003 - Rom sehen und sterben
Fuß vor den anderen setzen, um voranzukommen. Ein eigenartiges, nie zuvor erlebtes Gefühl war in ihm. So kräftig und mächtig kam er sich vor, dass er meinte, fliegen zu können.
Sie marschierten durch Gassen und Straßen, gesäumt von Menschen, die ihnen Glückwünsche zuriefen. Schließlich erreichten sie eine besonders breite Straße, die auf ein Bauwerk zuführte, so gewaltig und beeindruckend, dass Larns Vorstellungskraft nie genügt hätte, es sich auszumalen.
Der Wanderer, der ihm von Rooma erzählt hatte, hatte weder übertrieben noch gelogen. In dem Palast, der dort im Licht der untergehenden Sonne vor ihnen lag, konnten nur Götter leben!
Mochte Larn auch jenen Göttern, die seine Horde angebetet hatte, gezweifelt haben - hier nun lagen die Dinge völlig anders. Der prächtige Prunk, die majestätische Größe dieses Palastes und all dessen, was darum herum zu sehen war, konnte nur von Göttern errichtet worden sein - oder wenigstens auf deren Geheiß hin. Es war ein steingewordenes Wunder. Etwas Schöneres konnte es nirgendwo geben! Und er und die anderen Männer wurden genau dorthin geführt. In den Palast. Zu den Göttern.
Das jedenfalls glaubte der junge Barbar…
Eine Mauer umgab den Palastbereich. Das gewaltige Tor darin wurde von einer halben Heerschar kriegerisch aussehender Gestalten bewacht. Als die Echsenreiter und die Auserwählten kamen, wurde das Tor geöffnet. Larn hatte einen Moment lang den Eindruck, das Maul eines gewaltigen Ungeheuers würde sich vor ihnen auftun, bereit, sie alle zu verschlingen, mit Haut und Haaren. Und sie marschierten schnurstracks hinein in dieses Maul…
Dahinter jedoch lag nicht der Schlund eines Ungetüms, natürlich nicht. Dahinter lag ein ovaler Platz, der mindestens fünf Speerwürfe messen musste. Ringsum lief ein Säulengang, darauf steinerne Figuren, die auf den Platz herabschauten. In der Mitte ragte eine kantige Nadel aus Stein auf. Larn sah Quellen, wie er sie nie im Leben gesehen hatte - aus Stein geformt, mit Figuren verziert.
Und dahinter der Palast selbst. Im Licht unzähliger Feuer, die in Schalen brannten, lag ein Bauwerk von solcher Gewalt, dass Larn sich von dem bloßen Anblick erschlagen glaubte. Gekrönt von einem halbrunden Dach, das größer und prächtiger war als die Sonne selbst und in den Himmel hineinzuragen schien.
Atemlose Stille senkte sich über die Männer. Keiner unter ihnen, der nicht verstummte ob des grandiosen Anblicks. Jeder einzelne fühlte sich am Ziel seiner Träume. Doch ihr Weg war noch nicht zu Ende…
Wieder setzten die Echsenreiter ihre Lanzen ein, um die Männer weiterzutreiben. Sie drängten sie wie eine Viehherde über den Platz, vorbei an den Menschen, die ihn bevölkerten.
Und plötzlich schrie Larn auf!
»Noone!«
Kein Zweifel,, dort drüben stand Noone, zusammen mit einem anderen Mädchen. Aber sie reagierte nicht auf seinen Ruf! Zwar schaute sie in seine Richtung, aber nur wie zufällig, und sie sah ihn nicht.
Wieder rief er ihren Namen. »Noone!«
Ein Lanzenschaft wurde ihm ins Gesicht geschlagen. Seine Lippen platzten auf. Blut füllte seinen Mund. Und grelle Lichter schossen hinter seinen geschlossenen Lidern vorbei.
Larn geriet ins Taumeln. Jemand fasste ihn unter und half ihm beim Weitergehen.
Als er wieder aus eigener Kraft laufen und klar sehen konnte, hatte sich Larns Umgebung drastisch verändert. Sie befanden sich nicht länger auf dem Platz vor dem Palast. Sie wurden eine Treppe hinunter getrieben, nicht länger von den Reitern, sondern von Fußsoldaten. Man hatte den Männern die Waffen abgenommen, befahl ihnen, sich zu beeilen.
Sie langten in einem unterirdischen Gang an. Es stank nach menschlichen Ausscheidungen, nach Fäulnis und Feuchtigkeit. Der von Fackeln erhellte Gang mündete in einen anderen, weitere zweigten ab, und immer weiter wurden die Männer vorwärts getrieben.
»Was soll das?« murrte der Mann, der vor Larn ging. Lauter und direkt an einen ihrer bewaffneten Führer gewandt fuhr er fort:
»Wohin bringt ihr uns? Es ist unser Recht, im Palast der Götter.«
Er erhielt keine Antwort. Stattdessen schlug einer der hageren Kerle dem Mann den Lanzenstiel in den Nacken. Er schrie auf und stürzte. Larn half ihm auf die Beine und stützte ihn. »Gehts?« fragte er.
Der andere nickte.
»Dann bin ich also nicht der Einzige, dem diese Geschichte erzählt wurde«, kam Larn auf das zurück, was der Mann vorher gesagt hatte.
»Dass die besten Kämpfer im Palast leben
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