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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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in vergangenen Jahrhunderten errichtet hatten. Wehrhaft und abweisend stachen die Zinnen in den heller werdenden Himmel.
    Der Platz vom Waldrand bis zum Portal der Burg war frei und überschaubar. Professor Zamorra trug wieder sein geheimnisvolles Amulett um den Hals, das er auf abenteuerliche Weise von seinen Vorfahren ererbt hatte. Das Amulett, das ihm Kraft über die unbekannten Kräfte der Tiefe und der Dämonen verlieh. Er fühlte das Silber mit den einziselierten Zeichen an seiner Brust um so wärmer werden, je mehr sie sich dem Schloß näherten. Vor dem Portal brannte es wie von einem inneren Feuer erhitzt. Für Zamorra war das ein sicheres Zeichen, daß auf der Burg nicht alles mit rechten Dingen zuging. Auf die Fähigkeiten des Amuletts konnte er sich blind verlassen.
    Er sah Nicole Duval an, deren Züge einen geistesabwesenden Ausdruck angenommen hatten. Dann spürte auch er das vorsichtige, zaghafte Tasten in seinem Gehirn.
    Zamorra konzentrierte sich auf das Stück Silber an seiner Brust, und sofort wich das Tasten aus seinen Gedanken. Er konnte sich gegen die telepathischen Ströme abschirmen, die in ihn einzudringen versuchten.
    Kurz vor dem Portal schwang der eine Flügel von selbst auf.
    Ein riesenhafter Mann mit spiegelnder Glatze starrte ihnen entgegen. Sein Blick sprach Bände. Am liebsten wäre er über die beiden hergefallen, wie ein reißendes Tier.
    Doch er beherrschte sich.
    Oder er wurde beherrscht…
    Nicole Duvals Gesicht war von geisterhafter Blässe überzogen.
    Wie in Trance schritt sie neben dem Professor her, den Blick starr nach vorne auf das Tor zu gerichtet. Sie hatte Zamorras Arm losgelassen und schritt wie im Traum.
    Mit einemmal fiel die Starre von ihr ab. Sie atmete auf und war von einer Sekunde auf die andere wieder das natürliche Mädchen, das Professor Zamorra kannte und schätzte.
    Nicole blies sich eine Locke aus der Stirn.
    »Seltsam«, sagte sie unaufgefordert. »Ich war plötzlich mit den Gedanken ganz woanders. Ich glaube ich habe geschlafen, Professor.«
    Jetzt erst sah sie das Monster in der Pforte, das am Tage nicht weniger erschreckend wirkte als in der Nacht.
    »Um Himmels willen. Aus welchem Käfig ist denn der entwichen?«
    Zamorra drückte ihr beruhigend die Hand.
    »Nur keine Aufregung. Schön ist er gewiß nicht, aber er wird uns zu Lord Cordow bringen. Ich nehme an, er ist sein Diener. Heute beim Frühstück habe ich erfahren, daß sich Lord Cordow einen sonderbaren Diener hält. Bonzo soll er heißen. Angeblich ist er ein Kretin, aber er ist dem Herrn von Dunvegan Castle vollkommen ergeben. Manchmal holt er frischen Fisch im Dorf.«
    Dann standen sie nur mehr wenige Meter vor dem gotischen Tor.
    Bonzo schaute unfreundlich.
    »Was wollen Sie hier?« fragte er kehlig und mit einer krächzenden Flüsterstimme, die kaum zu verstehen war.
    »Mein Name ist Professor Zamorra«, stellte sich der Parapsychologe vor. »Ich hätte gerne Lord Cordow gesprochen. Ich glaube, er weiß von meiner Anwesenheit.«
    Zamorras Eindruck von den tastenden Fingern in seinem Gehirn war noch frisch.
    »Lord Cordow läßt bitten«, sagte das Monster und machte die Andeutung einer Verbeugung, trat einen halben Schritt zurück.
    Zamorra passierte als erster die Pforte. Er hatte nie damit gerechnet, daß das kahlköpfige Monster ihn angreifen würde.
    Bonzo machte urplötzlich wieder einen Schritt vorwärts, während Professor Zamorra an ihm vorbeiging. Seine rechte Pranke war zu einem mörderischen Schlag erhoben.
    Zamorra erkannte die Gefahr im allerletzten Augenblick. Er konnte sich noch vor dem gewaltigen Hieb abducken, der ihm den Schädel von den Schultern gerissen hätte. Pfeifend schwirrte der Rundschlag knapp über seinen Kopf.
    Instinktiv setzte Zamorra zu einem Karateschlag an. Seine Finger krümmten sich. Hart stachen die Knöchel, bildeten eine tödliche Waffe. Zamorras Hand zuckte vor, traf den Riesen an der Halsschlagader.
    Normalerweise hätte das Monster jetzt wie ein gefällter Baum zusammenbrechen müssen, doch Bonzo schüttelte nur irritiert seinen runden Schädel. Sein eines Auge fixierte haßerfüllt den Mann, der sich so unerwartet gewehrt hatte. Nicole war mit einem erstickten Aufschrei gegen eine Mauer aus Granitblöcken zurückgewichen, versuchte an der Wand Halt zu finden. Irgend etwas, woran sie sich festhalten konnte. Der Angriff des Riesen war zu überraschend gekommen.
    Zamorra verhielt sich abwartend. Im Angriff hatte er gegen diesen Riesen keine Chance.

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