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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Verhaftung erzählt - eigentlich hatte Kerry sie schon halb erklärt -, und nun berichtete er Vera, in welcher Gefahr Else sich befunden hatte.
    Das junge Mädchen hörte gespannt zu. »Was für eine glänzende Idee!« rief sie entzückt aus. »Typisch für King Kerry!«
    Nach Verteilung der Preise, den Reden, Danksagungen und dem improvisierten Konzert suchte das junge Mädchen Bray, der den Mittelpunkt einer Gruppe von Kommilitonen bildete, die ihn zu seinen vielen Preisen beglückwünschten.
    »Ich möchte Sie bitten, mich nach Hause zu begleiten.« Sie sah in dem grauen Seidenkleid und dem Biberhütchen reizend aus; aber er bemerkte mit Besorgnis, daß sie angegriffen war und unter ihren Augen dunkle Schatten lagen.
    Sie waren sehr befreundet miteinander. In seinen Augen war sie ein Traumwesen … Hoffen konnte er kaum, aber lieben - und er liebte sie.
    »Ich möchte gern, daß Sie etwas für mich tun«, redete sie ihn jetzt an.
    »Ich will alles tun.«
    Er sagte das ohne Nachdruck, ohne besondere Wärme, und doch trieb ihr gerade diese schlichte Erklärung das Blut in die Wangen.
    »Das wußte ich«, erwiderte sie beinahe leidenschaftlich, »aber es ist vielleicht nicht nach Ihrem Geschmack. Ich möchte Sie bitten, sich mit mir morgen abend in der Regent Street zu treffen. Ich … bin ziemlich feige und habe vor Leuten Angst, die …«
    Sie vollendete den Satz nicht, gab auch keine weitere Erklärung über die geheimnisvolle Zusammenkunft, die, weit davon entfernt, ihm unangenehm zu sein, sein Herz wieder schneller schlagen ließ.
    »Um neun Uhr an der Ecke Vigo Street« sagte sie, als sie sich vor der Tür ihres Hauses von ihm verabschiedete, »aber Sie werden sehr folgsam sein und viel Geduld haben müssen.«
    Er ergriff die dargebotene Hand, die sie höher und höher hob. Erst begriff er nicht, dann beugte er sich nieder und küßte sie.

Kapitel 13
    King Kerry las einen Brief, der mit der Morgenpost gekommen war, zum zweitenmal und steckte ihn ganz gegen seine Gewohnheit in die Brusttasche. Seine Sekretärin beobachtete sein Tun mit einem gewissen Mißtrauen, als befürchte sie einen Rückfall in seine alten Gewohnheiten; aber er schüttelte lächelnd den Kopf. Er hatte eine Art, ihre Gedanken zu lesen, die geradezu unheimlich war und sie schon oft in Verlegenheit gebracht hatte.
    »Dies ist ein › wirklich privater Brief ‹ «, sagte er und spielte damit auf eine kleine Auseinandersetzung an, die wegen der Frage, ob ein Brief »wirklich privat« oder »privat« sei, entstanden war. Else hatte eine Menge Brie-fe mit der Aufschrift »privat« geöffnet und festgestellt, daß sie zu den üblichen Bettelbriefen gehörten. Seitdem ließ er die Privatbriefe Revue passieren und urteilte nur nach der Handschrift oder dem Siegel, ob es tatsächlich eine private Mitteilung sei.
    Kerry saß lange Zeit an seinem Pult und dachte nach; dann holte er langsam den Brief wieder aus seiner Tasche und las ihn noch einmal. Der Inhalt beunruhigte ihn anscheinend … Unvermittelt rief er ein bekanntes Detektivbüro an.
    »Schicken Sie sofort jemand zur Entgegennahme von Instruktionen her!« Dann hängte er wieder ein. Lange Zeit schrieb er wie wild und hatte, als der Detektiv gemeldet wurde, noch mehrere Seiten zu schreiben. Endlich war er fertig und reichte dem Wartenden die Bogen. »Das ist aufmerksam zu lesen, zu verdauen und zu vernichten«, bedeutete er ihm. »Die Anweisungen sind ohne Vorbehalt auszuführen. Sagen Sie Ihrem Chef, er könne in Ausführung meiner Anordnungen Geldsummen in jeder Höhe anfordern.«
    Als der Mann gegangen war, wandte er sich seiner Sekretärin zu und sagte traurig: »Frauen haben es schwer in der Welt.« Das war die einzige Andeutung, die er über diesen Brief und andere, die ihm folgten, machte.
    An der Wand des Büros hing eine merkwürdige große Karte von London, die eigens für den »König von London«, wie die Presse Kerry ironisch nannte, angefertigt worden war. Es verging kaum ein Tag, an dem sich nicht ein Angestellter der Lieferfirma einfand, um mit grüner Wasserfarbe ein kleines Viereck, das ein Geschäft oder ein Haus andeutete, an der von Kerry genau bezeichneten Stelle einzuzeichnen. Das Grün auf der Karte nahm langsam zu. Der Trust kaufte Grund-und Hausbesitz im Norden, Süden und Westen auf. Ealing, Forest Hill, Brockley und Greenwich waren schon fast ganz mit Grün bepinselt. Kennington, Southwark, Wandsworth, Brixton, Clapham und Tooting wiesen eine tüchtige Zahl grüner

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