003 - Rom sehen und sterben
etwas abseits des Feuers und gab sich keine Mühe, heimlich zu tun, was es tat. Aber selbst wenn Matt es nicht hätte sehen können, die Geräusche, die Larn und seine Gefährtin verursachten, wären doch ganz eindeutig.
»Fegaashaa« nannte man das also heutzutage…
Wieder was dazugelernt, dachte Matt und grinste. Er konnte das Knistern, das in der Luft lag, regelrecht spüren und hören. Und es war nicht nur das des Lagerfeuers… Er merkte, wie dieses andere Knistern nach ihm griff, wie es ein Kribbeln in ihm hervorrief und…
... und um sich abzulenken, richtete er den Blick hinaus ins Dunkel und ließ den vergangenen Tag Revue passieren.
In der gestrigen Nacht hatten sie sich, nachdem sie die Lischetten verspeist hatten, hingelegt. Schlaf hatte keiner von ihnen gefunden. Trotzdem hatte sich Matt einigermaßen ausgeruht gefühlt, als sie am frühen Morgen aufgestanden waren und zum Aufbruch gerüstet hatten.
Nachdem ihre Frekkeuscher dem monströsen Angreifer zum Opfer gefallen waren, hatten Larn und Noone das Angebot angenommen, im Jeep mitzufahren. Matt hatte beschlossen, ebenfalls Kurs auf Rom zu nehmen; ein Ziel schien ihm in seiner momentanen Situation so gut wie das andere.
Dazu kam, dass er neugierig darauf war, was aus der Ewigen Stadt geworden war.
Aruula hatte dem Pärchen erklärt, dass Maddrax aus einem fernen Land komme, in dem die Menschen nicht auf Frekkeuschern ritten, sondern per Jeep reisten. Sie sprach das Wort »Jeep« anders aus, weicher, so dass es eher wie der englische Ausdruck für »Schaf« klang. Lam und Noone hielten das Fahrzeug ohnehin für ein Tier, und als Matt unterwegs den Tank auffüllen musste, wurden die beiden noch in ihrer Annahme bestärkt - sie glaubten, dass er es tränkte.
»Dein Sheep hat großen Durst«, hatte Larn gemeint, nachdem Matt den Inhalt eines Kanisters in den Tankstutzen entleert hatte, und die ölige Karosserie gestreichelt wie das Fell eines Tieres.
Matt hatte den jungen Mann in seinem Glauben gelassen. Wie hätte er ihm auch die Funktionsweise einer Maschine erklären sollen? Außerdem hatten sich die beiden offensichtlich an das »fremdartige Tier« gewöhnt und schienen diese Art des Reisens sogar zu genießen. Manchmal hatte vor allem Noone während der Fahrt aufgejuchzt und Matt an ein Kind erinnert, das zum ersten Mal Achterbahn fuhr.
»Alle Wege führen nach Rom« - Matt hoffte, dass dieses alte Sprichwort noch immer zutraf. Denn er wusste nicht mit Sicherheit, ob sie sich auf der richtigen Route befanden.
Sie waren auf eine der Otowajiis eingebogen und folgten ihr nun. Otowajii -das waren Pfade, die sich durch die Landschaft zogen, meist schnurgerade und weit weniger dicht mit Bäumen bestanden wie die Wälder zu beiden Seiten. Inzwischen wusste Matt, worum es sich dabei handelte - um frühere Autobahnen! Nicht allzu tief unter der Erde verliefen immer noch die Asphaltpisten. Die Wandernden Völker nutzten diese Otowajiis auf ihren Reisen. Der Name setzte sich aus dem deutschen oder französischen Wort für »Auto« und dem englischen für »Weg« zusammen.
Wenn Drax nicht völlig danebenlag und die Karten richtig las - denn nach wie vor zeigte der Kompass eine nach Osten verschobene Richtung an -, handelte es sich um die einstige Autostrada del Sole, die AI, die einst von Florenz nach Rom geführt hatte.
Den Wald von Mammutbäumen hatten sie am frühen Morgen hinter sich gelassen. Danach waren sie durch ausgedehnte Nadelbaumwälder gefahren, und inmitten eines solchen hatten sie nach Einbruch der Dunkelheit ihr Lager aufgeschlagen. Aruula hatte mit Pfeil und Bogen eine Shasse erlegt, ein murmeltierartiges Wesen, dessen Fleisch ein wenig nach Kaninchen schmeckte; jedenfalls redete Matt sich das ein…
Nach dem Essen hatten sich Larn und Noone zurückgezogen. Matt wollte die erste Wache übernehmen. Nach dem Angriff des mordlustigen Hünen in der vergangenen Nacht schien es angeraten, Vorsicht walten zu lassen.
Als das junge Pärchen wenig später anfing, seine Zuneigung zueinander recht ungeniert auszuleben, hatte sich Aruula zu Matt gesellt. Nun saßen sie beide neben dem Jeep, lauschten dem Atem der Nacht, dem Knacken und Prasseln des Feuers und den Lauten, die von dort herüberkamen, wo Larn und Noone sich liebten. Und beide spürten sie jenes Etwas, das die ganze Zeit schon zwischen ihnen bestanden hatte, genaugenommen seit dem Augenblick, da sie zum allerersten Mal miteinander gesprochen hatten. Unsichtbar und namenlos war es,
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