004 - Magie der Liebe
Erschöpfung lagen unter ihren Augen. Ihre 'Tiara aus Seidenblüten war schon lange verrutscht, und ihre Locken hatten sich aus der Hochfrisur gelöst. Arians Brautkleid war zerknittert und voller Weinflecken. Müde ließ sie die Schultern hängen. Tristan saß hinter dem falschen Spiegel der Sicherheitszentrale, Er war gezwungen, das verborgene Mikrofon abzuschalten und die Augen zu schließen. Ihre Schönheit und der Klang ihrer verführerischen Stimme war mehr, als er ertragen konnte.
Den ganzen Nachmittag über hatte er Arians Verhör mit verfolgt. Er wollte nicht das Schlimmste von ihr glauben, aber die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass Zynismus sein einziger Schutz vor schrecklichen Enttäuschungen war.
Schließlich war sie eine Frau ohne Familie, Vergangenheit und legaler Identität.
Zweifellos hatte Arthur in ihr die perfekte Person gefunden, um seine hinterhältigen Pläne in die Tat umzusetzen. Hatte er sie mit einer als Amulett getarnten Version des Hexenmeisters ausgestattet, damit sie in Tristans Nähe kam? Vielleicht hätte sie einige Monate nach der Hochzeit einen kleinen „Unfall" inszeniert, um dann als trauernde Witwe ihren neu gewonnenen Reichtum mit ihrem Liebhaber Arthur zu teilen.
Insgeheim betete er, dass sie irgendetwas sagen würde, was ihre Unschuld bewies.
Nur aus diesem Grund schaltete er das Mikrofon wieder ein. Der Privatdetektiv hatte von der Einschüchterungsmethode zu einem sanfteren Tonfall gewechselt. Er drückte einen frischen Kaffee in Arians zitternde Hände, dann beugte er sich zu ihr herunter. „Miss Whitewood, haben Sie irgendeine Vorstellung, was mit einem hübschen zierlichen Mädchen wie Ihnen in einem staatlichen Gefängnis geschehen würde?"
„Verdammt: Ich weiß nicht, wie lange ich mir das noch anhören kann."
Cops wütende Äußerung erinnerte Tristan daran, dass er nicht allein in der kleinen Kabine war. Copperfield saß am anderen Ende der Steuerungskonsole, während Sven mit steifer Haltung an der Wand lehnte. Tristan versuchte, das schlafende Kätzchen in Svens Armen zu ignorieren.
„Ich wünschte, Levinson würde endlich damit aufhören. Wie, zur Hölle, kann sie das ertragen?" fragte Cop.
„Die Tür ist nicht abgeschlossen. Sie kann jederzeit gehen", erwiderte Tristan.
„Ach ja? Und hast du dir auch die Mühe gemacht, sie darauf hinzuweisen?" Als Tristan den Blick abwendete, sagte Cop: „Das habe ich mir schon gedacht."
„Stehen Sie gegenwärtig in Kontakt mit einem Mann namens Arthur Finch, oder sind Sie ihm in der Vergangenheit schon einmal begegnet?"
Arian verschränkte die Arme auf dem Tisch und stützte müde ihren Kopf darauf.
Tristan hörte einen abfälligen Laut hinter sich und vermutete, dass er von Sven gekommen war.
Seufzend drückte er einen Knopf, der den Lautsprecher im Verhörzimmer aktivierte.
„Ich glaube, das ist genug, Mr. Levinson."
Arian bewegte sich nicht einmal, als der Detektiv mit beleidigter Miene den Raum verließ.
„Und was kommt jetzt?" fragte Cop sarkastisch. „Daumenschrauben? Die Streckbank? Oder heuerst du einen anderen Idioten an, der zur Abwechslung einen guten Polizisten spielt?"
„Levinson war der gute Polizist", sagte Tristan mit zusammengepressten Lippen.
Copperfield blickte ihn vorwurfsvoll an. Als Tristan aufstand, bestätigte er die schlimmsten Befürchtungen seines Freundes. „Sven?"
„Ja, Sir."
Tristan wusste nicht, ob Reue oder Verachtung in dem Tonfall des Norwegers lag.
„Bringen Sie die verdammte Katze hier raus."
Arian verbarg das Gesicht in ihren Armen. Sie sehnte sich verzweifelt nach einem heißen Bad, einem weichen Bett und nach der Geborgenheit von Tristans Armen.
Dann wurde ihr wieder bewusst, dass ihr letzter Wunsch niemals erfüllt werden würde. Wie sich nun herausstellte, waren all ihre Wünsche vergebens gewesen.
Sie besaß keine übernatürlichen Kräfte. Sie war niemals eine Hexe gewesen. Ihre Magie hatte nur aus einem technischen Trick bestanden, der sie dazu gebracht hatte, an ihre kindischen Träume zu glauben. Ein grausamer Scherz, der sich über drei Jahrhunderte erstreckt und Narren aus ihnen allen gemacht hatte.
Hüten Sie sich vor dem Hexenmeister.
Sie hatte nicht auf Wite Lizes Warnung gehört, bis es zu spät gewesen war. Nun bezahlte sie den Preis für ihre eigene Dummheit. Sie hatte den Glauben an die Magie verloren. Aber noch mehr schmerzte die Gewissheit, dass Tristan sie für eine Lügnerin hielt, die ihn kaltblütig verraten hatte. Sie
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