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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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dürfen.«
    Der Mann neben ihm schüttelte den Kopf und nickte fast gleichzeitig. »Nein. Ich meine - ja, diese Geschichte kam auch mir zu Ohren. Nur deswegen habe ich mich an dem Kampf beteiligt.«
    Jetzt mischte sich doch einer der Bewaffneten ein, die den Tross durch das unterirdische stinkende Labyrinth führte.
    »Die besten Kämpfer dürfen wohl im Palast leben«, erklärte er. »Sie genießen die Gunst der Götter. Ihr aber müsst erst noch unter Beweis stellen, dass ihr es wert seid, zu den Besten gezählt zu werden.«
    Larn und die anderen schwiegen. Aber in ihren Gesichtern zeichnete sich Enttäuschung ab. In manchen auch Zorn. Und in einigen Furcht.
    Worauf hatten sie sich nur eingelassen?
    Diese Frage ging ihnen allen durch den Kopf. Eine Antwort erhielten sie nicht. Nicht in dieser Nacht, die sie in ihren neuen Quartieren zubrachten. Und die hatten gar nichts gemein mit jenen weichen duftenden Lagern aus ihren Träumen.
    Nein, sie schliefen in dunklen Verschlägen, auf Stroh und hinter Gittern.
    Wie jene Tiere, die sie im Dunkeln nicht sahen, wohl aber hörten. Ganz in der Nähe. Und jedes einzelne dieser Tiere klang…hungrig.
    ***
    »Vertraust du ihm?« fragte Aruula.
    Matt Drax hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist er… ein seltsamer Kauz.«
    Moss war verschwunden gewesen, als Matt und Aruula erwachten. Matt nutzte die Gelegenheit, sich etwas gründlicher in der Kammer des merkwürdigen Mannes umzusehen.
    Moss' Schrottsammlung war zumindest bemerkenswert und Matt war sicher, dass sich darin so mancher Hinweis auf den Mann hinter dem nichtssagenden Namen finden ließe.
    Aber er fand keinen dieser Hinweise. Weil er nicht einmal recht wusste, wonach er eigentlich suchte.
    Vor dem Klavier blieb Matt stehen.
    Die Tasten waren gelb wie schlechte Zähne.
    Er wollte einen kurzen Akkord anschlagen, aber seine Finger blieben dicht über der Klaviatur hängen…
    »Neetu!«
    Moss' Stimme peitschte durch den Raum, und im nächsten Moment stand er auch schon neben Matt und schlug den Deckel zu. Ein schriller Misston drang aus dem Klavier. Matt konnte hatte seine Hand gerade noch zurückziehen können.
    Moss trug wieder seine Flickenkutte. Sein dunkler unergründlicher Blick ruhte auf Matt, sekundenlang, dann wandte er sich abrupt um und stellte einen Beutel auf den Tisch.
    »Wo warst du?« wollte Aruula wissen.
    Moss packte aus, was sich in dem Beutel befand. »Essen holen.« Er hatte Trockenfleisch mitgebracht, ein paar Früchte und Milch in einem tönernen Gefäß.
    »Magaro juu« , forderte er seine Gäste auf, und als hätte es erst dieser Worte bedurft, merkte Matt, wie hungrig er tatsächlich war.
    Aruula griff kaum weniger beherzt zu.
    Während des Essens verzichtete Matt darauf, weitere Fragen an Moss zu richten. Der hatte am Abend zuvor recht deutlich gemacht, dass er nicht willens war, sich aushorchen zu lassen. Erst als er satt war, ließ er Aruula fragen: »Und jetzt? Wirst du uns zum Feuervogel bringen?«
    Moss nickte knapp. Der kleine kräftige Mann kramte abermals in dem Beutel, den er mitgebracht hatte. Diesmal förderte er einen Mantel zutage, der seiner Kutte nicht unähnlich war. Er warf Matt das Kleidungsstück zu.
    »Attraar«, sagte er.
    Matt blickte fragend zu Aruula. »Du sollst das anziehen«, klärte sie in auf.
    »Warum?«
    Moss erklärte gestenreich.
    »Weil du auffallen wirst in deiner Kleidung, dort wo er uns hinbringt«, übersetzte Aruula und fügte hinzu: »Ich dagegen habe nicht nötig. Meine Sachen sind nicht ungewöhnlich hier.«
    Matt verbiss sich weitere Fragen und zog die Kutte über. Sie stank entsetzlich, aber an solcherlei Unannehmlichkeiten hatte er sich in den vergangenen Wochen gewöhnt. Sie waren weiß Gott das kleinste Übel in seiner ganzen vertrackten Situation.
    Dann gingen sie. Moss führte sie aus den Kellern hinaus zurück an die Oberfläche und in das Gassenlabyrinth. Der neue Tag war längst angebrochen und über Rooma lag ein graugrüner Himmel, der geheimnisvoll zu leuchten schien. In dieser Zeit herrschte meistens ein ganz eigenartiges, fast unwirkliches Tageslicht. Matt ging davon aus, dass Veränderungen in der Atmosphäre in Folge des Kometeneinschlags dafür verantwortlich waren.
    Mochte es auch ewig (im wörtlichen Sinne!) her sein, dass Matt in Rom gewesen war, so war er doch ziemlich sicher, dass sie sich im einstigen Stadtteil Trastevere befanden, dem Hafenviertel Roms. Und er hatte eine ziemlich konkrete Ahnung, wo Moss sie

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