der kleinen Runde. Schließlich nahmen sie alle vier am Feuer Platz und Matt dachte flüchtig an die Zeiten zurück, da er als Junge mit seinem Vater oder Freunden an Campfeuern gesessen und Marshmellows über den Flammen gebrutzelt hatte. Hätte er damals Schmetterlingsraupen gegrillt und gegessen, wäre er hundertprozentig der coolste unter den Jungs gewesen…
    Ein wehes Lächeln flog über sein Gesicht. Kaum zu glauben, dass diese Zeit ein paar hundert Jahre her sein sollte…
    »Wohin?«, fragte er in der Sprache der Barbaren an Larn und Noone gewandt.
    »Landa de midaa?« Letzteres stand für
    »Südland«. Dorthin war Aruulas Horde unterwegs gewesen. Gut möglich also, dass auch dieses Pärchen jenes sagenhafte Land zum Ziel hatte.
    Doch Larn schüttelte den Kopf.
    »Villaga.«
    Das hieß »Stadt«, wie Matt wusste. Larn sprach weiter, doch Matt hatte Mühe, seinen Ausführungen zu folgen.
    Seinen Gesten nach erzählte Larn von einer sehr großen Stadt, in der es reichlich zu essen und zu trinken gab. Und in der starke Männer gefragt waren - so jedenfalls deutete Matt es, als Larn den Arm anwinkelte und mit der anderen Hand auf seinen ansehnlichen Bizeps schlug.
    Matt wandte sich fragenden Blickes an Aruula. So gut sie konnte, wiederholte sie Larns Worte auf Englisch.
    »Große Stadt im Süden ist ihr Ziel. Dort gibt es keine Not. Keinen Hunger und Durst. Keine gefährlichen Tiere. Zelte aus Stein. Große…«
    Sie hielt inne, sah Matt tief in die Augen, als suche sie etwas in seinem Blick, dann fuhr sie fort: »… Palast?«
    »Große Paläste?« half Matt aus, ohne sich wirklich darüber zu wundern, dass Aruula den Begriff »Palast« offenbar direkt aus seinem Wortschatz zutage gefördert hatte.
    »Ja, große Paläste«, nickte sie. »Und starke Männer können großes Glück finden in der Stadt.«
    Für Matt klang das alles reichlich merkwürdig. Obwohl es ihn auch an das alte Klischee vom Landjungen erinnerte, der wahlweise in die weite Welt oder in die große Stadt zog, um sein Glück zu machen. Manche Dinge änderten sich wohl doch nie…
    »Woher wissen die beiden von dieser Stadt?«, fragte Matt, und Aruula übersetzte die Frage. Larn antwortete, dann wandte sich Aruula wieder an Matt.
    »Wanderer haben davon gesagt. Männer, die Stadt gesehen mit ihren Augen.«
    Matt erinnerte sich daran, was Aruula ihm vor wenigen Tagen erst über Städte in dieser Zeit erzählt hatte. Dass sie gefährlich seien. Und dass dem so war, davon hatte er sich im einstigen Bologna schließlich selbst überzeugen können.
    Aruula wusste einmal mehr, was ihm durch den Sinn ging. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Städte verschieden. Weiter im Süden vielleicht anders als im Norden.«
    Matt nickte nachdenklich. »Du hast nie von dieser Stadt gehört?« Mit einer vagen Kopfbewegung wies er in Larns und Noones Richtung.
    »Vielleicht, vielleicht nicht«, antwortete Aruula.
    »Wandernde Völker erzählen so viele Geschichten, dass niemand sie zählen kann. Vielleicht auch von dieser Stadt. Aber ich nie gehört diese Geschichte,… vielleicht auch nur vergessen.«
    Sie zuckte die Schultern und pflückte die Lischette vom Ende ihres Spießes. Dann drehte sie die Puppe ein paarmal in der lockeren Erde des Bodens hin und her, um sie abzukühlen.
    Und schließlich brach sie die Schale auf und holte das Innere heraus, um es sich mit spitzen Fingern in den Mund zu schaufeln.
    Matt wandte sich an Larn. »Hat die Stadt einen Namen?« fragte er, wiederum in der Sprache dieser Zeit - und in der Hoffnung, die richtigen Worte gewählt zu haben.
    Das hatte er offensichtlich. Denn Larn nickte und antwortete mit vollem Mund und kauend: »Rooma.«
    Ein winziges Grinsen grub sich in Matts Mundwinkel.
    Rooma - das war zur Abwechslung ein Wort, das nicht nach langwierigen Interpretationen verlangte. Es lag auf der Hand, um welche Stadt es sich handelte.
    Matts Grinsen vertiefte sich noch um eine Nuance, als ihm einfiel, welchen Beinamen man dieser Stadt dereinst gegeben hatte. Er passte wie kein zweiter in Anbetracht der Tatsache, dass es Rom immer noch gab, nach all der Zeit…
    … die Ewige Stadt.
    ***
    »Feii fegaashaa.«
    »Fegaashaa?« echote Matt lahm.
    »Fegaashaa.« Aruula nickte und sah dabei hinüber zu Noone und Larn. Das junge Pärchen lag

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