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004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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nicht sicher, ob du nicht vielleicht doch ein Ludmar bist.«
    »Ein Ludmar? So etwas Lächerliches!«
    »Ja. Aber das kannst du nicht verstehen. Man hat dich wochenlang beobachtet, und dann wollten sie es genau wissen. Kürzlich hat man dich nachts oben auf dem Plateau überfallen …«
    Mir ging ein Licht auf. »Ah, deshalb haben sie mir das Hemd aufgeknöpft – sie wollten sehen, ob ich das Emblem auf der Brust eintätowiert habe.« Und dann erzählte ich ihr von dem zweiten Überfall nachts in meinem Hotelzimmer.
    »Das waren die Ludmar, die auch sichergehen wollten. Schau her!« Sie ließ ihr Kleid über die Schulter gleiten und enthüllte den Ansatz einer bildhübschen, wohlgeformten Brust. Über der linken Brust sah ich ein winziges Emblem, ein Dreieck mit einem Stern auf der Spitze – ein Zeichen, das ich bereits über dem Portal von Roaldmor gesehen hatte, das Emblem der Salforth. »Wenn sie dieses Zeichen bei dir gefunden hätten, hätten sie dich umgebracht, auf eine Weise, die keine Spuren hinterlässt.«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Sie haben sich natürlich auch gefragt, ob du nicht vielleicht einer der Ihrigen bist – einer der Ludmar, die in der Welt umherirren und sich ihnen nur bei besonderen Gelegenheiten offenbaren. Die Ludmar von Guilclan kennen nämlich zum Glück nicht einmal alle ihre eigenen Geheimnisse.«
    Ich spürte, dass sie zitterte, und nahm sie wieder fest in meine Arme. »Sag mir doch, wovor du Angst hast, Betty. Sind es die Prophezeiungen und Drohungen, die Moro Ludmar vor sechshundert Jahren ausgestoßen hat, die dich immer noch ängstigen? Wie kannst du glauben, dass das heute noch einen Einfluss hat?«
    »Du weißt schon so viel – aber du weißt nicht alles. Ich werde dir etwas zeigen.« Sie führte mich in die Bibliothek, die von oben bis unten mit Büchern angefüllt war. Sie nahm in einer dunklen Ecke ein Bild von der Wand, drückte auf eine Feder und öffnete eine schmale Tür. Wir traten in eine kleine Kammer. Betty machte Licht. Hier gab es auch viele Bücher. Sie waren noch älter als die in der Bibliothek. Ein zweiter Blick sagte mir, dass es sich vorwiegend um Werke über okkulte Künste handelte. Betty holte aus einem Geheimfach in der Holztäfelung zwei ledergebundene Bücher, beide mit dem goldgeprägten Emblem der Salforth versehen.
    »Als du nach interessanten Schriftstücken in unserem Archiv fragtest, sagte ich dir, wir hätten keine – aus Vorsicht. Aber das stimmt natürlich nicht. Hier, lies das.« Sie hatte das ältere der beiden Bücher aufgeschlagen und deutete auf eine Seite. Es war handgeschrieben wie jenes Schriftstück, das ich bei Peter Gilcross gelesen hatte.
    Ich las:
     
    … Und es ist angebracht zu vermerken, das in diesem Jahre 1520 die besagten Ereignisse der Vergangenheit längst in Vergessenheit geraten waren und sich nur höchst wenige Leute noch daran erinnerten, bis auf das die Bevölkerung von Guilclan aus Gewohnheit und Tradition vermied, hinauf auf das Heideland zu gehen und den Ruinen von Ludmar Unheil zuschrieb. Nun begab es sich, das am 30. Mai dieses Jahres 1520 der ehrenwerte Arthur Gilcross, Verwalter und Ratgeber auf dem Schlosse des Edelmannes Jeffry Salforth, auf einem Waldweg hinter besagtem Schloss tot aufgefunden wurde, wobei sein Gesicht gar schrecklich zerkratzt war, und auf seinem Leib und an die Kleider genäht war da ein Fetzen Tuch, auf dem das Emblem der Ludmar zu erkennen war. Von diesem Tag an und während der folgenden sieben Wochen geschahen viele Dinge in der Stadt, auf dem Schloss und in der Umgebung, und alle zeugten von Gewalt und übernatürlichen Kräften, von unheilvoller, schwarzer Magie. Fünfzehn Personen fanden den Tod. Und große Trauer war, als auf schreckliche Weise und durch magische Einwirkung auch der edle Jeffry Salforth verstarb, woraufhin die Güter und Titel auf seinen ruhmvollen und hoch verehrten Bruder Samson Salforth übergingen, der sich durch einen glücklichen Zufall zur Zeit dieser traurigen Geschehnisse auf See befand. Und jetzt zu den Einzelheiten jener …
     
    Ich unterbrach meine Lektüre und sah Betty an. »1520?« fragte ich. »Das ist doch genau zweihundert Jahre nach der Hinrichtung von Moro Ludmar.«
    »Ja«, bestätigte Betty. »Aber es ist unnötig, das du hier weiter liest.« Sie reichte mir das zweite Büchlein, das in rotem Leder gebunden war und kaum mehr als ein Dutzend beschriebene Blätter enthielt. Dieser Bericht begann

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