0030 - Der Höllenlord
verneinte verwundert. Ihr sei nichts Entsprechendes aufgefallen.
»Wann wird Hark Merreny mit seinen Filmaufnahmen beginnen?« kam Professor Zamorra zum ursprünglichen Thema zurück.
»Er hat schon begonnen«, antwortete Bill. »Deshalb bin ich ja auch wieder gegangen. Ich wollte ihn nicht stören.«
»Dann störe ich ihn auch noch nicht«, entschied Zamorra. »Aber ich werde ihm heute abend einen Besuch abstatten.«
»Das würde ich nicht tun«, meinte Bill. »Er sagte mir, während der Dämmerung müßte er seine wichtigsten Aufnahmen machen.«
»Dann gehen wir eben etwas später.«
***
Hark Merreny schätzte sich glücklich. Er hatte auf Anhieb einen Platz gefunden, an dem sich Raubmöwen aufhielten. Normalerweise sind sie nur auf hoher See anzutreffen, wo sie den Schiffen folgen und von deren Abfällen leben.
Nicht so die Schmarotzerraubmöwe. Sie ist als einzige der vier Raubmöwenarten auf die Gegenwart anderer Vögel angewiesen. Der braune, bis zu dreißig Zentimeter lang werdende Vogel jagt seine gefiederten Kollegen anderer Arten solange und hackt dann auf sie ein, bis sie ihre Nahrung oder ihren Fang schon halb verdaut wieder herauswürgen. Davon lebt dann die Schmarotzerraubmöwe.
Hark Merreny hatte schon einige phantastische Aufnahmen im Kasten, als die Dämmerung hereinbrach. Sein Gesicht leuchtete vor Freude fast so rot wie sein Haarschopf. Sein Rücken tat weh. Den halben Tag hatte er mit gekrümmten Rücken hinter dem Stativ gestanden und sein Auge ans Okular der Kamera gepreßt. Doch das hatte er alles gerne auf sich genommen.
Die Nacht senkte sich nur allmählich herab auf die Küste. In den nordischen Breiten läßt sich der Tag nicht so schnell vertreiben. Das Licht hätte immer noch zum Filmen ausgereicht, doch die Schmarotzermöwe, die Hark Merreny den ganzen Tag über mit seinen Blicken und der Teleoptik verfolgt hatte, war mit den Fangergebnissen des heutigen Tages offensichtlich bereits zufrieden. Der Vogel zog sich in eine geschützte Felsnische zurück, um dort seinen Kopf mit dem schwarzen Schnabel in sein braunes Gefieder zu stecken und so die Nacht zu verbringen. Die Möwe blieb unsichtbar.
Hark Merreny streckte sich in seinem engen Zelt und stieß dabei mit dem Kopf gegen die Zeltwand. Dann machte er sich daran, die Kamera abzubauen. Er wollte das wertvolle optische Gerät nicht über Nacht hier stehen lassen, obwohl er nicht annahm, daß jemand es stehlen würde. Er hatte den ganzen Tag über keine einzige Menschenseele mehr gesehen, nachdem Bill Fleming verschwunden war.
Ab und zu hatte er hinaufgeschaut zum Dunvegan Castle, doch auch dort hatte sich niemand blicken lassen. Wahrscheinlich hatte dort oben nicht einmal jemand bemerkt, daß er hier Stellung bezogen hatte.
Doch in diesem Punkt war Hark Merreny ein Irrtum unterlaufen.
Ein tödlicher Irrtum.
Hark Merreny war so vertieft in seine Arbeit gewesen, daß er den Feldstecher nicht bemerkte, der mehrmals am Nachmittag auf sein Tarnzelt hinuntergerichtet wurde.
Der junge Wissenschaftler machte sich daran, das lange Teleobjektiv vom Kameragehäuse zu schrauben.
Da hörte er das Tuckern eines Dieselmotors.
Neugierig streckte er seinen Kopf aus dem schmalen Schlitz des Tarnzeltes. Ein: Kutter bewegte sich mit langsamer Fahrt auf die Anlegestelle des Schlosses zu.
Das Wasser brodelte auf, als die Schiffsschraube sich entgegengesetzt drehte, um das Boot zu stoppen. Mit einem dumpfen Schlag legte es gegen die ausgedienten Autoreifen an, die als Dämpfer an den massiven Steg gehängt worden waren.
Es war nur ein kleines Schiff, doch es hatte einen Kran an Bord.
Hark Merreny sah zwei oder drei Gestalten über das Deck laufen.
Auf dem Vorderdeck stand eine große Kiste mit einer Aufschrift darauf. Hark konnte die Schrift selbst nicht entziffern, doch er erkannte das aufgemalte Firmenemblem.
Muritter & Sons. Eine Spezialfabrik für medizinische Geräte in London. Soviel Hark wußte, stellte sie in der Hauptsache Operationstische her.
Hark sah auch einen riesenhaften Mann mit seltsam schwankendem Gang den Weg von Dunvegan Castle herunterkommen, während die Männer auf dem Boot die Kiste am Haken des Krans anseilten und sie hochhievten.
Inzwischen hatte auch der Riese mit dem tapsigen Gang den Steg erreicht. Hark kam es so vor, als hätte das Monster kurz einen Blick in seine Richtung geworfen, doch er konnte sich auch getäuscht haben. Es wurde zunehmend dunkler.
Doch dann leistete der Mann vom Schloß einen
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