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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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erschwert. Ich konnte von meiner Stelle aus Phils Abtransport ja gar nicht erschweren, aber solange ich schoß, würden sie glauben, daß ich es vorhätte. Das macht eine wunderschöne Wut.
    Und da ich nun schon mal auftragsgemäß Gangster spielte, mußte ich es auch stilgerecht spielen.
    »Verfluchtei- Bandito! Wir dich kriegen!« schrie mein Gesprächspartner. Seine Stimme kam aus der handbreiten Lücke zwischen zwei Felsbrocken, die auf der gegenüberliegenden Schluchtseite auf halber Höhe am Hang lagen.
    »Selber verfluchter Bandito!« schrie ich hinüber und putzte ihm mit dem Smith und Wesson ein bißchen Staub von den Felsen.
    Vor solchen heißen Argumenten verstummte mein unsichtbares Gegenüber.
    Ich sah auf die Uhr. Seit der Ankunft der Polizei waren noch keine fünf Minuten vergangen. Ich schätzte, daß ein Wagen aus der Stadt mit Handgranaten mindestens zwanzig Minuten bis hierher brauchen würde. Selbst wenn sie sofort nach ihrer Ankunft über die Funksprechanlage ihrer Jeeps die Karre angefordert hatten, blieben mir immer noch fünfzehn Minuten.
    Aber dann mußte wirklich die letzte Patrone heraus sein. Okay, da ich noch einen ganzen Berg von Einzelmunition für den Dienstrevolver hatte, übte ich mit dem handlichen Ding ein bißchen.
    Langsam machte mir die Sache jetzt selber Spaß. Phil wurde abtransportiert und würde in kürzester Frist in ärztlicher Behandlung sein. Darüber brauchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Und alles andere war bisher so sauber und geölt gelaufen, daß der Rest nun wohl auch noch klappen würde.
    Ich suchte mir schwere Zielpunkte in der Gegend und freute mich wie zu Hause in New York auf dem FBI-Schießstand, wenn ich genau getroffen hatte. Da war eine kleine gelbe Steinspitze auf der gegenüberliegenden Schluchtseite. Ich putzte sie weg. Weiter rechts fand sich ein seltsames Muster in dem roten Fels. Ich zeichnete es mit Kugeln nach.
    Später hörte ich, daß mich die Polizei schon für halb übergeschnappt hielt und glaubte, ich ballerte vor lauter Angst so wild in der netten unschuldigen Gegend herum.
    Ungefähr zehn Minuten mochten vergangen sein, seit ich mich in der Höhle verkrochen hatte, da ging der Zauber los.
    Hut ab vor den Herren aus Venezuela! Sie knallten auf einmal aus tausend Knopflöchern und aus allen Himmelsrichtungen. Mein Glück war es, daß ich so vernünftig gewesen war, die Steine meiner Deckung vor die Höhle zu legen! Sonst hätten mich die Querschläger in der Höhle zu einem Kaffeesieb gemacht.
    Aber weil ich eben so vernünftig gewesen war, zischten die Dinger alle draußen herum. Ich blieb immer zwanzig bis dreißig Sekunden ruhig und lud in der Zeit meine Waffen nach, dann ballerte ich zehn Sekunden lang wie ein Irrer durch meinen einzigen Schießspalt.
    Ich dachte nicht mehr daran, auch nur ein einziges Mal hindurchzublinzeln, wohin ich überhaupt schoß. Die Brüder würden schon aufpassen. Und für unseren Auftrag reichte es, daß ich überhaupt schoß.
    Well, es war im Grunde ein etwas kindisches Spielchen, das ich auf meiner Seite trieb. Für die andere Partei war es natürlich blutiger Ernst. Sollte es ja auch.
    Ich hatte mein letztes Magazin für die Maschinenpistole verschossen, da hörte ich draußen wieder den einen Mann brüllen, der mich schon einmal mit einem Gemisch aus spanischen und englischen Schimpfworten bedacht hatte.
    »He, Bandito!« schrie er.
    »Was ist los, Idioto?« brüllte ich hinaus und dachte, Idioto wäre vielleicht auf Spanisch das, das ich ihm sagen wollte.
    »Gib auf, Bandito! Wir dir belagern! Wir Handgranaten angefordert haben!«
    Ich kann nichts dafür, sein- Englisch war so schauderhaft, wie Sie es gelesen haben.
    »Wo sind denn deine Handgranaten?« schrie ich zurück und jagte von meinen letzten zwanzig Patronen für die Dienstwaffe vier Stück in die Felsen.
    »Handgranaten komme in halber Stunde!«
    Gott sei Dank! Mir fiel ein ziemlich dicker Brocken vom Herzen. Es hätte ja auch sein können, daß drüben der erste die Hand am Abzug einer Eierhandgranate hatte.
    »In halber Stunde wir dich in die Luft sprengen! Gib auf, Bandito!«
    Ich setzte noch drei Schuß hinaus.
    »Du verrückt, Bandito! Gib auf!«
    Ich knallte, als wäre meine Wut auf dem Siedepunkt, ein frisch aufgeladenes Magazin aus meiner Dienstwaffe. Jetzt hatte ich noch sechs Schuß.
    Sie fingen wieder an, meine Deckung unter Dauerfeuer zu nehmen. Ich rührte mich eine Weile gar nicht. Dann jagte ich einen einzelnen Schuß

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