Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
Vom Netzwerk:
weil er den Notar sehr gern hatte. Neulich hat Peter Gilcross ihm den Plan der unterirdischen Anlagen von Ludmar gezeigt, den er in den Ruinen fand – das war, als du hinzukamst. Mein Vater hat Peter nicht geraten, die Nachforschungen aufzugeben, aber er war trotzdem sehr ungläubig. Er interessiert sich weit mehr für alte Möbel.«
    Ich deutete auf die Manuskripte. »Aber er kennt doch sicher diese Schriften.«
    »Natürlich hat er sie gelesen, aber für ihn sind das alte Geschichten, vergessen und vorbei, ohne Bedeutung. Nur um mich zu beruhigen, hat er alle Schlösser nachprüfen lassen und sich einverstanden erklärt, das Loys vom 30. Mai an nachts den Park überwachen lässt. Aber ich weiß, dass alle diese Schutzmassnahmen vergeblich sind.«
    »Dann fahr doch allein weg.«
    »Ich kann meinen Vater nicht allein lassen. Und wir können auch nicht die anderen im Stich lassen, die ‚uns vertrauen. Das wäre feige. Wir müssen bleiben und uns den Dingen stellen.«
    »Wie kann ich dir helfen, Betty?«
    »Es genügt, dass du mich liebst, Jack, das hilft mir am meisten. Ich brauche moralische Unterstützung. Außerdem hilfst du uns schon sehr durch das, was du mit Peter tust. Aber du musst vorsichtig sein. Deshalb habe ich dich heute hergebeten. Wir müssen dir soviel Schutz geben, wie nur möglich, denn von nun an bist du auch gefährdet. Bitte komm.«
    Sie führte mich eine Wendeltreppe hinab, einen schmalen Gang entlang und stieß dann eine Tür auf. Ich unterdrückte einen Schrei der Überraschung. Der Raum, den wir betraten, sah wahrhaftig aus wie eine Hexenküche. Drei Personen erwarteten uns: Peter Gilcross, ein Mann, den ich nicht kannte, der aber sein Bruder sein musste, denn er sah ihm ähnlich, wenn er auch nicht so hässlich war und seine beiden Augen besaß, und eine Frau, die mir bekannt war – die Zwergin Pamela.
    Von nahem war ihr Gesicht wirklich außerordentlich hässlich, aber ihre Augen waren sehr lebendig und ungemein intelligent. Peter Gilcross stellte mich seinem Bruder Loys vor. Dann erklärte mir die Zwergin, was man mit mir vorhatte, um mir den größtmöglichen Schutz zu verleihen, und bat mich, alles ruhig hinzunehmen. Dann begann eine unglaubliche Zeremonie, die in allen Einzelheiten zu beschreiben sehr schwierig wäre, mich jedoch mächtig beeindruckte. Die Zwergin bestrich mehrmals meine Stirn, Handgelenke und Fußgelenke mit einer Salbe, mehrmals löschte sie das Licht, und dazu murmelte sie unverständliche Worte. Sie setzte mir eine mit seltsamen Symbolen bestickte Haube auf. Sie hieß mich hinsetzen. Dann musste ich mich auf den Fliesenboden legen, und sie umkreiste mich unter ständigem Singsang. Ich meinte einen meiner eigenen Romane zu erleben. Oder vielleicht auch nicht. Ich wäre kaum imstande gewesen, mir so komplizierte und präzise Riten auszudenken. Das Ganze dauerte etwa eine Stunde, und meine Empfindungen wechselten zwischen Zweifel, Gereiztheit und echtem Entsetzen. Zum Schluss nahm sie aus einem bizarr verzierten Schränkchen ein Glas und ein skurril geformtes Fläschchen. Sie goss eine bläuliche Flüssigkeit in das Glas und befahl mir zu trinken.
    Ich zögerte und blickte zu Betty hin die in einer Ecke saß und zusah. Sie bedeutete mir, zu gehorchen. Ich trank also und fühlte im Magen ein Brennen, das sich jedoch sogleich wieder verzog. Im gleichen Augenblick fiel die Zwergin ohnmächtig zu Boden. Betty erhob sich und trat zu mir. »Es ist vorbei«, sagte sie, nahm mich wieder an der Hand und führte mich aus dem Gewölbe.
    »Halte uns nicht für verrückt«, sagte sie bittend. »Es ist alles sehr ernst. Pamela hat besondere Kräfte. Sie ist es, die dich nach Guilclan gebracht hat. Sie ist die Mächtigste unter uns. Jetzt bist du gegen böse okkulte Kräfte geschützt, soweit das möglich ist, ebenso wie ich, die beiden Gilcross und einige andere Personen. Leider kann Pamela nicht allen diesen Schutz geben, da diese Sitzungen ungeheuer anstrengend für sie sind. Sie kann sie nur in großen Abständen halten. Sie wird jetzt für vierundzwanzig Stunden in einer Art Koma liegen. Es ist schrecklich für mich, das mein Vater sich diesen Schutz nicht verleihen lassen will.«
    Bevor ich mich verabschiedete, hielt ich sie noch einmal lange in meinen Armen.
    Draußen war es bereits dunkel, aber wenigstens schien der Mond und erhellte meinen Weg. Einer der Diener begleitete mich zum Tor und schloss es hinter mir wieder. Ich war verwirrt. Es gelang mir noch nicht, all das zu

Weitere Kostenlose Bücher