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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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starb, gab es Dämonen hier im Schloß. Ich hatte einige Begegnungen mit ihnen. Aber sie verschwanden. Doch nun hat sich herausgestellt, daß…«
    Die Kerzen in den goldenen antiken Leuchtern flackerten. Ein eiskalter Luftzug strich über die am Tisch Sitzenden.
    Die Fenster sprangen mit lautem Knall auf. Die Vorhänge blähten sich im Abendwind. Die Bestecke auf dem Tisch begannen zu tanzen. Die Teller hoben sich und senkten sich, zerplatzten klirrend bei der Berührung mit dem Tischtuch.
    Ken Baker schrie als Erster.
    »Hilfe, was ist das?« drang sein gellender Ruf über die Köpfe der anderen. Er war aufgesprungen.
    Da verlöschten alle Kerzen.
    »Professor…« stammelte Lana Meredith. »Läuten Sie Ihrem Butler. Er soll Licht machen … Ich habe Angst.«
    »Der Fluch von Château Montagne ist wieder lebendig geworden«, sagte der Professor mit metallischer Stimme.
    »Was soll der ganze Unsinn? Haben Sie für uns eine Privatvorstellung inszeniert, Professor?« rief Tills helle Stimme.
    Nicole war entsetzt aufgestanden. Sie spürte die Nähe der Dämonen fast körperlich.
    Immer wieder streifte sie der Atem eines Vorbeischreitenden. Fauliger, eisiger Atem. Modrig und nach Verwesung stinkend.
    Warum greift der Chef nicht ein? grübelte sie.
    Aber gegen unsichtbare Dämonen kann er nichts ausrichten.
    »Im Namen des silbernen Amuletts mit dem Drudenfuß«, hörte sie plötzlich Zamorra ernst sagen, »geht hinweg. Ich verbiete euch, hier zu sein. Verschwindet…«
    Atemlose Stille herrschte.
    Dann taumelte ein Licht durchs offene Fenster. Wie ein Glühwürmchen flimmerte es näher, tänzelte auf sie zu, schoß in die Höhe, und plötzlich hatte es die Kerzendochte wieder angesteckt und war verschwunden.
    Da schrie Lana Meredith gellend auf und deutete auf die Mitte der Tafel.
    Auf dem großen Tisch, an dem sie saßen stand jetzt eine gewaltige Silberplatte.
    Auf ihr ruhte mit angstverzerrtem Gesicht ein Mann im blauen, zerfetzten Overall. Er war tot. Das Ungeheuerlichste aber war, daß die Haut, die unter dem Overallstoff hindurchschimmerte, aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt zu sein schien. Er sah aus, als ob er überall Blutergüsse davongetragen hätte.
    »Genug des entsetzlichen Spiels, Professor. Ich finde das geschmacklos«, entrüstete sich Ken Baker.
    Nicole spürte ein Würgen in der Kehle. Sie kannte den Mann vom Sehen, als er noch lebendig war. Sie sprang auf und stürzte zur Tür.
    Zamorras Gesicht wurde wie aus Stein.
    Er streifte das entsetzte Gesicht von Mrs. Meredith, dann drehte er sich wortlos um und folgte Nicole.
    Draußen in der Schloßhalle trafen sie auf Pierre Malice, den Polizeichef.
    »Ich muß Ermittlungen aufnehmen wegen des verunglückten Bauarbeiters aus Tours«, erklärte er. »Man hat seine Leiche zwar nicht gefunden, aber Sie behaupteten den Männern von der Feuerwehr gegenüber, daß er absolut tot ist.«
    »Folgen Sie mir, Monsieur.«
    Als Malice die makabre Silberplatte auf dem Tisch entdeckte, wurde sein treuherziges Seehundgesicht gelblichviolett.
    »Aber Monsieur Zamorra…« ächzte er.
    »Ein grausamer Scherz unbekannter Eindringlinge«, erklärte Zamorra. »Ich verspreche Ihnen meine Mithilfe, Monsieur-Malice.«
    »Danke. Das genügt. Ich werde… ich werde die Leiche in die Stadt schaffen lassen, damit man sie untersucht.«
    »Bitte«, murmelte Zamorra. »Ich bin froh, wenn wir sie los sind, Monsieur.«
    ***
    Es war nicht verwunderlich, daß niemand mehr Appetit auf das abendliche Diner verspürte.
    In dem Gemach mit dem riesigen, weißen Marmorkamin trafen sie zum Mokka zusammen.
    »Durch den Kellereinsturz sind geheime Mächte lebendig geworden, die ich ein für allemal aus unserem Leben verbannt glaubte«, versuchte der Professor zu erklären. »Ich würde Sie bitten, inzwischen Urlaub an der Küste zu machen oder vielleicht eine Besichtigungstour durch Spanien zu unternehmen? Sobald die Gefahr vor- über ist, telegraphiere ich Ihnen, Mrs. Meredith, und werde mit Freuden den Gastgeber, spielen. Unter diesen Umständen aber…«
    »Sie meinen, es waren wirklich Geister bei uns im Speisesalon?« erkundigte sich Lana Meredith schauernd.
    Jill lachte. »Aber Mummy, laß dir doch keinen Bären aufbinden. Es war eine gigantischraffinierte Inszenierung von Professor Zamorra, um uns eine Gänsehaut beizubringen.«
    Zamorra wandte den Kopf.
    »Tut mir leid, Miß Jill. Ich kann Ihnen nicht beipflichten. Es stand nicht in meiner Macht, zu ändern, was Sie alle miterlebten.

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