0038 - Vorstoß nach Arkon
mich das?" tobte Thora weiter. „Ich bin eine Khasurn, und kein lächerlicher, schwarzhäutiger Naat hat mir zu sagen, was ich tun soll! Rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm ..."
Aber Rhodans Blick war so zwingend, daß der Eifer ihrer Rede mittendrin versagte und sie den hochgewachsenen Mann furchtsam anstarrte.
„Warum wollen Sie nicht verstehen", fragte er leise, eindringlich und besänftigend zugleich, „daß dreizehn Erdenjahre verstrichen sind, seitdem Sie Arkon zum letztenmal sahen? Warum möchten Sie nicht einsehen, daß in dreizehn Jahren ungeheuer viel geschehen kann und im Fall Arkon offenbar auch geschehen ist. Mir liegt nichts daran, Ihren Stolz zu verletzen, aber könnte es nicht sein, daß die Zoltral längst nicht mehr so angesehen sind wie zur Zeit Ihres Starts?"
Thora senkte den Blick. Eine Weile stand sie starr, bis Rhodan Crest aufmunternd zunickte und der weißhaarige Arkonide die Frau zu einem Sessel führte.
Rhodan kehrte zu seinem Sitz zurück und informierte in knappen Worten die Besatzung des Schiffes von dem Vorgefallenen. Er ließ weiterhin Geschützstand 1 als einzigen besetzt und schärfte den Männern höchste Wachsamkeit ein.
Um diese Zeit schien Novaal seinen Traktorstrahl in der richtigen Stellung und mit der richtigen Leistung appliziert zu haben. Die Meßinstrumente meldeten leichte Fahrt, ohne, daß die Leistung der GANYMED-Triebwerke sich verändert hätte.
Rhodan beobachtete das Manöver sorgfältig. Nach einigen Minuten war er jedoch gewiß, daß der große Novaal ein vorsichtiger Mann war, und, daß der im Traktorstrahl gefangenen GANYMED nichts geschehen würde, wenn Novaal weiterhin so behutsam agierte. Rhodan schien jedoch der einzige zu sein, der sich mit den Dingen abgefunden hatte. Den Offizieren im Kommandostand war der Unmut über die Beschwichtigungstaktik ihres Kommandanten am Gesicht abzulesen, aber der einzige von ihnen, der überhaupt ein Wort riskieren konnte, war Reginald Bull.
Seufzend stieß er hervor: „Wer hätte das gedacht! Von einem Triumphzug hatten wir geträumt, aber in Wirklichkeit werden wir abgeschleppt wie ein altes Auto!"
3.
Novaal ließ sich mehrere Stunden Zeit, um die miteinander verketteten Schiffe so weit zu beschleunigen, daß mit einer Ankunft auf Naat nach Ablauf weiterer zehn Stunden zu rechnen war. Thora hatte den Kommandoraum verlassen und ihre Kabine aufgesucht. Crest jedoch war zurückgekehrt, nachdem er sie soweit beruhigt hatte, daß er glaubte, sie sich selbst überlassen zu können. Der Arkonide wirkte, seitdem Rhodan das Gespräch mit Novaal geführt hatte, wieder aufgeschlossener und weniger niedergeschlagen als zuvor. Offenbar hatte die Menge der Geheimnisse, die Arkon umgaben, das Maß überschritten, in dem sie ihn nur zu bedrücken vermochten, und statt dessen sein wissenschaftliches Interesse geweckt.
„Wissen Sie", sagte er zu Rhodan, der vor seinem Kontrollpult saß und die Anzeigen der Fahrtinstrumente aufmerksam ablas, „eines ist mir besonders aufgefallen."
Er sprach Englisch. Rhodan machte eine Zwischenablesung, notierte sie sich der Eile halber auf einem Abfallzettel und wandte sich um. „Was, bitte?"
„Novaal gebrauchte, um seinen Rang zu bezeichnen, das Wort reekha, also Leiter in Ihrer Sprache. Zu meiner Zeit gab es einen solchen Rang nicht. Der wirkliche Befehlshaber eines Schlachtschiffes war ein hasathor, also ein Admiral, oder ganz allgemein der vercathor, der Kommandant. Ein Leiter ist ein Wesen, das einer Bodenstation vorstehen könnte... aber auf einem Raumschiff?"
Crest schüttelte den Kopf.
„Und was schließen Sie daraus?" fragte Rhodan.
Crest breitete die Hände aus. „Was soll ich da sagen? Novaal, der sogenannte Leiter, ist vielleicht noch einem höheren Offizier an Bord des Schlachtschiffes unterstellt, der bisher jedoch nicht in Erscheinung getreten ist."
Rhodan blickte skeptisch drein. „Ist das die Folgerung", fragte er, „die man daraus ziehen sollte? Kann man nicht annehmen, daß auf Arkon ein Machtumschwung stattgefunden hat und die neuen Machthaber allen alten Dingen neue Namen gegeben haben?"
Crest erschrak.
„Um Gottes willen! Denken Sie schon so weit? Ein Machtwechsel in..."
Er wurde unterbrochen. Der Interkom meldete sich. Eine makabre Stimme sagte: „Sektion Positronik an Kommandant. Die Antwort auf Ihre Frage ist ja, Sir, und zwar mit 89,5 Prozent Wahrscheinlichkeit." Rhodan runzelte die Stirn. „Die Antwort auf meine ...", murmelte er
Weitere Kostenlose Bücher