004 - Magie der Liebe
zerquetschen?"
Arian schloss die Augen. Tristans Grausamkeit war nur schwer zu ertragen.
Wenigstens verbarg er seine Drohungen nicht hinter Schmeicheleien, wie Linnet es getan hätte.
Als sie die Augen wieder öffnete, waren sie völlig ausdruckslos. „Sie hat es gestohlen. Meine Mutter hat das Amulett gestohlen."
Tristan wirkte zufrieden mit sich selbst. Zumindest hatte er ein halbes Geständnis aus ihr herausbekommen.
Arian senkte den Kopf. „Meine Mutter war eine Kurtisane."
„Eine Hure", bemerkte Tristan schroff. „Wie passend."
Arian errötete, ignorierte seine Bemerkung jedoch. „In meiner Kindheit war sie die verwöhnte Mätresse einiger Edelmänner am Hof des Königs, doch in ihren jüngeren Jahren war sie nicht so vom Glück begünstigt. Sie ließ sich auf eine Liaison mit einem jungen, gut aussehenden Schauspieler ein. Er versprach, ihr die Sterne vom Himmel zu holen. Es dauerte nicht lange, bis sie entdeckte, dass er arm war. Sie stritten heftig. Doch bevor er sie verließ, gelang es ihr noch, das Amulett aus seiner Tasche zu nehmen und es in ihrem Mieder zu verstecken." Da sie es nicht fertig brachte, Tristan in die Augen zu sehen, wandte Arian sich Copperfield zu. „Sie hat es nicht als Diebstahl betrachtet, wissen Sie. Sie glaubte wirklich, dass es ihr zustehe."
„Für geleistete Dienste", äußerte Tristan abfällig. „Eine rührende Geschichte. Du hast aber immer noch nicht erklärt, wie das Amulett in deinen Besitz kam."
„Als ich ein kleines Mädchen war, erwischte sie mich eines Nachts, während ich in ihrer Schmuckschatulle stöberte. Zu diesem Zeitpunkt besaß sie bereits eine beachtliche Sammlung." Arians bitterer Unterton ließ keinen Zweifel daran, wie ihre Mutter diese Schätze verdient hatte. „Goldene Gürtel, kostbare Diamanten, Perlenketten. Als sie hereinkam und mich ertappte, dachte ich zuerst, dass sie mich schlagen würde. Doch sie lachte nur, fischte das Amulett aus der Truhe und warf es mir zu." Arian senkte die Stimme zu einem Flüstern. „Sie sagte, dieser wertlose Tand sei das Einzige, was ich jemals von meinem Vater erben würde."
Sie hob den Blick und sah, dass Tristan sie mit atemberaubender Eindringlichkeit anstarrte. Für einen kurzen Augenblick bröckelte seine Fassade, und sie bemerkte den Schmerz, den er in seinem Herzen fühlte. Er schien sich verzweifelt zu wünschen, ihren Worten Glauben zu schenken.
Sie zuckte leicht zusammen, als er sich über den Tisch beugte und zärtlich die Hand auf ihre Wange legte. „Jedes Wort, das aus deinem wundervollen Mund kommt, ist eine Lüge. Hexenmeister ist erst seit zehn Jahren verschwunden, trotzdem behauptest du, dass deine Mutter ihn schon vor deiner Geburt gestohlen habe.
Wenn ich mich nicht täusche, ist so etwas unmöglich, nicht wahr?"
Arian hätte ihm gerne die Lösung des Rätsels präsentiert, doch sie konnte es nicht.
„Ich werde dir vierundzwanzig Stunden Zeit geben", flüsterte er. „Wenn du mir bis dahin nicht Arthur Finchs gegenwärtigen Aufenthaltsort verraten hast, werde ich dich wegen Betrugs und Erpressung anklagen und dafür sorgen, dass du zur gesetzlichen Höchststrafe verurteilt wirst."
Arian saß so bewegungslos wie eine Statue vor ihm, selbst als Tristan die Tür öffnete, hinter der Sven wartete. „Sven, bringen Sie Arian in das Penthouse. Von mir aus kann sie noch eine letzte Nacht den Luxus auf meine Kosten genießen." Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal zu ihr um. „Süße Träume, Miss Whitewood."
Sven war der einzige der Männer, der Arians geflüsterte Abschiedsworte hörte.
„Mrs. Lennox."
26. KAPITEL
Sven blickte starr geradeaus, als sie mit dem Aufzug zum Penthouse hinauffuhren. Er war nicht länger ein Bodyguard und ihr Freund, sondern ein bewaffneter Gefängniswärter, der jede ihre Bewegungen beobachten würde. Zweifellos sollte er verhindern, dass Arian zu fliehen versuchte, bevor die Polizeibeamten sie am nächsten Tag abholen würden.
Arian nahm an, dass Sven sie nun auch hasste. Sicher hielt er sie für eine herzlose Kriminelle, die an einem niederträchtigen Komplott gegen Tristan beteiligt wäre. Der Verlust seiner Freundschaft traf sie härter, als sie erwartet hatte. Wieder traten ihr Tränen in die Augen, und sie wandte verlegen das Gesicht ab.
Als sie den Aufzug verließen, blieb Arian mit dem Fuß im Saum ihres Kleides hängen, so dass ein Stück zarter Spitze abgerissen wurde. Am liebsten hätte sie das verhasste Ding
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