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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Das war ihm klar. Er hatte nur dann eine Chance, wenn er die Gelegenheit zu geschickten Kontern nutzte und seine Schnelligkeit ausspielte.
    Das tote Auge Bonzos leuchtete weiß. Seine Wut hatte rote Äderchen in das Weiß getrieben, die wie dünne Blutgerinnsel wirkten, den schrecklichen Ausdruck in diesem schrecklichen, zerstörten Gesicht noch steigerten.
    Die Fäuste des Monsters fuhren hoch, bildeten massive Ballen wie Kanonenkugeln, und ähnlich mochten sie in ihrer Wirkung sein.
    Unwillkürlich duckte Zamorra sich ab. Er war auf einen rasenden Angriff gefaßt.
    Doch in diesem Augenblick ertönte ein scharfes Pfeifen vom Schloßhof her.
    Der Riese, der schon zum vernichtenden Schlag angesetzt hatte, hielt mitten in seiner Bewegung inne, als wäre er plötzlich festgefroren. Dann wandte er langsam seinen Kopf, und sein eines Auge, das auf Professor Zamorra gerichtet war, glitt an dem Parapsychologen vorbei, in die Richtung, aus der das schrille Pfeifen gekommen war.
    Auch Zamorra wandte sich um.
    Er erkannte den Mann wieder, obwohl Jahre vergangen waren, seit er dieses Gesicht zum letzten Mal in Illustrierten gesehen hatte.
    Das Gesicht war etwas fülliger geworden. Der asketische Zug um seine Lippen war verschwunden. Doch es bestand kein Zweifel: Der Mann, der sich jetzt langsam näherte, war Lord Cordow. Sein Schritt war ruhig und fest. Es war der selbstbewußte Schritt eines Mannes, der sich um die Wirkung seines Erscheinungsbildes keine Illusionen zu machen braucht.
    Doch eines hatte sich in diesem von der Natur so sehr begünstigten Gesicht nicht geändert: Das fanatische Leuchten in seinen Augen war geblieben. Es waren die Augen eines Wissenschaftlers, den nichts auf dieser Welt davon abhalten kann, einmal gefaßte Forschungsziele weiterzuverfolgen.
    Professor Zamorra entspannte sich, und auch seine Sekretärin löste sich von der Wand. Langsam wich das Entsetzen aus ihrem Blick.
    Lord Cordow lächelte entschuldigend.
    »Verzeihen Sie. Mein Diener ist den Umgang mit fremden Menschen nicht gewöhnt. Wir leben sehr zurückgezogen hier. Außerdem ist Bonzo nicht ganz richtig im Kopf. Sie werden das schon festgestellt, haben. – Verschwinde Bonzo!«
    Das klang wie ein Befehl, den man einem Hund gibt, und wie ein geprügelter Hund zog auch der Riese sein wuchtiges Kinn an die Brust und ging mit hängenden Armen in den Schloßhof zurück, wo er um eine Mauerecke verschwand.
    Lord Cordow bot seinen ganzen Charm auf.
    »Entschuldigen Sie bitte nochmals diesen unschönen Zwischenfall. Aber ich hatte Bonzo Weisung erteilt, daß er dafür sorgen solle, daß ich nicht gestört werde. Normalerweise müßte dieser Mann ja in eine psychiatrische Anstalt, aber ich behalte ihn hier bei mir. Hier auf Dunvegan Castle kann er keinen Schaden anrichten. Er ist eben nur sehr treu und anhänglich. Und manchmal übertreibt er seinen Hang, mich zu beschützen. Ihnen ist doch hoffentlich nichts zugestoßen?«
    Professor Zamorra schaute an sich herunter und dann glitt sein Blick kurz über Nicole. In das Gesicht des Mädchens war wieder etwas Farbe zurückgekehrt.
    »Nein«, sagte er. »Sie haben Ihren getreuen Diener gerade noch früh genug zurückgepfiffen. Er schien es darauf abgesehen zu haben, mir den Kopf vom Rumpf zu reißen. Sind sie wirklich sicher, daß er nicht gemeingefährlich ist?«
    Lord Cordow lächelte amüsiert. »Nicht innerhalb dieser Mauern«, erklärte er doppelsinnig, und wieder war dieses suchende Tasten in Zamorras Gehirn. Stärker diesmal, als draußen vor dem Tor. Doch als er an sein Amulett dachte, ließ der Druck in seinem Gehirn sofort wieder nach. Das Amulett bewirkte eine Verstärkung seiner Abwehrkräfte. Aber eines war inzwischen klar. Lord Cordow mußte ein ungeheuer begabter Telepath sein. Und jetzt wußte Cordow auch, daß er einem Mann gegenüberstand, der sich seinen Fähigkeiten zu widersetzen vermochte.
    Cordows Lächeln wirkte künstlich. Er ging nicht auf die Frage Professor Zamorras ein.
    »Ich nehme an, Sie sind nicht zufällig ins Schloß gekommen. Sie wollten mich sprechen?«
    »Eigentlich nicht«, log Zamorra, und wußte, daß Cordow seine Lüge durchschaut hatte, denn in Nicoles Gedanken hatte er bestimmt lesen können. »Wir sind mehr zufällig hier. Meine Begleiterin und ich wollten nur einen kleinen Spaziergang durch die wunderbare Herbstlandschaft machen.«
    Erst jetzt betrachtete Cordow das Mädchen näher, und Zamorra konnte deutlich verfolgen, daß eine Veränderung im

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