0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel
wieder in meine Rocktasche gleiten.
Als ich wieder in den Hof kam, waren sie gerade dabei, die Leiche abzutransportieren. Phil war ebenfalls zurückgekommen und unterhielt sich mit dem Lieutenant.
»Wir können von mir aus abrücken«, sagte Black, als ich zu ihnen trat. »Oder haben Sie irgendwelche Gründe, noch hierzubleiben?«
»Ich wüßte nicht, warum«, sagte ich.
Wir marschierten alle Mann durch den Flur und kletterten auf der Straße in unsere Wagen. Dann brausten wir ab. Insgesamt waren es neun Polizeifahrzeuge und mein Jaguar. Vor einer solchen Streitmacht wagten sich auch die mutigsten Burschen von Bronx nicht, uns ihre beliebten lebenden Straßensperren aufzubauen.
»Wo willst du hin?« fragte Phil unterwegs, als er merkte, daß ich nicht die Richtung zu unserem Office einschlug.
»Wir fahren zur City Police«, erwiderte ich. »Ich habe eine Kleinigkeit für Lieutenant Black, die ich an Ort und Stelle untersuchen lassen möchte.«
***
Bei der City Police suchten wir Blacks Dienstzimmer auf. Er bot uns Plätze an, und wir setzten uns. Er sagte seiner Sekretärin, in der nächsten Viertelstunde möchte er nicht gestört werden.
»Mögen Sie Whisky?« wandte er sich dann an uns, während er die rechte Schublade seines Schreibtisches aufzog.
Und ob wir mochten. Er war nicht kleinlich und brachte drei normale Wassergläser zum Vorschein, die er sorgsam füllte.
Wir prosteten uns zu und tranken dann langsam in kleinen Schlucken, wie es Genießer so an sich haben. Dabei rauchten wir Zigaretten und hingen unseren Gedanken nach. Hin und wieder braucht man eine solche Entspannungspause im Getriebe des Alltags.
Nach einiger Zeit sagte Black: »Tja, dann wollen wir uns mal wieder in die Sache reinknien, was?«
»Gemacht«, sagte ich. »Legen Sie los, Black! Erzählen Sie uns erst mal ein bißchen! Sie waren doch viel früher am Tatort als wir.«
»Cotton, da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir fanden nicht viel Spuren. Höchstens drei oder vier verschiedene.«
»Ein Täter, ein Opfer, einer, der den Toten findet, das sind ja schon drei«, rechnete ich vor.
»Eben. Also Fremde können sonst kaum dagewesen sein, bevor wir kamen. Vielleicht hat der Wirt den Fund der Leiche nicht an die große Glocke gehängt, sondern still für sich behalten?«
»Das ist wahrscheinlich«, nickte ich.
»Der Wirt scheint ohnehin kein sehr redelustiger Bursche zu sein. Aber mich wundert, daß man von den Fenstern der Häuser, die in der Nachbarschaft liegen, nicht den Toten sah.«
»Ich hatte ein paar Leute von der Mordkommission in die Häuser geschickt, nur, um sich ein bißchen umzuhören. Der Schuß wurde nirgends gehört. Also ist anzunehmen, daß ein Schalldämpfer verwendet wurde. Und den Toten haben die meisten Leute liegen sehen. Aber alle dachten, es wäre einer aus der Kneipe, der sich seinen Rausch ausschlief. Es scheint bei dem Wirt so Brauch zu sein, daß er sinnlos Betrunkene einfach im Hof ablädt und sie dort ausschlafen läßt.«
»Kommen wir zu den Fußspuren zurück. Sie haben die Spuren natürlich ausgipsen lassen, Black?«
»Sicher. Alle. Jetzt muß erst mal der Gips hart werden, dann können wir die Abdrücke den Experten übergeben. Die bringen manchmal die tollsten Ergebnisse heraus. Ich hatte vor ein paar Jahren mal einen Fall, wo ich eine einzige Fußspur hatte. Ich sah nichts weiter als eine geriffelte Sohle. Unser Experte erklärte mir, daß es sich um Schuhe aus einem Heeres-Trainings-Camp handelte, genaue Schuhgröße, Anfertigungsjahr, Herstellerfirma und so weiter. Ich brauchte praktisch nur von der Firma dem gewöhnlichen Verteilerweg nachzugehen, um schließlich den Mörder zu haben.«
Ich nickte. »Wenn wir unsere Experten in allen möglichen Fächern nicht hätten, wären wir arm dran. Aber jetzt passen Sie mal auf, Black: Sie sagten, neben dem Toten habe dessen aufgeklappte Brieftasche gelegen?«
»Ja, warum?«
»Und an dieser Brieftasche seien Fingerabdrücke gesichert worden?«
»Ja, sie bestand aus einem völlig glatten Kunststoff, der die Abdrücke sehr gut erhalten hat. Warum?«
»Von wem können die Abdrücke sein?«
»Ich tippe zunächst einmal auf den Mörder. Mich wunderte es, daß in den Taschen des Toten nicht eine Münze, nicht ein Geldschein gefunden wurde. Na, abgebrannt bis auf den letzten Nickel ist jeder mal, sicher, aber doch nicht alle Tage. Und ausgerechnet an einem Tage, als Jackie abgebrannt war, sollte ihn einer umlegen? Nein, ich glaube eher, daß er
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