Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
war, und betrat aufs Geratewohl das erste Haus, an dem er vorübergehen musste.
    Es hatte sich nicht viel hier verändert. Immer noch hing dieser Hauch des Geheimnisvollen in den Räumen, und immer noch sah es hier aus, als wären die Bewohner nur einmal kurz herausgegangen, um jeden Augenblick wieder zurückzukommen.
    Zamorra rannte zurück ins Wirtshaus, in der Hoffnung, dort noch jemanden anzutreffen.
    Doch auch hier fand er keine Spur vor, die ihm vielleicht hätte weiterhelfen können. Er wollte schon wieder auf sein Zimmer gehen, da trieb ihn eine innere Stimme wieder hinaus auf die Straße.
    Sie steuerte ihn quer durch das ganze Dorf. Vorbei an den Gebäuden, in denen kein Leben war. Ganz am Rande der Ortschaft stand ein Haus, das erst vor kurzem erbaut sein musste. Die Farbe auf den Außenwänden schien noch ziemlich frisch zu sein.
    Zamorra konnte nicht anders, er musste den Befehlen der Stimme in seinem Geist Folge leisten.
    Widerstrebend durchquerte er den großen Vorgarten des Hauses und erreichte die Eingangstür. Auch sie war nicht abgeschlossen.
    Zamorra ging weiter in das Gebäude hinein und orientierte sich kurz.
    Dann öffnete er eine Tür und betrat den Raum, der dahinter lag.
    Sein Herz drohte auszusetzen, die Augen quollen ihm fast aus dem Kopf…
    Er stand mitten in der Bibliothek seines Schlosses! Es war kein Irrtum möglich!
    ***
    Zamorra fühlte sich, als wäre er vor eine Betonwand gelaufen. Er musste sich einfach hinsetzen. Schwer atmend ließ er sich in den nächstbesten Sessel fallen – es war der, in dem er immer abends zu lesen pflegte.
    War er in einem Irrenhaus gelandet, oder träumte er all das, was um ihn herum vorging?
    Zamorra ließ seinen Blick durch den Raum wandern und nahm jede Einzelheit wahr. Überdeutlich lenkte die Wandkarte seine Aufmerksamkeit auf sich. Zamorra suchte den großen Blutfleck und den Dolch, der darin stecken musste.
    Doch von beidem sah er keine Spur.
    Kein Blutfleck prangte in Höhe der Karpaten und kein Dolch machte sich durch irgendwelche Lichtreflexe bemerkbar. Ansonsten glich die Inneneinrichtung und der Grundriss des Raumes aufs Haar seiner Bibliothek auf Château de Montagne.
    Nun verstand Zamorra auch, was der alte Wirt in dem Gasthaus gemeint hatte, und dass sein Haus auch bald fertig sein würde. Zamorra brauchte sich gar nicht weiter umzuschauen, er wusste auch so instinktiv, dass ebenfalls die anderen Räume denen in seinem Schloss genau nachgebildet waren.
    Und nun begriff er auch, dass Mordius seine Drohung ernst gemeint hatte, er wolle Zamorra zu einem Untoten machen, der dem Satan dienen musste.
    Noch nie war sich Zamorra so hilflos und verloren vorgekommen.
    In diesem Dorf fand er mit Sicherheit niemanden, der ihm helfen würde. Denn dass die Leute, die er angetroffen hatte, auch zu dem Heer der Dämonensklaven gehörten, stand für ihn außer Frage.
    Das einzige, was ihm hätte Sicherheit geben können, das Amulett nämlich, hatte er in Frankreich zurückgelassen.
    Gedankenverloren schaute er sich in seiner Bibliothek um. Ein bitteres Lachen stieg in ihm auf. Wenigstens brauchte er nicht auf seine ihm liebgewordene Umgebung zu verzichten.
    Doch diese Periode der Mutlosigkeit dauerte nicht lange. Zamorra war nicht der Mann, der sich von einer scheinbar aussichtslosen Situation unterkriegen ließ. Er war ein Mann der Tat, und auch jetzt erwachte in ihm die Bereitschaft, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    Er war fest überzeugt, dass Mordius, sein eingeschworener Feind, oben in der rätselhaften Burg auf ihn wartete. Vielleicht beobachtete er ihn auch und weidete sich daran, wie Zamorra verzweifelt nach einem Ausweg suchte.
    Das konnte er haben.
    Zamorras Entschluss stand fest. Er würde dem unheimlichen Wissenschaftler zuvorkommen. Wenn der sich nicht bequemte, ihm gegenüberzutreten und sich zum Kampf zu stellen, dann wollte er selbst ihm entgegenkommen. Er musste ganz einfach einen Weg zu dem Schloss auf dem Felsenturm suchen.
    Soweit er hatte sehen können, gab es keinen vorgezeichneten Weg dort hinauf. Einzig der Riss bot ihm eine Möglichkeit, die ansonsten glatte Felswand zu überwinden. Doch er musste sich irgendwie sichern.
    Sofort fielen Zamorra die Bergsteiger ein, die in seiner Heimat, dem französischen Teil der Alpen, auch vor den steilen Felswänden nicht halt machten. Er erinnerte sich an einen kurzen Urlaubsaufenthalt in der Nähe von Chamonix. Genau hatte er einmal verfolgen können, wie sich diese verwegenen Burschen

Weitere Kostenlose Bücher