0033 - Die Dämonengöttin
Haut.
Und wieder musste Zamorra mühsam ein krampfartiges Würgen unterdrücken, als er durch die tosende Wand schritt.
Doch schnell hatte er den Vorhang hinter sich gelassen.
Die Wunde in seiner Schulter pochte heftig. Sein ganzer Körper wurde von diesem Pulsen durchströmt.
Feurige Ringe tanzten vor seinen Augen, und er musste sich für einen Augenblick hinsetzen.
Jetzt, wo er kurz vor dem Ende seines Weges durch Raum und Zeit angelangt war, wollten ihn die Kräfte verlassen. Das durfte nicht sein.
Er sammelte sich und nahm das Amulett seines Vorfahren in die Hand.
Täuschte er sich oder spürte er wirklich dieses warme Gefühl der Kraft, die ihn erfüllte? Hatte das Amulett seine geheimnisvollen Fähigkeiten und Strahlen wieder zurückerlangt? Oder war es nur ein neues Spiel, das die Dämonin mit dem Knochenpferd mit ihm trieb?
Zamorra erhob sich wieder.
Am Horizont machte er undeutlich den Palmenwald aus, der wie in einem tödlichen Reigen hin und her schwankte.
Tausende von Stimmen erfüllten mit ihrem Flüstern die Luft und verwirrten den Professor. Sie stürmten auf ihn ein, versuchten ihn vom Wege zu locken und verhießen ihm ewiges Glück.
Zamorra ließ sich nicht beirren. Er verfolgte stur seinen Weg, der durch den Palmenwald führte, an dessen Ende die Dämonin auf ihn und seine Beute wartete.
Je näher er dem Ende des Palmenhains kam, desto mehr reagierte das Amulett auf die Nähe der Dämonin. Erst war es nur ein leichtes Brennen, das sich aber mehr und mehr zu einem Glühen steigerte.
Es nahm dem Professor den Atem und ließ ihn gequält aufstöhnen.
Verstanden seine Vorfahren die Situation, in der er sich befand?
Zamorra wünschte es inbrünstig, denn er wollte sich ihrer würdig erweisen.
Er nahm zwischen den dunklen Stämmen eine Bewegung wahr.
Zwei Gestalten schlichen sich heran. Es waren ein alter Mann und ein junges Mädchen von feenhafter Schönheit.
Misstrauisch verfolgte Zamorra ihr Näherkommen und bereitete sich auf eine neue Teufelei vor.
Doch in den Augen des alten Mannes lag unsagbare Trauer. Und der Anblick des Mädchens rührte den Professor zutiefst. Tränen standen in ihren Augen, und sie schienen den Professor um Hilfe anzuflehen.
Erwarteten sie sich von ihm Unterstützung, wo er doch ebenso hilflos war wie sie?
Mit einer Geste bedeutete der alte Mann dem Professor, stehen zu bleiben und auf sie zu warten.
Zögernd erfüllte Zamorra die stumme Bitte.
Der alte Mann legte einen Finger auf den Mund.
»Nicht so laut reden«, flüsterte er leise. »Sie hört alles, und wenn sie erfährt, dass wir mit dir reden, dann bedeutet das unser Verderben.«
Zamorra nickte verstehend, konnte sich aber von einem gewissen Misstrauen nicht freimachen.
Das Mädchen stützte den alten Mann, der sich wie unter Qualen vorwärts schleppte.
Als sie den Professor erreicht hatten, sah er, dass in den Augen des Mannes ein Feuer lag, das ihm bewies, dass er noch nicht völlig der Dämonin verfallen war.
»Ich weiß, wer du bist. Eine Ahnung hat es mir gesagt. Ich kenne zwar deinen Namen nicht, doch bin ich überzeugt, dass du uns alle erlösen wirst.«
Der alte Mann musste husten. Sein Körper schüttelte sich wie unter Krämpfen. »Ich bin es, der die Teufelin auf die Erde geholt hat. Vor einigen Jahren habe ich den schwarzen Stein unter einer Palme gefunden. Ich wurde von seinem Feuer verschlungen und hier in diese schreckliche Welt entführt. Mein Name war damals Abd El Naftali, doch ich habe ihn schon lange nicht mehr getragen. Dieses Mädchen hier ist meine Enkelin Fatme. Sie hat mich damals gefunden und musste mir folgen. Durch meine Schuld ist das Unglück über die Oase gekommen. Aber du wirst uns helfen können. Ohnmächtig musste ich zuschauen, wie immer neue Opfer mit Hilfe des schwarzen Steins in die Dämonenwelt gerufen wurden. Und ebenso hilflos musste ich miterleben, wie die Dämonin mit ihnen ihr grausames Spiel trieb. Jeden von ihnen hat sie ausgeschickt, das Schwert des Lichtes zu holen. Und niemand von ihnen ist zurückgekehrt. Im Tal der Sorgen ereilte sie das Schicksal und brachte ihnen den Tod. Doch du bist zurückgekehrt und hast das Schwert bei dir. Hüte es gut, wenn du damit auch nicht viel ausrichten kannst.«
Zamorra unterbrach den Mann. »Was meinst du damit, dass ich nicht viel damit ausrichten kann? Ist es nicht von unendlicher Macht und Kraft? Kann es die Dämonin nicht in ihre Schranken verweisen?«
Ernst schüttelte der alte Mann den Kopf. »Nein,
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