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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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zarten Mädchenalter. Sie mußte die Kunst des Blumensteckens ebenso beherrschen wie die der Konversation, mußte auf der Shamise, der Laute und anderen Musikinstrumenten spielen und ihre Gäste mit Gesang und Tanz unterhalten können.
    Das Teezeremoniell und andere Rituale gehörten zu ihrer Ausbildung. Diese Geishas waren nicht etwa Prostituierte. Die höheren Ränge gaben sich nur selten ausgewählten und besonderen Kunden hin, für die das eine Auszeichnung war.
    Es hatte berühmte Geishas gegeben, die nur mit Angehörigen der kaiserlichen Familie und des hohen Adels verkehrten. Mit den kimonotragenden Barmädchen des Vergnügungsviertels hatten die echten Geishas nichts gemein.
    Tomoe Akira war eine Erster-Klasse-Geisha, deren Dienste sich nur hochgestellte und reiche Persönlichkeiten leisten konnten. Gogen Kishi, der Boß des mächtigsten Verbrechersyndikats in Tokio, war versessen auf sie. Diese Geisha mußte er haben, sein Blut pulsierte schneller, wenn er nur an sie dachte.
    Sie zu besitzen, würde ein besonderes Erfolgserlebnis und eine Selbstbestätigung für den Syndikatsführer sein. Und es gab nicht mehr viel, was Gogen Kishi im Leben noch erreichen konnte.
    Bei Tomoe etwa Gewalt anzuwenden, lag ihm fern. Kishi war durch und durch Japaner und wußte, was er einer Geisha schuldete. Wenn sie ihn nicht erhörte, dann mußte er das hinnehmen.
    Wollte er bei Tomoe Gewalt anwenden, verlor er sein Gesicht.
    Tomoe achtete sehr auf ihren Ruf, zu Veranstaltungen des Syndikats kam sie überhaupt nicht. Zu den Aufgaben einer Geisha zählte es auch, bei geschäftlichen Besprechungen und besonderen Zusammenkünften die Atmosphäre zu lockern. Geishas niederen Ranges bedienten die Männer, und eine höhere Geisha oder auch mehrere Geishas der höheren Kategorie unterhielten sie.
    In allen Ehren, obwohl Sonderabsprachen möglich waren.
    Bei Syndikatszusammenkünften hätte Tomoe ein Heidengeld verdienen können. Gerade Bosse der Unterwelt waren sehr darauf bedacht, ihr Image zu heben. Die Verpflichtung einer Erster-Klasse-Geisha war der beste Weg dazu.
    Doch das lehnte Tomoe strikt ab. Wenn Gogen Kishi sie sehen wollte, mußte er schon das Geishahaus aufsuchen, in dem sie fest angestellt war. Dort trat sie zu bestimmten Zeiten, vor einem ausgewählten Publikum auf, im kleineren Kreis.
    Gogen Kishi konnte sein Glück kaum fassen, als er am Freitag eine Nachricht von der Besitzerin des Geishahauses erhielt. Er sah sich am Ziel seiner Wünsche, die Botschaft war sehr feinsinnig, aber unmißverständlich formuliert.
    Kishi verschob dringende Geschäfte, um die alte Toda Kasiki zu empfangen, die Mamasan des Geishahauses. Die alte Toda, zu ihrer Zeit eine gefeierte Geisha, war jetzt eine Kupplerin ersten Ranges. Kishi empfing sie mit gebührender Ehrerbietung in seiner luxuriösen Stadtwohnung, und sie handelten den Kontrakt für Tomoe aus.
    Ein anderer Weg wäre undenkbar gewesen. Tomoe sollte, so sah es der Kontrakt vor, für eine unbestimmte Zeit Gogen Kishis Mätresse werden. Der Preis war enorm hoch, doch Kishi zahlte ihn gern, obwohl er natürlich erbittert feilschte.
    Denn er bildete sich ein, Tomoe mit seiner Persönlichkeit beeindruckt zu haben. Daß sie seine Geliebte werden sollte, würde ihm in jeder Beziehung einen enormen Aufschwung geben.
    Es fiel Kishi zwar auf, daß das erste Treffen sehr kurzfristig anberaumt worden war, für den gleichen Abend noch. Doch er nahm an, daß die Geisha Tomoe oder die Mamasan Toda aus irgendeinem Grund sehr viel Geld brauchte. Und er dankte seinen Schutzgöttern, daß die Wahl gerade auf ihn gefallen war.
    An diesem Abend hielt Gogen Kishis gepanzerter Toyota-Straßenkreuzer mit den getönten Scheiben und den schußsicheren Reifen vor dem Geisha-Haus Toda Kasikis. Kishi stieg aus, zwei kräftige Leibwächter schützten ihn. Sie waren Karateexperten und Meisterschützen, und sie ließen Kishi nie allein.
    Einer schritt vor dem Syndikatsboß, einer folgte ihm. Sie marschierten durch den beleuchteten Miniaturpark und verschwanden im Geishahaus. Zunächst suchten sie das Gemeinschaftsbad auf, wo Kishi sich massieren und mit ätherischen Essenzen einölen ließ.
    Hinterher gesellte sich Kishi zu der Runde im kleinen Salon, wo die schöne Tomoe auftreten sollte. Bildhübsche Geishas niederen Ranges bedienten die zwölf Männer, die alle einen hohen Preis entrichtet hatten, um Tomoes Unterhaltung zu genießen.
    Der Auftritt der Geisha währte anderthalb Stunden und bildete den

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