0031 - Teufelstrank um Mitternacht
mitgeben, damit wenigstens der Magen arbeitet.«
Wir flachsten auch noch während der Fahrt. Suko hatte sich in den Fond gequetscht. Es war nicht einfach für ihn gewesen, aber mit der stoischen Geduld eines Asiaten hatte er die Prozedur über sich ergehen lassen.
In Stuttgart waren wir gelandet, und dort hatte uns Mallmann auch am frühen Morgen abgeholt. Über dem Land hing noch ein leichter Nebelschleier, doch die strahlende Herbstsonne dampfte die Feuchtigkeit schon bald weg.
Will drehte auf. Wenn er freie Bahn hatte, wurde er zum Tiger. Entspannt hockte er hinter dem Lenkrad, und auf seinen Lippen lag ein glückliches Lächeln.
Will Mallmann hatte, auf meine Bitte hin, bereits Nachforschungen angestellt. In Stichworten erklärte er mir, was er herausbekommen hatte.
Über das Geschlecht der Besançons gab es nicht viel zu berichten. Gérard de Besançons Urahn hatte im Elsaß gewütet. Man nannte ihn den Schwarzen Grafen und sagte ihm nach, er habe sich mit dem Teufel verbündet. Mutige Männer hatten ihn eines Tages getötet und in ihrem Haß das Schloß zerstört. »Was damals dort genau vorgefallen ist, habe ich auch nicht herausbekommen können«, erklärte der Kommissar.
»Aber es lebt noch einer aus dem Geschlecht?« fragte ich.
»Ja. Gérard de Besançon. Ein Playboytyp. Ist nicht besonders in Erscheinung getreten, ich meine in polizeilicher Hinsicht. Er hat von seinem verstorbenen Vater mehrere Schnapsfabriken geerbt, sie aber vor einigen Monaten verkauft. Dann verlor sich die Spur des jungen Gérard. Mehr wissen meine französischen Kollegen auch nicht.«
Als die letzten Nebelschleier verflogen waren, erreichten wir Karlsruhe, die alte Kaiserstadt. Wir fuhren weiter in Richtung Baden-Baden. Links grüßten die Hänge des Schwarzwaldes.
Ich warf einen Blick hinüber. Mallmann sah es und sagte: »Dort ist es jetzt fantastisch. Ein Herbsttag im Schwarzwald ist immer ein Erlebnis.«
»Für das wir keine Zeit haben«, ergänzte ich.
»Leider.«
Bei Kehl passierten wir die Grenze nach Frankreich. Wir überquerten den Rhein, umfuhren Straßburg und rollten in Richtung Sélestat. Der Ort lag mitten im Elsaß, am Rand der Vogesen. Von dort war es angeblich nicht mehr weit bis zu dem zerstörten Schloß.
In einem kleinen Lokal aßen wir zu Mittag. Die Elsässer Küche machte ihrem Namen alle Ehre. Es schmeckte mir ausgezeichnet. Und auch Suko nickte zufrieden.
Will Mallmann aß wenig. »Ich muß auf meine Figur achten«, erklärte er uns.
»Du willst abnehmen, Will?« fragte ich.
»So ungefähr.«
Jetzt mischte sich Suko ein. »Ich kenne da übrigens ein ausgezeichnetes Mittel.«
Will sprang sofort an. »Und das wäre?«
»Man darf alles essen, nur nicht runterschlucken«, erwiderte Suko mit todernstem Gesicht.
Will Mallmann verstand erst nicht. Dann aber begann er zu lachen. »Ich sehe, Suko, Sie haben sich von John schon anstecken lassen, was die Späße angeht.«
»Sagen wir doch du«, meinte Suko.
»Okay, ich habe nichts dagegen.«
Nach dem Essen fuhren wir direkt in die Vogesen hinein. Als ich die Landschaft sah, wurde ich wieder an mein Abenteuer mit dem Kreuzritter erinnert.
Ich kannte den Schwarzwald und die Vogesen. Letztere kamen mir jedoch melancholischer vor, aber auch düsterer. In Kurven wand sich die Straße höher. Buntes Laub wurde vom Wind durch die Straßengräben geweht. Viel Verkehr herrschte nicht. Am Wochenende jedoch waren die schmalen Straßen hier überfüllt.
Einmal mußten wir warten, um einen Holztransporter vorbeizulassen. Er nahm fast die gesamte Straßenbreite ein.
Der Herbst zeigte sich in seiner bunten Vielfalt. Die Luft war klar und rein, sie schmeckte würzig, und hoch über den Wipfeln der dunklen Tannen segelten weiße Wolken.
Ich hatte wenig gesprochen. Die Sorge um Jane Collins fraß in mir. Auch Will Mallmann war geschockt, als ich ihm über Janes Schicksal berichtete. Er hatte keine weiteren Fragen gestellt, und ich war ihm dankbar dafür.
Hin und wieder bekamen wir einen fantastischen Blick über die Hügel der Vogesen bis hinunter in die Rheinebene. Weit im Osten grüßten die Hänge des Schwarzwalds.
An einem kleinen Rastplatz machten wir halt. Kommissar Mallmann holte eine Spezialkarte aus dem Handschuhfach und schaute nach dem Weg. »Jetzt wird es kompliziert«, sagte er, »das Schloß, oder vielmehr die Überreste davon, liegt in einer ziemlich einsamen Gegend.«
»Das heißt, wir müssen den Wagen stehenlassen.«
Mallmann nickte mir
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