0037 - Panik in Tokio
sagte der mit einem dunklen Kimono bekleidete Hüne zu Tomoe Akira. »Den Leibwächter vor der Tür erledigt John Sinclair, den vor dem Pavillon schalten Männer der Kamikaze-Bruderschaft aus.«
Tomoe trat dem bewußtlosen Gogen Kishi leicht in die Seite.
»Eher würde ich sterben, als mich dieser Wanze hinzugeben.«
»Sinclari-san gefällt dir besser, was?« fragte Suko.
Tomoe errötete und wich seinem Blick aus. Zur gleichen Zeit tippte im Korridor draußen ein hochgewachsener blonder Mann mit einer halbmondförmigen Narbe auf der linken Wange dem Leibwächter auf die Schulter. Der Blonde war aus einer Geheimtür getreten, in der rechten Hand hielt er seinen handlichen Einsatzkoffer.
Der Japaner wirbelte herum.
»Eine Prise gefällig?« fragte der Blonde auf englisch, und es war ihm herzlich egal, ob der andere ihn verstand oder nicht.
Der Leibwächter griff unter den Kimono, um seine Pistole zu ziehen, eine achtschüssige Nambu Teishu. Doch bevor er das schaffte, drückte sein Gegner bereits auf das eine Sicherheitsschloß des Koffers.
Ein feiner Sprühnebel zischte aus der Düse und traf den Japaner ins Gesicht. Das Betäubungsgas wirkte sofort. Der Leibwächter ließ die Pistole fallen und sank ohnmächtig nieder.
Dem zweiten Leibwächter vor der Tür draußen sprang ein Mann vom Dach des Pavillons auf die Schulter. Er riß ihn nieder. Zwei weitere Männer sprangen hinter der blühenden Hibiskushecke hervor. Ein paar dumpfe Schläge erschollen, dann schlief auch dieser Gangster.
***
Wir hatten den Syndikatsboß Gogen Kishi schlichtweg gekidnappt, freilich nicht, ohne uns die Einwilligung des Polizeipräsidenten von Tokio einzuholen. Mit dem Polizeipräsidenten hatte Eisai Kaoru schon in der Donnerstagnacht Kontakt aufgenommen, nachdem Suko und ich mit Tomoes Hilfe aus dem Ryokan geflohen waren.
Der Polizeipräsident war ein vernünftiger Mann. Er stimmte zu, daß Suko und ich im Untergrund bleiben sollen, denn Professor Hakatos Einfluß, auch bei der Kempetai und der Polizei, war zu groß. Gegen die zeitweilige Entführung Gogen Kishis hatte der Polizeipräsident ebenfalls nichts einzuwenden.
Es handelte sich um einen Sonderfall. Im Namen des Innenministers gab der Polizeipräsident unbeschränkte Vollmachten für die Aktion. Er war heilfroh, daß ich dem Mordanschlag der zwei Dämonischen entkommen war und den Kampf gegen Professor Hakato aufnahm. Wir hatten freie Hand bei allem, was wir gegen Hakato unternahmen.
Selbst der Polizeipräsident wußte nicht, wo wir uns aufhielten. Diese Sicherheitsmaßnahme mußte sein.
Die Kamikaze-Bruderschaft hatte Gogen Kishi gleich nach dem Knockout, den ihm Suko verpaßte, in einer Truhe verpackt nach Yokohama gebracht. In ein Landhaus etwas außerhalb der Stadt. Hier saß der Syndikatsboß um zwei Uhr morgens auf einen Rohrstuhl gefesselt im Keller. Ein starker Scheinwerfer strahlte ihn an. Anwesend waren Tomoe Akira, der alte Eisai Kaoru, zwei weitere Männer von der Kamikaze-Bruderschaft, Suko und ich.
Auch Suko und ich hatten Kimonos angezogen, obwohl ich nie als Japaner druchgehen konnte. Gogen Kishi schimpfte und zeterte mit hochrotem Kopf.
Er schwor, das Geishahaus der Mamasan Toda Kasiki einäschern zu lassen, alle Bewohner zu töten und der Kamikaze-Bruderschaft und uns ein schreckliches Ende zu bereiten. Suko übersetzte mir einige von Kishis Verwünschungen.
Seine beiden Leibwächter hatten wir einfach betäubt in einem öffentlichen Park abgelegt. Das Geishahaus stand unter Polizeischutz. Damit waren Mamasan Toda Kasiki und ihre Geishas wenigstens vor Racheakten der Unterwelt sicher.
Außerdem wollte Toda Kasiki angeben, von der Kamikaze-Bruderschaft gezwungen worden zu sein.
Ich tätschelte Gogen Kishis fette und schweißnasse Wange.
»Nur nicht so aufregen, mein Guter. Das schadet Herz und Kreislauf.«
Er schnappte nach Luft wie ein gelandeter Karpfen. Auch sein Blick paßte dazu. Eisai Kaoru fragte ihn mit strenger Stimme nach Professor Ota Hakatos Versteck. Ich verstand das japanische Verhör ohnehin nicht, stellte mich deshalb abseits und rauchte eine Zigarette.
Daß keine Foltermethoden angewendet wurden, hatte ich mir ausbedungen. Jeder Mensch, auch der übelste Schurke, hatte ein Anrecht auf eine menschenwürdige und faire Behandlung.
Kishi spuckte Eisai Kaoru an. Der Führer der Kamikaze-Bruderschaft zuckte mit keiner Wimper. Aus einer Tasche des Kimonos zog er einen silbern glänzenden Metallstab, nicht viel größer als eine
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