004 - Geheimcode Alpha
nach der Besprechung in Clint Fishers Büro nicht mehr wieder gesehen.
Ryker, ein groß gewachsener, stämmiger, ja schwerfällig anmutender Mann mit mächtigen Pranken und einem Stoppelbart, der ihn tatsächlich ein wenig wie einen Raumpirat aussehen ließ, hatte sich vorgestellt, ihm einen Platz zugewiesen und von Stund an nicht mehr mit ihm gesprochen. Haikos Versuche, mit den Besatzungsmitgliedern ins Gespräch zu kommen, waren kläglich gescheitert; sie wichen ihm aus oder beachteten ihn gar nicht. Haiko wusste nicht einmal, ob er sich an Bord eines echten Piratenraumers befand oder die Besatzung aus Agenten von Mechanics Inc. bestand, die einzig und allein die Aufgabe hatten, ihn zu seinem Einsatzort auf der Venus – oder zumindest in die Nähe der Venus – zu bringen.
Der Konzern schützte sich; für Haiko Chan ein einwandfreier Beweis, dass Sicherheitschef Clint Fisher nicht einmal ihm Vertrauen schenken wollte. Fisher vertraute nur sich selbst – eine Einstellung, die wesentlich dazu beigetragen hatte, ihm die Rangposition einzubringen, die er nun inne hatte.
Haiko vernahm undeutliche Stimmen im Helmempfänger; die von Ryker angesprochenen Besatzungsmitglieder rasselten die von den Computern angezeigten Beschädigungen herunter. Obwohl Haiko kaum verstand, was sie sagten, hörte er aus ihren Stimmen Erregung, wenn nicht sogar nackte Panik heraus.
Haiko fluchte leise auf. Dieser verdammte Fisher! Warum hatte er ihn nicht in die Einzelheiten des Plans eingeweiht? War diese Explosion von der strategischen Einsatzleitung vorgeschrieben worden, gehörte sie zu dem Plan, den Cumbraith Jones ausgearbeitet hatte, oder handelte es sich um einen tatsächlichen Zwischenfall, der den Erfolg des gesamten Kommandos in Frage stellte?
Er kannte nicht einmal die Position des kleinen Raumers! Befanden sie sich schon in Venusnähe, oder hatten sie gerade erst den Schwerebereich der Erde verlassen? Alles schien möglich. Ohne weitere Informationen war er zum passiven Abwarten verdammt.
Haiko gefiel die Rolle, die er spielen musste, gar nicht. Er hätte lieber aktiv eingegriffen, versucht, die Dinge in Bewegung zu bringen. Aber so …
»Notaggregate funktionsbereit!«, setzte sich endlich Rykers dunkle Stimme über das erregte Chaos im Helmfunk hinweg. »Die Deathlok ist beschränkt steuerfähig. Landen können wir das Ding jedoch nicht mehr, zumindest nicht mit den Notaggregaten und um Hilfe funken können wir auch nicht.«
Deathlok – jetzt wusste Haiko wenigstens, welchen Namen das Schiff trug. Eine passende Bezeichnung für ein Piratenschiff, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor.
Er versuchte, sich zu Wort zu melden, stellte jedoch fest, dass der kleine Knopf, den er mit der Zunge berühren musste, um den Helmfunk einzuschalten, wie festgerostet an Ort und Stelle verharrte.
Man hatte ihn ausgeschaltet, kalt gestellt, zu einer bloßen Marionette degradiert, die hilflos die Ereignisse abwarten musste!
»Ortung!«, erklang eine andere Stimme. »Ein Raumschiff, Durchmesser vierzig Meter, Länge etwa dreihundert. Ein Transportschiff. Insignien weisen es als Flibo-Schiff aus!«
›Commander‹ Ryker ließ sich zu einem Fluch hinreißen. »Sind wir beschossen worden?«
»Keine Ahnung«, gab der Orter zurück. »Entfernung sechshundert Kilometer, rasch abnehmend. Keine Energiemessungen mehr möglich.«
»Wir halten Kurs. Geschwindigkeit reduzieren. Keinen Kontakt mit dem anderen Schiff aufnehmen. Funkanrufe ignorieren.« Er hielt einen Augenblick inne.
»Ist ein Beiboot startklar?«
Haiko versuchte, die Sicherheitsgurte zu öffnen, doch sie klemmten. Die Automatikschnalle ließ sich um keinen Millimeter bewegen.
Nun wusste er mit Sicherheit, dass diejenigen, die den Plan zu von Wylberts Entführung ausgearbeitet hatten, ihn an Bord dieses Schiffes festsetzen wollten! Dies konnte kein Zufall mehr sein. Der defekte Helmfunk vielleicht … Aber kein hochmoderner Sicherheitsgurt, dessen Funktion auch auf einem unlizenzierten Piratenschiff ständig überprüft werden musste!
»Wir könnten eins starten«, beantwortete eine andere Stimme Rykers Frage. »Aber nur auf einem vorprogrammierten Kurs. Wir würden Wochen brauchen, um unsere Basis zu erreichen.«
»Haben wir eine Wahl?«, fragte Ryker knapp. »Das Beiboot vorbereiten. Kurs auf Basis programmieren. Wir verlassen die Deathlok.«
Wild zerrte Haiko an den Sicherheitsgurten, doch Chemiefasern, die einem Andruck von mehreren Gravos standzuhalten hatten,
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