0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel
dutzendmal vorbestraft.
»Vielen Dank, Kollege«, sagte ich und machte mich auf die Strümpfe.
Ich marschierte direkt zum Dienstzimmer unseres Distriktchefs, Mr. John D. High.
»Come in!« rief er, nachdem ich geklopft hatte.
Ich trat ein. Phil saß gerade mit irgendeiner anderen Sache bei ihm.
***
Mr. High lächelte mich freundlich an. »Guten Morgen, Jerry. Bitte setzen Sie sich! Wollen Sie beichten?«
Ich sah ihn ziemlich verdattert an. »Beichten? Wieso?«
»Sie haben sich vor einer Woche bei uns eine Kamera mit Film ausgeliehen. Sie waren noch einmal in Frymors Haus. Sie suchten den Taxistand auf, von dem Canderhey seine Fahrten antrat, wenn es Donnerstagabend war — und so weiter und so fort.«
»Sie sind aber gut unterrichtet, Chef!« Er beugte sich vor und wurde sehr ernst.
»Jerry, es gibt im Hause eine sehr sinnvolle Vorschrift: Wenn ein FBI-Beamter irgendwelche Besuche in dienstlicher Eigenschaft macht, dann soll er hinterlassen, wohin er geht und wielange es schätzungsweise dauern wird. Wird diese Zeit überschritten, können wir uns um ihn kümmern. Die Erfüllung dieser Vorschrift hat schon manchem ihrer Kollegen das Leben gerettet, wenn er in Gangsterhände fiel und wir ihn dank seiner hinterlassenen Nachricht noch zeitig genug heraushauen konnten. Ich wäre ihnen dankbar, Jerry, wenn Sie sich in Zukunft etwas tnehr an diese Dienstvorschrift hielten. Zumindest könnten Sie zu mir so viel Vertrauen haben, daß Sie mir Bescheid sagen, wenn Sie auf eigene Faust sich hinter irgendeine Sache klemmen. Daß ich meinen Leuten freie Hand lasse, müßten Sie in den vielen Jahren, die wir nun Zusammenarbeiten, gemerkt haben.«
Teufel, Teufel, so eine lange Strafpredigt hatte ich noch nie von ihm gehört, und er hatte zu allem Elend noch recht.
»Entschuldigen Sie, Chef«, sagte ich jetzt wirklich sehr kleinlaut.
Nun lachte er. »Okay, Jerry. Wo brennt’s? Ich hörte Ihre emsige Betätigung von Hywood, der allen diesen Spuren natürlich auch nachging und jedesmal hörte, da war schon ein G-man, der dasselbe gefragt hat. Na, Hywood konnte sich sofort denken, wer es war.«
Ich berichtete mein nächtliches Erlebnis. Und ich schloß mit den Worten: »Es steht also eins fest: Da ist ein gewisser Step Price. In seiner Villa finden regelmäßige Zusammenkünfte einiger Millionäre statt. Am nächsten Tag werden dann an den Banken dieser Herren Schecks auf ungeheuer große Summen vorgelegt, die samt und sonders auf den Namen dieses mysteriösen Step Price gehen. Ich habe die Bankauszüge von Frymor und Canderhay durchgesehen und zusammengerechnet: Seit Neujahr hat Frymor von Price 2 420 000 Dollar erhalten! Frymor von Price! Umgedreht gingen in der gleichen Zeit von Frymor an Price: 5 784 000 Dollars laut Bankauszügen. Bei Canderhay sind die Summen noch höher, aber bei beiden ist eins gleich: Sie zahlten an Price mehr, viel mehr als er an sie. Wofür zahlten sie überhaupt? Und weiter: Warum befinden sich in der Villa dieses Step Price zwei Wächter, die gesuchte Gangster sind? Und weiter: Wieso sterben plötzlich zwei Leute, die ebenfalls bei Price verkehrt haben? Werden die anderen vielleicht auch eines Tages an der Reihe sein? Chef, hier geht’s nicht mit rechten Dingen zu, und ich bin der Meinung, wir sollten uns diese Zusammenkünfte an den Donnerstagabenden sehr genau unter die Lupe nehmen! Und zwar, bevor das nächste Mitglied dieser eigenartigen Gesellschaft ins Grab beißt!«
Mr. High schwieg nachdenklich. Gerade als er etwas sagen wollte, klingelte das Telefon bei ihm auf dem Schreibtisch. Er hob ab, meldete sich und lauschte lange. Dann sagte er: »Das ist ja unglaublich! Ich rufe sie an! Vielen Dank einstweilen für die Unterrichtung.«
Er legte den Hörer auf und sagte: »Hywood war es. Er sagte, daß der Rechtsanwalt von Frymor ihn angerufen habe. Er sei außerstande, das Testament zu vollstrecken.«
»Wieso?«
»Laut einer Nachricht von Frymors Bank gehört Frymor nicht ein Dollar seines Vermögens mehr. Es ist mit ordrnungsgemäß Unterzeichneten Schecks in die Hände eines gewissen Step Price übergegangen. Die Schecks sind zweifellos echt, und die Unterschriften stimmen. Die Bank ist ein wenig ratlos, ob sie nun verpflichtet ist, die gesamten Wertpapiere von Frymor entweder zu Geld zu machen, um seine Schecks zu decken, oder ob sie die Wertpapiere übergeben darf. Jedenfalls sei von Price eine schriftliche Nachricht von Frymor an seine Bank eingereicht worden, demnach sein
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