0033 - Die Dämonengöttin
Schlange plötzlich nachgiebig.
Die schuppige Haut verschwand, wurde glatt und weich. Es war wie die Schale eines edlen Pfirsichs, was er nun mit seinen Händen berührte.
Die Schlange verwandelte sich, wurde zu einem Körper, der dem eines Menschen mehr und mehr glich.
Aus dem schlanken Kopf wurde ein Schädel, der Kopf einer Frau mit ebenmäßigen Gesichtszügen. Sie war von überirdischer Schönheit.
Und sie war nackt!
Lang wallte dunkles Haar auf ihre Schultern nieder und bedeckte den Ansatz ihrer Brüste. Diese schwangen bei jeder Bewegung ihrer Schultern leicht hin und her. Sie vibrierten vor gebändigter Leidenschaft.
Fordernd drängte sie sich gegen den Professor. Eines ihrer Knie schob sich zwischen Zamorras Schenkel. Nur allzu gern gab er diesem Druck nach. Er war auch nur ein Mann mit Wünschen und Begierden.
Ein Nebel legte sich über sein Blickfeld. Er sah alles in einem rosigen Licht der Leidenschaft. Willig ließ er alles mit sich geschehen.
Tief blickte er in unergründliche Augen, auf deren Grund es verführerisch glühte und schimmerte.
Die roten Lippen der Frau klafften auseinander und gaben zwei Reihen makelloser Zähne frei.
Langsam senkte sich der Mund auf Zamorras Gesicht nieder. Er reckte sich ihm entgegen, sehnte die Berührung herbei und wünschte sich nichts sehnlicher, als diese Frau zu besitzen.
Ihre Arme hielten ihn fest wie Stahlklammern.
Kühle Finger tasteten dem Professor über das Gesicht, den Hals und auf die Brust.
Ein wilder Schrei riss ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Die überirdische Frau hatte wohl das Amulett berührt, das Zamorra wie üblich auf der Brust trug.
Heulend wich sie zurück.
Schlagartig veränderte sich auch der Ausdruck ihres Gesichtes.
Jetzt zeigte sie ihren wahren Charakter, signalisierte dem Professor tödlichen Hass und höchste Gefahr.
Zamorra besann sich endlich wieder auf seine Aufgabe. Wie aus unendlichen Tiefen tauchte sein Bewusstsein auf und übernahm die Lenkung seiner Handlungen.
Einem Roboter gleich, setzte Zamorra sich zur Wehr. Mit geballten Fäusten stürzte er vor und wollte sich auf die Dämonin stürzen.
Doch die blieb stehen und lachte nur.
»Schlag nur, du Wurm! Schlag nur!«, keifte sie und lachte auf.
Zamorra holte aus und schlug. Aber seine Faust schoß durch das dämonische Wesen hindurch, als wäre die Frau Luft.
Zamorra wurde von seinem eigenen Schwung mitgerissen. Stolpernd konnte er sich im letzten Augenblick fangen, bevor er endgültig zu Boden stürzte.
Er wandte sich sofort um. Doch da war kein Gegner mehr. Unter einem hohlen Kichern entfernte sich die Schlange, die er zuerst zwischen den Bäumen gesehen hatte.
Zamorra rieb sich die Augen. Jetzt verstand er auch die Warnung der Dämonin, nicht vom Wege abzuweichen. Zu mannigfaltig waren die Gefahren, die dort auf ihn lauerten.
Er schleppte sich weiter. Seine Reserven ließen spürbar nach. Mit müden Bewegungen schlurfte er durch den Wald, von dem er den Eindruck hatte, er würde kein Ende mehr nehmen. Nichts deutete darauf hin, dass er überhaupt vorankam. Die Szenerie um ihn her blieb immer die gleiche.
Endlose Reihen von grauschwarzen Bäumen, die sich unter einem eisigen Wind neigten.
Ein Rauschen riss Zamorra plötzlich aus seiner Lethargie. Seine Gleichgültigkeit war wie weggewischt.
Es musste aus der Richtung kommen, in die er unterwegs war.
Je weiter er ging, desto mehr schwoll das Rauschen an. Es klang wie von einem urweltlichen Wasserfall.
Zamorra schaute hinauf zum Himmel dieser Welt. Er war tiefschwarz und leer. Was mochte er wohl hinter seinen Grenzen für Geheimnisse bergen?
Zamorra versuchte zu ergründen, was dieses Geräusch wohl verursachen konnte.
Die Erklärung sollte er sehr schnell bekommen.
Wie von Geisterhand vernichtet, wich der Wald auf einmal zu beiden Seiten zurück.
Eine riesige Felsformation aus schimmerndem schwarzem Jettstein wuchs vor ihm aus dem Boden.
Zwischen zwei zyklopenhaften Felstischen klaffte ein Spalt.
Und dieser Spalt wurde verhüllt – durch einen Vorhang aus Blut.
In immerwährendem Strom stürzte Blut über die Felskanten und ergoss sich in die Tiefe.
Da, wo es auf den Untergrund aufprallte, hatte sich ein roter Nebel gebildet aus mikroskopisch feinen Blutströpfchen.
Widerlich süß stieg dem Professor der Geruch des Lebenssaftes in die Nase. Mühsam nur konnte er ein Würgen unterdrücken.
Doch unaufhaltsam lenkte er seine Schritte auf den Vorhang zu.
Eine innere Stimme befahl es
Weitere Kostenlose Bücher