004 - Geheimcode Alpha
er das bisherige Ergebnis der Konferenz für Ken zusammen. »Es ist uns bislang nicht gelungen, das Fluoreszenzfeld und die enormen Energien, die dieses Feld aufbaut, unter Kontrolle zu halten. Ich möchte in diesem Zusammenhang den Begriff Fehlschlag nicht benutzen. Es ist nur natürlich, dass uns Fehler unterlaufen; wir haben zwar ein ähnliches Gerät gebaut, doch immerhin haben wir es hier mit einer völlig fremden, uns noch weitgehend unbekannten Technik zu tun, die hinter diesem SG steht – trotz der letztlich genau gleichen Funktionsweise. Das ist ja das eigentlich Paradoxe: Hätte die fremdartige Technik nicht das gleiche Ergebnis, wären wir nicht hier, weil sonst das SG nicht als Empfangsstation fungiert hätte …«
Ken blickte sich um. Die meisten Anwesenden waren ihm persönlich bekannt: Etwa William Nolan, ein zweiundvierzigjähriger Nuklear-Physiker, der schon einige wesentliche Vorschläge unterbreitet hatte, oder natürlich Janni van Velt, Dimitrij Wassilow und Yörg Maister, die wahrscheinlich – genau wie er selbst – nicht nur wegen ihrer technischen Vorbildung zu der Konferenz geladen wurden, sondern hauptsächlich deshalb, weil sie eine gewisse persönliche Erfahrung mit dem Transmitter gemacht hatten. Schließlich waren sie die ersten Menschen gewesen, die eine Transmitter-Station der ursprünglichen Erbauer erreicht hatten.
Insgesamt befanden sich etwa zwanzig Personen in dem Raum.
Janni lächelte Ken freundlich zu und er erwiderte den Gruß der Wissenschaftlerin aus dem Großraum Niederlande mit einem knappen Nicken.
»Bei unserem letzten Versuch«, fuhr Professor Holmes fort, »haben wir uns bemüht, die Eigenenergie des Gerätes durch zusätzliche Energien zu erhöhen, um herauszufinden, wie wir eine andere Zielstation als die Erde – beziehungsweise den Erdmond – erreichen können. Doch der Transmitter lässt sich auf diese Art und Weise nicht manipulieren. Es ist zu Energiephänomen gekommen, die wir lediglich als Verzerrung des Raum-Zeit-Gefüges interpretieren können.«
Ken atmete scharf ein.
»Eine Verzerrung des Raum-Zeit-Gefüges, ausgelöst durch eine Überladung im Transmitter-System! Die Auswirkungen dieser Verzerrung sind uns noch unbekannt. Wir können jedoch davon ausgehen …«
Ken bat ums Wort. Mit präzisen Sätzen schilderte er seine Begegnung mit der Phantom-Tanya und seine Schlussfolgerungen.
Stimmengemurmel klang auf. Professor Holmes unterbrach die Konferenz und bat über das vor ihm auf dem Tisch befindliche Computerterminal, Tanya Genada sofort zu ihm bringen zu lassen.
Ken musste seine Schilderung Wort für Wort wiederholen. Die einzelnen Wissenschaftler unterbrachen ihn mehrfach mit Zwischenfragen.
Sie schienen sich in ihrer Schlussfolgerung, dass die Transmitter-Experimente tatsächlich Verzerrungen des Raum-Zeit-Gefüges auslösten, bestätigt zu sehen. Ihnen war klar, was geschah.
Wie es geschah – und warum … Das konnte allerdings nicht einmal Professor Holmes sagen.
*
Haiko Chan schrie. Er hatte die Augen geschlossen, um nicht mehr die drei unablässig sich drehenden Leichen sehen zu müssen, die Trümmerstücke, die Leere in der Zentralkabine des Piratenraumers. Er hörte nur seine eigene Stimme, einen steten Ton. Irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein fragte er sich, ob er nicht bereits den Verstand verloren hatte. Vielleicht war ein Hindämmern in diesem Zustand besser, als dem Tod bei klarem Bewusstsein entgegensehen zu müssen.
Einem Tod, der unweigerlich eintreten musste, wenn der Sauerstoffvorrat seines Raumanzugs verbraucht war.
Vielleicht schrie er auch – in einer letzten Behauptung seines Menschseins –, um das lange Warten abzukürzen, um den Luftvorrat schneller zu verbrauchen.
Jeden Gedanken an seine Kampfmeditation, auf die er sich sonst immer verlassen konnte, hatte er schon lange fallengelassen.
Er hörte das Klicken in seinem Helmempfänger nicht, mit dem der Helmfunk automatisch auf eine andere, in unmittelbarer Nähe benutzte Frequenz umschaltete. Und zuerst hörte er auch die Stimmen nicht, die sich auf dieser Frequenz unterhielten.
»Wie konnte das geschehen?«, fragte die erste Stimme. »Wir hätten dieses Schiff niemals geortet, es ist viel zu klein und trieb antriebslos im Raum. Und dabei hatten wir bald schon Sichtkontakt!«
»Es hat sich eine Explosion ereignet, auf die unsere Orter ansprachen«, antwortete eine zweite Stimme. »Das ist die einzige Erklärung, die mir in den Sinn
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