003 - Rom sehen und sterben
Hause. Und das Wenigste davon gefällt mir.«
»Warum bist du dann hier?« hakte Matt nach.
»Weil es Orte gibt, die noch schlimmer sind«, erwiderte Moss, und sein Ton machte klar, dass das Thema damit für ihn abgeschlossen war.
Matt verstand und akzeptierte es, obwohl ihm mindestens ein Dutzend Fragen auf der Zunge lag. Er wechselte das Thema.
»Hast du je etwas gehört von einem Feuervogel?«
Die Regung auf Moss' Gesicht entging ihm nicht. Eine der buschigen Augenbrauen des kleinen, aber ungemein kräftigen Mannes wanderte ein wenig nach oben.
Matt hakte gleich nach: »Und hast du jemanden gesehen, der gekleidet ist wie ich?« Er rieb den Stoff seiner lädierten Fliegerkombi zwischen den Fingern.
Moss nickte. »Ay.«
»Was ja? Weißt du etwas über den Feuervogel oder einen Menschen wie mich?« stieß Matt hastig hervor.
Nachdem Aruula übersetzt hatte, nickte Moss abermals. »Ich bringe euch hin. - Morgen.«
Und dabei blieb es. Trotz aller Einwände und Fragen, die Matt noch vorbrachte. Moss wies ihnen einen Raum für die Nacht zu. Der Verschlag befand sich ein Stück den Gang hinab, auf der anderen Seite.
Matt träumte in dieser Nacht von unwiederbringlich vergangenen Zeiten. Er sah sich selbst als kleinen Jungen neben seiner Mutter auf einer schmalen Bank sitzen. Seine Mutter spielte ihm ein Lied auf dem Klavier vor. Das hatte sie oft getan, in der Hoffnung, in ihrem Sohn ein musikalisches Talent zu wecken. Sie hatte es nicht geschafft.
Als Matt die Augen öffnete und ins Dunkel sah, schien der Traum noch nicht zu Ende. - Er klang noch nach, ein paar Sekunden lang. Denn in der Dunkelheit glaubte Matt noch immer Klaviermusik zu hören, leise, verwehend.
Die melancholische Melodie eines Liedes, das er kannte und das in dieser Zeit längst vergessen war.
As time goes by…
***
Noch nie in ihrem Leben war Noone von so vielen Menschen umgeben gewesen; es mussten Tausende sein. Und doch hatte sie sich noch nie so einsam und verloren gefühlt.
Um sie her tobten immer noch diese absurden und grausamen Zweikämpfe. Waffen klirrten, Blut floss, Männer schrien und brüllten, vor Schmerz und Triumph. Und zwischen den Kämpfenden ritten die hässlichen Männer auf ihren Echsen und beobachteten alles aus schwarzen Augen.
Nie zuvor hatte Noone einen schlimmeren Albtraum gehabt. Sie wünschte sich aufzuwachen. Oder wenigstens glauben zu können, all dies sei nur ein Traum.
Aber sie war und blieb wach. Wacher sogar als je zuvor. Jeder ihrer Sinne schien mit nie gekannter Schärfe zu funktionieren. Sie war in der Lage, ein Dutzend und mehr Eindrücke gleichzeitig aufzunehmen. Ihre Angst war längst purer Panik gewichen. Sie zitterte und wimmerte, flüsterte sinnlose Worte, und ihre Tränen schienen kochendheiß, so sehr brannten sie in ihren Augen und auf ihren Wangen.
Maddrax und Aruula waren verschwunden. Und Larn…?
Eine, Zeitlang hatte Noone ihren Freund beobachten können. Und sie hatte ihn kaum wiedererkannt! Er war voller Blut, aber das wenigste davon war sein eigenes. Seine Augen leuchteten weiß und rund in der dunklen Maske, zu der sein Gesicht geworden war. Er gebärdete sich, als habe er jedes bisschen Verstand verloren. Wie ein… wildes Tier.
Noone wünschte sich fort, weit weg von dieser Stadt. Sie wollte sich nicht vorstellen, hier zu leben. Sie wollte kein Leben, das so begann, mit Blut und Tod.
Und fast wünschte sie sich, Larn nicht befreit zu haben. Dann wäre sie nie nach Rooma gekommen, sondern immer noch in der sicheren Obhut ihrer Horde, wo das Leben einfach, aber gut gewesen war.
Doch dieses Leben war vorbei, für immer.
Und wenn sie sich nicht in Acht nahm, dann würde auch ihr neues Leben gleich vorbei sein. Denn Noone befand sich immer noch mitten im Kampfgetümmel, und die Männer um sie her hieben so rücksichtslos mit ihren Waffen um sich, dass Noone bisher nur mit viel Glück Verletzungen entgangen war.
Gerade eben sauste wieder eine Schwertklinge so dicht an ihrem Kopf vorbei, dass Noone den Luftzug spüren konnte. Sie taumelte weiter. In der Hoffnung, aus dem Gewühl hinauszufinden, behielt sie eine Richtung bei. Aber das Leibermeer schien kein Ende zu nehmen, obschon Noone die Häuser rings um den großen Platz sehen konnte. Doch sie schienen einfach nicht näherzurücken.
Noone begann zu beten. Mit bebenden Lippen, aber stumm. Sie flehte zu allen Göttern. Dass sie ihr halfen, einen Weg zeigten aus dieser Hölle…
... und das Wunder geschah. Jemand nahm ihre
Weitere Kostenlose Bücher