004 - Geheimcode Alpha
Arzt verbinden?«
Ken schüttelte den Kopf. »Die Daten sind zweifelsfrei?«
Wieder blickte der Mann zur Seite. »Zweifelsfrei«, bestätigte er. »Sämtliche Körperfunktionen der Patientin liegen im absoluten Normbereich.«
»Danke«, sagte Ken und unterbrach die Verbindung. Vor drei Minuten hatte sich Tanyas Zustand plötzlich wieder normalisiert … Genau zu dem Zeitpunkt, als er die Phantom-Tanya berührt hatte und wie von einem Energieschlag zurückgeworfen worden war.
Da musste einfach ein Zusammenhang bestehen! Er konnte sich nicht getäuscht haben … Ganz deutlich hatte er einen Schimmer jener Energie, die auch bei dem Transmitter-Versuch aufgetreten war, in Tanyas Augen gesehen.
Ken war zwar wissenschaftlich geschult, doch trotz des Diploms in Physik, das er auf der Mechanics Inc.-Universität erworben hatte, konnte er sich nicht den geringsten Reim auf diese Vorkommnisse machen. Er fragte sich, was Professor Holmes zu dieser Entwicklung sagen würde.
*
Die Explosion ereignete sich völlig unvermittelt. Ein plötzlicher Andruckschlag presste Haiko Chan in der Kontursessel und zwang seinen Kopf zurück. Im nächsten Augenblick trieb das Trägheitsmoment seinen Körper gegen die Sicherheitsgurte, die sich durch den Raumanzug in das Fleisch zu schneiden schienen und Knochen und Muskulatur einer schier unerträglichen Belastungsprobe unterzogen.
Haiko schrie laut auf; der Schrei wurde jedoch durch das Zuklappen des Helmes gedämpft, dessen Sicherheitsautomatik sich angesichts der extremen Umweltveränderung selbsttätig aktiviert hatte. Einen Moment lang rang Haiko um Atem, dann sprühten die Tankdüsen ein kühles, steril riechendes Luftgemisch ein, dessen Sauerstoffgehalt im Verhältnis auf die normale Atemluft minimal erhöht war, um die Adrenalinproduktion seiner Körperchemie anzuregen.
Haiko versuchte, sich zu beruhigen, zog sich einen Augenblick geistig tief in sich zurück, besann sich auf die Kampfmeditationen, die ihm helfen würden, die absolute Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen.
Die Notbeleuchtung flammte auf. In ihrem trüben Licht konnte Haiko erkennen, dass die Explosion die Funkanlage völlig vernichtet hatte; drei Besatzungsmitglieder trieben, sich rasend schnell um die eigene Achse drehend, zwischen einzelnen Trümmerstücken durch die Zentralkabine. Sie waren tot; wenn sie nicht schon durch die Explosion selbst umgekommen waren, dann spätestens, als sich ihre Raumhelme nicht geschlossen hatten und das Atemgemisch der Kabine durch einen Riss in der Außenwand ins All geströmt war. Nur der Festigkeit des Elastoplasts und den zahlreichen Abdichtungstanks, die bei plötzlichem Druckabfall automatisch eine zähflüssige, äußerst widerstandsfähige Substanz über die Außenwände sprühten, war zu verdanken, dass das Atemgemisch nicht explosionsartig entwichen und dabei die gesamte Kabine vernichtet worden war.
Erst jetzt bemerkte Haiko, dass auch der Generator zur Erzeugung der künstlichen Schwerkraft ausgefallen sein musste; er schwebte ebenfalls mehrere Zentimeter über seinem Andrucksitz und wurde nur von den Sicherheitsgurten gehalten.
»Schadensmeldung!«, vernahm er die Stimme Rykers im Kopfhörerlautsprecher.
Ryker hatte sich als Commander vorgestellt, eine Phantasiebezeichnung, die keiner offiziellen Konzernnomenklatur entsprach. Drei Mitarbeiter von Mechanics Inc. – darunter Clint Fishers persönliche Leibwache, der ihm im Büro des Sicherheitschefs einen Drink gemixt hatte – hatten ihn nach kurzer Unterweisung und Erläuterung des Geheimkodes Alpha – dies war die konzerninterne Bezeichnung für die Entführung von Wylberts – auf eine Medo-Station in den Chefetagen des Mechanic-Towers in Detroit geführt; dort hatte ein Arzt ihm eine Spritze gesetzt, nach der er eingeschlafen war.
Haiko war überzeugt, dass man ihm während seiner Narkose einen Psychoblock eingesetzt hatte; Fisher konnte ihm erzählen, was er wollte. Der Konzern würde kein Risiko eingehen, dass ein an sich unbedeutender Survival-Spezialist bei einer Gefangennahme sein Wissen um die Einzelheiten der Planung über von Wylberts Entführung verraten würde. Er war erst an Bord des kleinen Raumschiffes aufgewacht. Wie er hierher gekommen war – und ob dieses Raumschiff von der Erde aus gestartet oder er mit einem Transferboot an Bord gebracht worden war –, konnte er genauso wenig sagen, wie viel Zeit seit seiner Narkose vergangen war.
Cumbraith Jones übrigens hatte er
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