Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
stockte -»sein Waldhüter. Er hatte eine Besitzung in unserer Gegend«, fuhr er grimmig fort. »Ist auch ein sehr guter Schütze.«
    »Ich werde ihm den Brief zuschicken«, sagte der Aufseher. »Es wird aber wahrscheinlich wenig Zweck haben. Sie wissen ja, wenn jemand in eine Patsche gerät, darf er nicht annehmen, daß sein früherer Herr nur darauf wartet, ihn herauszuholen. Heutzutage jedenfalls nicht.«
    Trotzdem schickte er den Brief auf Baggins Bitte hin ab.
    Nach dieser anstrengenden diplomatischen Leistung fühlte sich Horace wieder wohler. Am Nachmittag wurde er dem Richter vorgeführt. Es fand eine Beweisaufnahme statt; dann wurde er auf einen Tag in die Untersuchungshaft zurückgeschickt und wieder in seine Zelle gebracht; das bedeutete noch einen Tag in Polizeigewahrsam, wie ihm klar war.
    Nun ja, er war gerüstet. Es war nicht das erstemal, daß er in der Patsche saß, aber er befand sich zum erstenmal in einer Lage, in der trotz eines schweren Verbrechens die Hoffnung ihm so rosige Aussichten vorgaukelte.
    Man hatte ihm mitgeteilt, daß sein Brief befördert worden sei, und er wartete nun hoffnungsvoll, daß sein Komplice etwas für ihn tun werde. Die Aussicht auf Beistand hatte den Gefangenen die schweren Anklagen, die er verantworten sollte, fast ganz vergessen lassen.
    Am nächsten Morgen war Baggin nüchterner und erbitterter. Dieser saubere Kumpan hatte ihn also sitzenlassen, hatte keinen Versuch gemacht, seinen Notschrei zu beantworten, obgleich doch er, der Gefangene, es ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte, daß dem Verbündeten keine unmittelbare Gefahr drohe.
    Nun gut, es gab noch einen anderen Weg, herauszukommen, eine Möglichkeit, bei der Baggin seine Tat entschuldigen und selbst der Mittelpunkt eines sensationellen Falles werden konnte. Als der Aufseher vorüberging, rief er ihn an: »Ich möchte den Inspektor sprechen, der diesen Fall bearbeitet. Ich habe eine Aussage zu machen.«
    »Recht so! Sie tun aber besser daran, erst zu frühstücken. Sie wissen ja, daß Sie als einer der ersten vorgeführt werden.« Baggin nickte.
    »Jemand hat Kaffee und Toast für Sie geschickt.«
    »Wer?« fragte Baggin interessiert.
    »Einer Ihrer Spießgesellen«, sagte der Aufseher und verweigerte jede weitere Auskunft.
    So hatte sich Zeberlieff also doch gerührt. Baggin hatte ja keine anderen Kumpane.
    »Hier ist Ihr Frühstück«, sagte ein Kriminalbeamter, als sich die Tür wieder öffnete, und trat mit einem Wärter, der ein kleines Tablett mit einer Kanne dampfenden Kaffees und einem Teller mit Toast trug, in die Zelle.
    »Und jetzt denken Sie einmal nach, und sprechen Sie sich offen aus, ehe Sie zur Untersuchung gehen. Es könnte ungeheuer viel für Sie ausmachen. Warum sollen Sie denn für einen anderen die Kastanien aus dem Feuer holen?«
    Baggin ließ sich nicht ausholen; aber kaum hatte der Kriminalbeamte die Tür hinter sich geschlossen, ging er ganz mechanisch zu dem Platz, wo der Schreibblock lag, und nahm ihn auf. Er würde dem Fremden … aber einstweilen war er hungrig.
    Er trank einen tüchtigen Schluck Kaffee und überlegte sich dabei, wie dieser neue Genosse ihn wohl aus der Patsche ziehen würde.
    Fünf Minuten später gingen ein Kriminalbeamter und der Aufseher zu seiner Zelle.
    »Ich will mit ihm sprechen«, sagte der Detektiv, und der Aufseher schloß, ohne durch das Gitter zu sehen, die Tür auf.
    Der Kriminalbeamte stieß einen Schrei aus und sprang in die Zelle, in der Baggin zusammengekrümmt zwischen zerbrochenem Geschirr und ausgegossenem Kaffee lag.
    Der Detektiv richtete ihn auf und drehte ihn um.
    »Um Gottes willen! Er ist tot! Vergiftet! Es riecht hier nach Blausäure.«
    »Vergiftet?« fragte der Aufseher bestürzt. »Wer kann es getan haben? «
    »Das Gift war im Kaffee«, erwiderte der Kriminalbe amte langsam, »und der Mann, der ihm den Kaffee schickte, war es auch, der ihn verleitete, die schmutzige Arbeit für ihn zu tun.«

Kapitel 5
    Ehe die Mittagspause bei Tack & Brighten anbrach, ließ Herr Tack durch den ältesten Rayonchef Else Marion zu sich bitten. Die Bitte war so höflich gehalten und übermittelt, daß kein vernünftiger Mensch daran zweifeln konnte, daß sie mit der größten Sorgfalt abgefaßt war und daß der Bote sie mit nicht geringerer Sorgfalt einstudiert hatte.
    Um fünf Minuten vor eins trat Else in das Zimmer des Chefs.
    Herr Tack war nicht allein - sein Partner saß zusammengekauert in einem Stuhl und kaute mit finsteren Blicken an seinen

Weitere Kostenlose Bücher