0031 - Teufelstrank um Mitternacht
einem Diener der Finsternis zu machen.«
Ich spannte meinen Körper, bäumte mich auf.
Jane kicherte.
Dann stand sie neben mir. Sie neigte den Kelch, kippte das Gebräu aus und schrie: »Dann trink!«
***
Der Vampir griff sofort an.
Mit der brennenden Fackel schlug er zu, zielte dabei auf Sukos Kopf, doch der Chinese ging blitzschnell in die Knie.
Der feurige Streifen jagte über ihn hinweg, und bevor der Vampir zum zweitenmal ausholen konnte, zischte Sukos Handkante von unten nach oben.
Es war ein mörderischer Schlag, mit den Augen kaum zu verfolgen, und er traf den Stiel der brennenden Fackel, kappte ihn genau in der Mitte. So leicht, als wäre er ein Strohhalm.
Der brennende Teil der Fackel fiel zu Boden. Suko trat ihn mit dem Fuß zur Seite.
Der Vampir aber stierte auf den Stumpf in seiner Hand. Die auf dem Boden liegende Fackel gab noch genügend Licht, um sein verzerrtes, aber auch ungläubiges Gesicht zu sehen. Daß jemand keine Angst vor ihm besaß, hatte er noch nie erlebt.
Der Chinese lächelte kalt. »Und nun, Blutsauger?« fragte er.
Jean duckte sich noch tiefer. Seine Hände schlossen und öffneten sich. In seinem Innern mußte ein ungeheurer Kampf toben. Groß waren seine Augen, nahezu übergroß. In den Blicken stand die Gier geschrieben. Die Gier nach dem Lebenssaft eines Menschen.
Und vor ihm befand sich ein Mensch.
Aber der hatte keine Angst.
Unfaßbar für den Untoten.
Suko gab sich äußerst selbstsicher. »Wo befindet sich John Sinclair?« fragte er.
»Hast du Angst um ihn?« höhnte der Vampir. Er mußte sich Luft machen. Er wollte sehen, daß auch der andere das große Zittern bekam. »Dein Freund ist in guter Obhut. Und er wird sterben. Und zwar durch die Hand der blonden Frau.«
»Will sie ihn wirklich töten?« fragte Suko.
»Nicht direkt. Aber das, was er erleiden wird, ist schlimmer als der Tod. Er soll das Elixier der Hölle trinken, und es wird in seinen Adern rauschen wie ein furchtbares Serum. Er wird nicht mehr wissen, ob er ein Mensch ist oder ein Monster. Sinclair, dein Freund, wird einer von uns!«
»Wo steckt er?« wiederholte Suko seine Frage.
»Das sage ich nicht.« Über das Gesicht des Vampirs glitt ein triumphierendes Lächeln.
Da zog Suko den Dolch. Er hielt die Klinge so, daß die Spitze dorthin zeigte, wo bei einem normalen Menschen das Herz schlägt.
»Willst du wirklich nicht reden?«
Der Widergänger zuckte zusammen. Dann fing er sich. »Damit kannst du mich nicht töten!«
»Wirklich nicht?« höhnte Suko. Er ging einen Schritt näher. Dann packte er zu, riß den Vampir herum, preßte seinen linken Arm um dessen Hals und setzte ihm die Spitze des Messers auf die Brust. »Dieser Dolch ist aus geweihtem Silber!« flüsterte er dem Untoten ins Ohr, der vergeblich versuchte, den Griff zu sprengen. »Ein Stich genügt, und du wirst verfaulen wie das Laub im Herbst.«
Jean zitterte. Er stöhnte, keuchte und winselte. Er spürte die für ihn tödliche Weiße Magie des Silbers. Und er wußte glasklar, daß seine Chancen gesunken waren. Zu sehr hatte er sich auf die Kraft der Hölle verlassen und nicht damit gerechnet, daß die andere Seite oft die besseren Trümpfe besaß.
So war es oft. Gerade Dämonen der unteren Rangstufen unterschätzten ihre Gegner.
»Und jetzt führst du mich zu deinem Meister!« flüsterte Suko dem Vampir ins Ohr. »Aber denk daran, keine Mätzchen, sonst ist es vorbei mit dir!«
»Du… du… willst in die Folterkammer?« hauchte der Untote.
»Ja.«
»Dann begibst du dich freiwillig in den Tod.«
»Überlasse das ruhig mir«, erwiderte Suko kalt. »Und jetzt vorwärts!«
»Wir müssen zurück«, sagte der Untote. »Durch die Holztür!«
Suko drehte seinen Gefangenen um. Der Vampir zog die Tür auf, und Suko mußte sich bücken, um hindurchgehen zu können.
Wieder lag ein Gang vor ihnen. Er führte tiefer in das Labyrinth unterhalb der Burg.
Doch hier brannten Fackeln an den Wänden, die den Gang gut ausleuchteten.
Suko wußte, daß es auf jede Sekunde ankam. Deshalb trieb er den Untoten auch zur Eile an.
Wie ein Sack hing der Vampir in seinem Griff. Hin und wieder murmelte er Verwünschungen.
Dann erreichten sie eine Treppe.
Suko hörte Stimmen. Sie drangen aus einem Verlies, das am Ende der Treppe lag.
»Wenn du schreist oder die anderen warnen willst, steche ich zu!« drohte der Chinese.
Jean nickte.
Sie schlichen die Treppe hinunter. Suko lauschte auf die Stimmen. Verstehen konnte er nichts. Plötzlich
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