Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
Vom Netzwerk:
freue mich, Sie wieder zu sehen«, sagte sie.
    »Gewiss nicht so sehr, wie ich mich freue, Sie wieder zu sehen«, entgegnete ich und wurde ein wenig rot.
    Sie fragte, wie es mir ginge, erkundigte sich jedoch nicht nach den Fortschritten meines neuen Romans. Schließlich erklärte sie: »Ich bin gekommen, um Adam Small die letzte Ehre zu erweisen.«
    Ich war überrascht. Sie wusste also schon, was passiert war. Nun ja, vermutlich hatte man sie angerufen. »Kennen Sie ihn denn?« fragte ich.
    »Aber ja, er war ein alter Freund meiner Familie. Mein Vater ist nicht da, sonst wäre er mitgekommen. Wollen Sie mich begleiten?«
    Dazu war ich nur zu gern bereit. Sie bat mich dann, sie mit dem Toten allein zu lassen, und so wartete ich in der Halle auf sie – eine gute Viertelstunde.
    Betty war blass, als sie zurückkam. »Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie mich bis nach Hause begleiten würden«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln.
    »Mit dem größten Vergnügen«, erwiderte ich begeistert. Wir unterhielten uns über dieses und jenes, und ihre weiche, melodiöse Stimme berauschte mich wie Musik. Sie bot mir an, sie Betty zu nennen, als ich »Miss Salforth« zu ihr sagte, aber sonst machte sie einen etwas geistesabwesenden, sorgenvollen Eindruck und drehte sich mehrmals um, als hätte sie Angst, es könnte uns jemand folgen. Ich war schließlich ganz niedergeschlagen; ich schien sie überhaupt nicht mehr zu interessieren. Ich fing also an, ihr präzise Fragen über Guilclan, seine Einwohner und Vergangenheit zu stellen, aber sie antwortete mir genauso ausweichend wie alle anderen. »Aber Sie haben doch bestimmt im Schloss umfangreiche Archive mit interessanten Dokumenten über die Geschichte von Guilclan. Wäre es nicht möglich …?«
    Betty blickte mich entsetzt an. »Ich glaube nicht, dass Sie da viel finden würden«, antwortete sie hastig. »Jedenfalls kann ich Sie heute ohnehin nicht mit ins Schloss nehmen. Ich muss erst mit meinem Vater darüber sprechen. Wir müssen uns heute also leider vor dem Tor verabschieden. Ich habe noch viel zu tun. Aber wir sehen uns sicher wieder.«
    Das war wie eine eiskalte Dusche. Jäh wurde ich aus meinen Träumen gerissen, die mir meine einsamen Abende verschönt hatten.
    Aber dann, wenige Minuten später, geschah etwas, das mein Herz wieder wärmte. Als ich ihr von einem Felsen herunterhalf, hielt sie plötzlich meine Hand fest. Und dann sagte sie: »Jack, der alte Notar, hat sich nicht umgebracht. Und die alte Elisabeth ist auch nicht eines natürlichen Todes gestorben.«
    Ich fuhr zusammen. »Aber Dr. Arnold …«
    »Dr. Arnold ist ein tüchtiger Mann, und wir alle lieben ihn sehr. Ich weiß, dass er in diesen Fällen keinen Fehler gemacht hat und zu den korrekten medizinischen Schlussfolgerungen gelangt ist. Trotzdem, auch wenn es wissenschaftlich nicht zu beweisen ist – Adam Small wurde getötet. Ebenso wie seine Haushälterin. Ich weiß es. Ich könnte fast sagen, das ich es festgestellt habe.«
    »Aber Betty …«
    »Stellen Sie keine Fragen. Ich hätte Ihnen das nicht sagen sollen. Ich beunruhige Sie nur unnötig.«
    »Betty, Sie beunruhigen mich seit dem ersten Augenblick, als ich Sie sah. Sie machen einen so sorgenvollen Eindruck – kann ich Ihnen nicht irgendwie helfen?«
    Sie ließ meine Hand los. »Nein, nein«, sagte sie abwehrend. »Nein. Jedenfalls nicht im Augenblick.«
    Den Rest des Weges schwiegen wir beide, und dann standen wir vor dem Gittertor von Roaldmor. Mir war das Herz schwer. Nachdem ich erst so enttäuscht und dann voller Hoffnung gewesen war, musste ich jetzt gehen.
    Etwas geistesabwesend blickte ich durch das Gitter in den Park, und da meinte ich, etwa hundert Meter entfernt, auf einem der Wege drei missgestaltete Silhouetten wahrzunehmen, die gerade um eine Ecke bogen. Ich hatte den Eindruck – ich war jedoch nicht ganz sicher dass es die drei hinkenden Frauen gewesen waren. Was taten sie hier?
    Betty suchte ihre Schlüssel, denn das Tor war verschlossen.
    »Wann sehe ich Sie wieder, Betty?« fragte ich bittend. »Können wir nicht einen Tag festsetzen?«
    Sie betrachtete mich schweigend, dann warf sie sich plötzlich an meine Brust und schluchzte steinerweichend. Ich nahm sie in die Arme. »Was haben Sie, Betty?«
    »Jack, ich habe solche Angst.«
    »Angst wovor?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es fängt wieder an …«
    Diese Worte hatte ich bereits am Vormittag gehört. Ihre Wange lag an der meinen. Ich spürte den

Weitere Kostenlose Bücher