0033 - Die Dämonengöttin
kommst. Damit du den Weg durch das Tal der Sorgen auch unversehrt zurücklegen kannst, gebe ich dir dein Amulett wieder. Es wird dich vor den Geistern der Toten in diesem Tal beschützen. Doch glaube nicht, dass du damit mir trotzen kannst. Du hast ja bereits erleben können, wie wenig es dir im Grunde helfen kann. Weiche nicht vom Wege ab, denn sonst bist du endgültig verloren. Und mit dir das Mädchen, das dich in deiner Welt begleitet und die jetzt um ihr Leben kämpft. Vergiss nicht, dass du sie schützen kannst, wenn du richtig handelst. Doch geh jetzt. Du weißt genug über das, was dich erwartet. Und du bist gewappnet gegen alles, was dich angreift. Ich spüre es genau. Du bist ganz auf dich allein gestellt, vergiss das nicht.«
Mit diesen Worten nahm sie das Amulett von der Spitze der Sense, wo es die ganze Zeit gehangen hat.
Sie warf es in einem eleganten Schwung auf den Professor zu.
Instinktiv neigte Zamorra sein Haupt. Mit einem leisen Klirren, das in seinen Ohren wie Musik klang, legte sich die Kette um seinen Hals.
Ein Aufatmen ging durch seinen Körper, als er wieder das vertraute Gewicht um seinen Nacken spürte. Eine verzweifelte Hoffnung beseelte ihn und gab ihm Kraft für das, was ihm bevorstand und was er sich nur vage ausmalen konnte.
Er konnte nicht ahnen, dass das Grauen auf ihn wartete. Auch wusste er nicht, dass dies eine Reise ohne Wiederkehr werden konnte, wenn er sich nicht vorsah.
***
Endlos führte der Weg durch den gespenstischen Wald aus verdorrten Palmen. Ein leiser Wind, eher ein kalter Todeshauch, strich zwischen den Bäumen hindurch und brachte sie zum Schwingen.
Die Geräusche, die sie dabei von sich gaben, klangen wie das schmerzvolle Stöhnen und Seufzen zum Tode Verurteilter. Tief neigten sich die kahlen Palmwedel und streiften den Boden. Armen gleich griffen sie nach Zamorra, der ihnen immer wieder ausweichen musste.
Er war ein einsamer Wanderer durch eine Welt des Grauens. Kein angenehmer Anblick ließ seinen Blick ausruhen oder brachte ihm Trost in dieser verfahrenen Situation.
Längst hatte er sich aufgegeben, denn er war überzeugt, dass er dieser Welt nicht lebendig entrinnen konnte. Die Dämonin würde ihr Versprechen um keinen Preis wahr machen, stellte er doch als lebender Mensch eine immerwährende Gefahr für sie dar.
Nur die Sorge um Nicole Duval ließ ihn seine letzten Energien aktivieren. Der Gedanke an sie hielt ihn aufrecht, und er musste sich fragen, ob es mehr war als nur rein menschliches Mitleid und Fürsorge.
Doch er verscheuchte die Eindrücke, die vor seinem geistigen Auge aufstiegen. Er musste sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentrieren, wenn er bestehen und noch eine Weile leben wollte.
Ein Knacken ertönte von rechts. Sein Kopf fuhr herum, und er erstarrte zur Salzsäule.
Eine riesige Schlange hatte sich zwischen den grauen Stämmen des finsteren Waldes aufgerichtet. Angriffslustig schwang ihr Kopf hin und her, als wollte sie jeden Moment zustoßen. Dabei fixierte sie den Professor mit eisigen Augen.
Zamorra zitterte bis ins Mark. Viel wusste er über den sprichwörtlichen Schlangenblick, doch das hier war weit mehr.
Es war ein Blick, den er körperlich spürte und der ihn erschütterte.
War das eine der Gefahren, vor denen ihn die Dämonin gewarnt hatte?
Seine Gedanken wurden abrupt abgeschnitten.
Der Kopf der Schlange stieß vor. Zamorra hatte das Gefühl, als würde das teuflische Reptil grinsen.
Der Schädel des Dämonentieres traf sein Brustbein. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst.
Er wurde zu Boden geschleudert. Erneut fühlte er die Kälte, die der raue Untergrund abstrahlte. Sie lähmte sein Denken und seine Willenskraft.
Zamorra begriff, dass er sich so schnell wie möglich erheben musste, um im Vollbesitz seiner Kräfte zu bleiben. Auch musste er sich davor hüten, zu Boden geschleudert zu werden. Die Berührung mit der kalten Fläche würde einem Todesurteil für ihn und seine Gefährtin gleichkommen.
Er ruderte mit den Armen, um sich aus der plötzlichen Umklammerung zu befreien.
In mehreren Windungen hatte sich die Schlange um seinen Leib geschlungen und drohte ihn zu zerquetschen.
Er bekam ihren Körper dicht hinter dem Schädel zu fassen. Mit aller Kraft versuchte er, den Kopf still zu halten.
Die Adern auf seiner Stirn traten hervor, und kalter Schweiß perlte ihm über den Rücken. In seiner Not schrie der Professor heiser auf.
Und als wäre das ein Signal gewesen, wurde der Körper der
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