004 - Die Blutbestie
Scheiterhaufen und schrie gellend um Hilfe.
Roberta warf sich verzweifelt im Bett umher.
Das Feuer erlosch. Sie atmete auf. Der Schlaf wurde etwas ruhiger.
Da erblickte sie plötzlich hämisch grinsende Gespenster, die sich ihr mit langen Armen näherten, die sie kratzten und schlugen, von ihr Besitz ergreifen wollten.
Sie schlug um sich, aber die Gespenster waren körperlose Wesen. Sie schlug durch sie hindurch, konnte sie nicht vernichten.
Teufelsfratzen machten ihr Angst und trieben ihr den kalten Schweiß aus den Poren.
Sie war verzweifelt, weil sie sich gegen diese gräßlichen Träume nicht wehren konnte.
Während sie kleine, schluchzende Laute von sich gab, wurde an der Tür die Klinke ganz langsam nach unten gedrückt.
Das war kein Traum!
Das war schaurige Wirklichkeit. Doch das schlafende Mädchen hatte keine Ahnung von dem Unheil, das ihr nun bevorstand.
***
Roberta hatte vor dem Schlafengehen die Tür abgeschlossen.
Der Schlüssel steckte im Schloß.
Langsam schwebte die Klinke wieder nach oben. Zwei Sekunden später war ein kaum wahrnehmbares Schaben zu hören.
Der Schlüssel begann sich zu drehen, richtete sich auf und blieb stehen.
Nun wurde der Schlüssel vorsichtig von außen aus dem Schlüsselloch gestoßen.
Er kippte und fiel klimpernd zu Boden.
Dieses kleine Geräusch ließ Roberta entsetzt hochschnellen.
Sie machte verwirrt Licht, sah sich benommen im Zimmer um. Sie war froh, aufgewacht zu sein, und hoffte, nun endlich tiefer einzuschlafen und von keinen Alpträumen mehr heimgesucht zu werden.
Während sie nachdenklich den Blick durch den Raum schweifen ließ, fragte sie sich, was es wohl gewesen sein mochte, das sie so hochschrecken ließ.
Hatte sie nicht ein Geräusch gehört? Welches? Sie versuchte angestrengt nachzudenken. Es gelang ihr nicht. Sie war schrecklich müde. Das Schlafmittel wirkte, lähmte den Geist ein wenig, ließ sie keinen klaren Gedanken fassen.
Was war es nur gewesen?
Sie lauschte.
Es war nichts zu hören. Es war totenstill im Hotel.
Hatte das Geräusch, das sie zu vernehmen geglaubt hatte, noch zu ihrem Traum gehört?
Das mußte wohl die Erklärung dafür sein.
Sie sank erschöpft in die Kissen zurück und löschte das Licht. Auf dem Nachtkästchen stand ihr kleiner Reisewecker.
Er zeigte zwei Minuten vor elf.
Obwohl sie so viele wilde Träume geplagt hatten, hatte sie erst wenige Minuten geschlafen.
Sie drehte sich vom Wecker weg, lauschte nach dem Ticken der Uhr und bekam gar nicht mit, daß sie es plötzlich nicht mehr hörte.
Wieder schlief sie. Diesmal traumlos.
Unter der Tür zitterte ein kurzer, dünner Draht, dessen Ende zu einem kleinen Haken geformt war.
Suchend glitt der Draht über den Boden. Tastend erreichte er den Schlüssel.
Der Haken fand den Ring des Schlüssels und zog das matt schimmernde eiserne Gebilde unter der Tür ganz langsam nach draußen.
Wenige Augenblicke später wurde der Schlüssel von draußen vorsichtig ins Schloß geschoben.
Es knackte ganz leise, als der Schlüssel herumgedreht wurde. Fast im selben Moment wurde die Klinke wieder nach unten gedrückt.
Die Tür öffnete sich.
Niemand war zu sehen.
Trotzdem trat jemand ein. Ein leise rasselndes Atmen lag in der Luft. Der Unsichtbare strahlte eine spürbare Kälte aus.
Er drückte die Tür lautlos hinter sich zu. Dann näherte er sich langsam der Schlafenden.
Seine Gier nach Mädchenblut ließ ihn schneller atmen. Er lechzte nach dem Lebenssaft dieses Mädchens. Er mußte sie töten, mußte seine scharfen Zähne in ihren Hals schlagen und ihr Blut trinken.
Die Kälte, die von ihm ausging, erreichte Roberta, noch ehe er ihr Bett erreicht hatte.
Sie schlug verwirrt die Augen auf und lauschte. Sie fröstelte, zog die Decke ans Kinn, konnte sich nicht erklären, weshalb sie schon wieder aufgewacht war und weshalb ihr plötzlich so furchtbar kalt war.
Da hörte sie plötzlich den unheimlich röchelnden Atem des Unsichtbaren.
Sie hörte ihn atmen, schnellte zur Nachttischlampe, machte Licht, konnte niemanden sehen, wußte blitzartig, von wem sie heimgesucht wurde, riß die Augen entsetzt auf und stieß einen langgezogenen, kreischenden Schrei aus.
Im selben Moment fuhren ihr zwei eiskalte Hände an die Kehle.
Ein brutaler Druck erstickte ihren Schrei....
***
Dave war eben im Begriff gewesen, den Lammfellmantel anzuziehen. Es war genau elf. Er wollte sich auf die Pirsch begeben.
Als er den fürchterlichen Schrei nebenan hörte, ließ er bestürzt den
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