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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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runter.«
    »Und wir müssen den Schloßherrn benachrichtigen«, meldete sich einer der Männer. Er hob seine Stimme. »Fernand…« brüllte er.
    »Lebst du noch?«
    Es kam keine Antwort.
    ***
    Fernand, ein einfacher Mann von zweiunddreißig Jahren, verlor nicht die Nerven. Der Preßluftbohrer versprühte Funken. Fernand tastete sich zu ihm vor und schaltete ihn ab. Als er sich aufrichtete, gefror ihm das Blut in den Adern.
    Dicht hinter ihm hatte er ein Gelächter wahrgenommen.
    Fernand fuhr entsetzt herum. In weiter Ferne entdeckte er ein kleines, rundes Licht, das zaghaft näherzukommen schien. Fernand spürte in seinem Nacken den Atem eines Menschen. Er wirbelte herum, doch er konnte in der Finsternis nichts erkennen. Er breitete die kräftigen Arme aus und kreiselte herum, doch er berührte nichts.
    Nur ein eiskalter Luftzug streifte ihn.
    »Ist da wer?« fragte er, seinen Kopf mit dem Stiernacken nach vorn schiebend.
    ***
    Rechts von ihm kicherte es.
    »Da ist doch jemand«, knurrte Fernand, das Grauen von sich abschüttelnd. »Los, ich will Antwort.«
    Wo bin ich hier gelandet? fragte er sich.
    Dann kniff er die Augen zusammen.
    Das Licht, das zuerst unendlich fern zu sein schien, hatte sich genähert und zu einer riesenhaften Flamme entwickelt. Die Lohe stieg vor ihm auf wie eine steile Säule. In ihrem flackernden Lichtschein sah er unheimliche Skelette, die sich zum Rhythmus einer imaginären, irren Melodie bewegten.
    Ein keuchender Schrei entrang sich der Kehle von Fernand.
    Unvorstellbar, was er da vor sich sah… Er hörte das satanische Gekicher der Gespenster, erkannte weiße, durchsichtige Totenhände, die nach ihm greifen wollten, taumelte zurück, spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach, und hob abwehrend die Arme.
    Sie umringten ihn mit fletschenden Zähnen. Totenköpfe mit geifernden Mäulern, die Hände wie Geierkrallen gekrümmt.
    Eine der Knochenhände faßte nach ihm und riß ihm den Overall auf.
    Fernand schrie.
    Das Gelächter schwoll an zu einem Chor grausiger Gespensterstimmen.
    Nach Jahrhunderten des Verharrens war die Stunde der Dämonen gekommen. Sie bemächtigten sich des starken Mannes, zerfleischten ihn, und jede der langfingrigen Skelettkrallen wollte ein Stück von ihm bekommen.
    Fernand wich zurück, halb bewußtlos. Aber den Gedanken an Flucht mußte er aufgeben. Er war eingekerkert mit diesen Bestien.
    Solange er noch denken konnte, war ihm seine Hilflosigkeit bewußt.
    Erst, als sich die Dämonen seines Kopfes bemächtigten, verlor er die Besinnung. Sein letzter Eindruck war eine höhnische Fratze mit gierig verzerrtem Maul. Es war das letzte Bild, das seine Augen zu sehen bekamen, und es begleitete ihn in den Tod.
    ***
    »Chef, haben Sie nichts gehört?« Nicole Duval sprang auf und trat an das Turmfenster. Als sie keine Antwort bekam, wandte sie sich zu dem Professor um. Sie sah ihn mit geschlossenen Augen dasitzen.
    Nicole wußte, daß Zamorra manchmal solche Anwandlungen von Telepathie bekam und dann Dinge spürte, von denen normale Sterbliche wie sie nichts ahnten. Nicole verließ sich gern auf ihre Wahrnehmungen, die sie mit ihren Sinnesorganen macht: Wenn es beispielsweise irgendwo in der Nähe verführerisch roch, war totsicher das Fenster in einer Küche offen, in der etwas gebrutzelt wurde. Sie verließ sich also gern auf Tatsachen, wenn sie auch einräumte, daß ihr Chef sich mit Herz und Seele einem Wissensgebiet widmete, bei dem das Unmöglichste wahr sein konnte.
    Früher hatte sie über Geister und Dämonen nur amüsiert gelächelt und die Leute, die daran glaubten, für leicht beschwipst erklärt. Inzwischen wußte sie aber, daß im Kopf von Zamorra aus der Tiefe des Unterbewußtseins manchmal Warnungen und Prophezeiungen auftauchten, die nicht ernst genug genommen werden konnten.
    »Was ist los, Chef? Tobt sich Ihre Phantasie wieder mal aus?« fragte sie salopp, um Zamorra aus seiner Erstarrung zu reißen.
    Wie erwachend sah der Professor sie an.
    »Hier, ganz in der Nähe«, flüsterte er. »Die Mächte der Finsternis sind zurückgekehrt, Nicole… Kommen Sie!«
    Er sprang auf und stürzte zur Tür der Bibliothek.
    Nicole sah ihm fassungslos nach. Und sie registrierte ein frostiges Prickeln in ihrem Nacken. Sie hatte plötzlich eine Gänsehaut. Dann stürzte sie dem Professor hinterher.
    »Warten Sie auf mich, Chef…« schrie sie. Um nichts in der Welt wäre sie jetzt allein in diesem gruseligen Turm geblieben.
    Der Westturm von Château Montagne war

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