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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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wurden in einem der besten Häuser Londons extra für ihn zubereitet und dann eingefroren.
    Nicole war der schwere Wein ins Blut gegangen. Ihre gesprenkelten Augen glänzten.
    »Wäre das nichts für uns?« meinte sie an den Professor gewandt.
    »Ich finde, Lord Cordows Ernährungssystem ist unübertrefflich.«
    Cordow nickte ihr huldvoll zu.
    »Seien Sie mein Gast, wann immer Sie wollen.«
    Das Gespräch war während des ganzen Mahls immer an der Oberfläche geblieben. Die beiden Männer waren über höfliche Floskeln und Gemeinplätze nicht hinausgekommen. Noch tasteten sie sich ab. Es war ein Nervenkrieg, von dem Nicole nichts bemerkte.
    Erst nach dem Essen kamen sie auf die Forschungen zu sprechen.
    Auf die entsprechende Frage Zamorras hin wartete der Lord mit derselben Erklärung auf, die am letzten Abend auch schon Morris Bramberry, der Wirt, aufgetischt hatte. Lord Cordow hatte sich aus der Krankenhaus-Chirurgie zurückgezogen, weil er es nach seinem Unfall nicht mehr verantworten könne, an Menschen zu experimentieren. Professor Zamorra sprach ihn auch auf seine Tierversuche an.
    »Ach«, meinte der Lord. »Das ist nichts Berühmtes. Mehr ein Hobby, um meine Fingerfertigkeit nicht zu verlieren.«
    Ob er sich auch schon mit Organverpflanzungen beschäftigt habe?
    »Nein, nein. Ich bin Gehirnchirurg, und in diesem Punkt halte ich es mit dem Sprichwort ›Schuster bleib bei deinen Leisten‹.«
    Nach dem Mahl führte Lord Cordow sie von seinem Salon in die Bibliothek. Er hatte tatsächlich alle Bücher, die Zamorra je geschrieben hatte. Lückenlos. Sogar die Dissertation aus seiner New Yorker Zeit war dabei.
    »Sie sehen, ich bin ein glühender Verehrer von Ihnen«, lächelte Lord Cordow mit unterdrücktem Spott. »Und doch weichen unsere Theorien voneinander ab. Sie glauben, daß man sich paranormale Fähigkeiten auch antrainieren könne, während ich der festen Überzeugung bin, es müßten erst physische Voraussetzungen geschaffen werden, bevor ein Mensch zur Hervorrufung parapsychologischer Phänomene befähigt ist.«
    »Sie denken an Eingriffe im menschlichen Gehirn?«
    Lord Cordow schaute Zamorra entrüstet an.
    »Wo denken Sie hin? Alleine das in Erwägung zu ziehen, wäre verbrecherisch. Man kann nicht mit Menschen experimentieren. Das wissen Sie doch genau. Ich muß schon sagen, daß ich mich sehr über Sie wundere, Professor Zamorra.«
    Lord Cordow war entrüstet. Doch seine Entrüstung war nur gespielt.
    »Es war nur so eine Idee von mir. Entschuldigen Sie. Sie scheinen mich mißverstanden zu haben. Ich wollte Sie mit meiner Bemerkung nicht zu verbotenen und mit keiner Ethik zu vereinbarenden Handlung auffordern. Vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt.«
    Obwohl Zamorra sich entschuldigt hatte, blieb Lord Cordow konsterniert. Er konnte seinen Mißmut über die Entwicklung dieses Gespräches kaum verbergen. Die Frostigkeit blieb auch während der nächsten Viertelstunde erhalten, die sich Zamorra und Nicole noch auf Dunvegan Castle aufhielten. Auch der Abschied fiel alles andere als herzlich aus. Lord Cordow sprach keine neuerliche Einladung aus. Er ahnte auch so, daß sich die beiden Männer noch einmal treffen würden. Nur Nicole gegenüber war er von einer kaum zu überbietenden Zuvorkommenheit. Zamorra spürte, daß Cordow mehr für seine Sekretärin fühlte, daß Cordows Interesse an seiner Sekretärin weit über das Übliche hinausging. Er schaute sie manchmal an, als wolle er sie mit seinen Blicken verschlingen. Lord Cordow hatte Feuer gefangen, und das konnte für Nicole gefährlich werden. Sehr gefährlich…
    Als Professor Zamorra und Nicole gegangen waren, starrte ihnen Lord Cordow vom Fenster der Bibliothek aus nach.
    Er hatte die Arme auf dem Rücken. Seine Hände spielten mit einem dünnen Stock.
    Dann zerbrach er diesen Stock.
    Das knackende Geräusch zerschnitt die Stille im Raum wie ein Schwert den Lebensfaden eines Menschen. Als Lord Cordow sich wieder umwandte, brannte ein düsteres Feuer in seinen dunklen, melancholischen Augen. Sein freundliches Gesicht hatte sich zu einer Fratze aus Gier und Mordlust verzerrt…
    ***
    Bills Gummistiefel waren dreckverschmiert, als Zamorra und Nicole zu ihrer Herberge zurückkamen.
    »Gibt es hier einen Ort, wo man eine Schlammkur machen kann?« fragte Professor Zamorra belustigt, als er den Freund vor der Gastwirtschaft traf. Sie waren fast gemeinsam wieder zurückgekommen.
    »Die ganze Halbinsel ist ein Schlammloch«, antwortete Bill.

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