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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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Phil über die erste schwierige Felsklippe hinweg, dann lief ich noch einmal zurück zum Wagen. Alles mußte so glaubwürdig wie irgend möglich aussehen.
    Taschenmesser heraus. Mit aller Wucht rannte ich es in den linken Hinterreifen, faßte mit beiden Händen zu und drückte einen Schnitt hinein, der gut seine zehn bis zwölf Zentimeter lang war.
    Dagegen helfen die besten schlauchlosen Reifen nicht. In kürzester Zeit stand der Wagen links hinten auf Plattfuß.
    Ich tigerte zurück in die Felsen. Phil hatte sich ausgeruht. Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht.
    »Komm, machen wir weiter«, sagte er mit einer Stimme, die seiner Absicht Hohn sprach. Seine Augen konnten sich schon nicht mehr auf einen festen Punkt konzentrieren. Die Zähne klapperten ihm aufeinander. Er hatte schon Schüttelfröste.
    Verdammt noch mal. Konnte ich ihn jetzt allein lassen? Andererseits würde es keine drei Minuten mehr dauern, bis die Polizei hier war.
    Ich lud ihn mir quer über die Schultern und schleppte ihn unter eine vorspringende Felsnase. Glauben Sie nicht, daß es ein Vergnügen war. Das Gelände war nicht etwa mit Platten ausgelegt, damit man mit einer schweren Last besser darauf gehen kann. Ganz im Gegenteil.
    Phil rührte sich nicht mehr, als ich ihn in den Schatten legte. Okay. Solange er ohnmächtig war, war es für ihn noch das beste. Ich zog seinen Dienstrevolver aus der Schulterhalfter unter dem Jackett und hielt Phil die linke Rockseite hoch. Ich jagte zwei Schüsse durch den Rock. Die pfiffen als Querschläger in den Felsen.
    Ich deckte ihm den Rock wieder auf die Brust. Er war von der Schulterwunde schon so blutgetränkt, daß es ebensogut aussehen konnte, als wäre das Blut aus den Brustwunden gekommen. (Die er ja gar nicht hatte, die aber nach den Rockeinschußstellen vorhanden zu sein schienen.)
    Ich drückte Phil ein letztes Mal die Hand.
    »Mach’s gut, Phil. Du mußt durchkommen. Du wirst durchkommen, Phil. Du mußt und du wirst! Mach’s gut!«
    Über meinem Kopf kam ein tiefes Summen näher. Ich schirmte die Augen mit der Hand ab und starrte hinauf in den wolkenlosen Himmel. Aha. Da hatte ich die Bescherung. Venezuela war doch nicht so weit hinter dem Mond, wie wir Optimisten das geglaubt hatten.
    Polizeihubschrauber. Gleich zwei Stück.
    »Viel Vergnügen, Jerry. Viel Vergnügen«, sagte ich zu mir.
    Ich kletterte zurück zu der Stelle, wo ich die beiden Maschinenpistolen und die Reservemagazine abgelegt hatte. Unterwegs summte mir plötzlich ein heißes Eisen um die Ohren. Wie eine aufgeregte Wespe klang es, aber es war ein bißchen gefährlicher.
    Ich hechtete hinter einen Felsblock und zog meine Dienstwaffe. Vier Schuß sandte ich in die Richtung, aus der das heiße Eisen gekommen war. Sie plätscherten alle mit hellem Sirren gegen die Felswände.
    Die Hubschrauber waren noch zu weit. Vielleicht konnte ich es schaffen. Ich lief geduckt hinter deckungsspendenden Felsbrocken die Route weiter, die wir uns ausgesucht hatten. Sie führte zum Gipfel einer mächtigen Felsklippe, die ziemlich leicht zu verteidigen war. Wenn die Hubschrauber nicht gewesen wären. Zwei Scharfschützen mit gutem Zielfernrohr in die Flugzeuge gesetzt, und die Burschen hätten mich auf der Klippe erledigen können wie eine lästige Fliege.
    Verdammt war das heiß. Die Felsen konnte man kaum anfassen, so brannten sie unter der Glut einer erbarmungslosen Sonne. Ich keuchte wie ein Langstreckenläufer nach dem Endspurt.
    Da waren die letzten zehn Meter bis zur Spitze.
    Was war das? Ein schwarzes Loch gähnte im Felsen. Ich steckte neugierig meine Nase hinein. In der linken Hand hielt ich die Tragriemen der beiden Maschinenpistolen mit den Reservemagazinen, in der rechten schußbereit den Smith and Wesson. Und das war mein Glück.
    Ich sah direkt auf den breiten flachen Schädel einer ausgewachsenen Klapperschlange. Ich hätte es mir denken können. Diese Biester wohnen am liebsten in Höhlen mit ausgeglichener Temperatur.
    Sie sah mich, und ich sah sie. Wir reagierten gleich schnell. Ihr Schädel schoß hoch und zurück, um einen Anlauf zu nehmen. Für den kurzen Bruchteil einer Sekunde sah ich das hastige Züngeln dieser widerlich langen, schwarzen gespaltenen Zunge. Und hörte das leise Rasseln ihres aufgeregten Schwanzes. Im gleichen Augenblick fuhr meine Rechte hoch, und der Knall vom Schuß brach sich tausendfältig in der Höhle. Mir schien das Trommelfell zu platzen. Noch Minuten später klang es singend in meinen

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