004 - Magie der Liebe
schmerzenden Ohren mit den Händen. Tristan hatte sich auf den Boden geworfen, als er den Knall gehört hatte. Ein leiser Fluch kam von seinen Lippen, als er den rauchenden Krater sah, den die Pistole hinterlassen hatte. Das Loch befand sich nur wenige Finger breit neben der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte.
Sein Gesicht war aschfahl. „Gütiger Himmel. Und ich dachte, Puritaner seien friedliebende Menschen."
Arian kroch zu ihm hinüber und legte die Arme um seinen Nacken. Voller Entsetzen stellte sie fest, dass es zu spät war. Zu spät, um Tristans Pistole aufzuheben, die in eine Ecke des Raumes gefallen war. Zu spät, um den Hexenmeister aus seinem Versteck zu holen und als Waffe zu benutzen.
Die Tür wurde mit einem lauten Krachen aufgestoßen, und Männer kreisten sie ein.
Linnet presste seinen verwundeten Arm an die Brust und beobachtete mit einem schadenfrohen Grinsen, wie Arian aus Tristans Armen gerissen wurde. Es waren fünf Männer nötig, um dies zu bewerkstelligen. Tristan ließ sie nur los, weil er fürchtete, sie könnten ihr die Arme ausrenken.
„Arian!" rief er, während sie ihm die Hände auf dem Rücken fesselten. „Welcher Tag ist heute?"
Gefangen in Constable Ingersolls gnadenlosem Griff, warf sie ihm einen verwirrten Blick zu. „Freitag."
„Nein! Welcher Tag des Monats?"
In ihren Ohren rauschte es immer noch. Sie schüttelte den Kopf, während sie angestrengt nachdachte. Plötzlich kamen ihr wieder die Worte in den Sinn, die Tristan vor schier endloser Zeit zu ihr gesagt hatte.
Weißt du denn nicht, dass heute die Nacht ist, in der Hexen, Zauberer und Gespenster ihr Unwesen treiben? Werwölfe heulen den Mond an, Hexen fliegen auf ihrem Besen und verzaubern jeden, der ihnen über den Weg läuft.
„Heute ist der einunddreißigste Oktober!" rief sie plötzlich. „Halloween!"
Sie sah die nackte Angst in seinen Augen, bevor sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Mit einem Mal wirkte er seltsam gefasst, als ob er bereits wüsste, was geschehen würde. Arian hatte eine böse Vorahnung.
Tristan begegnete nicht einmal ihrem Blick, als sie an dem lächelnden Linnet vorbeigeführt und die Treppe hinuntergestoßen wurden, wo bereits der Mob mit offenen Armen auf sie wartete.
35. KAPITEL
Die aufgebrachten Bürger von Gloucester kreisten Arian und Tristan schnell ein, bevor sie die beiden auf den Wald zutrieben. Arian blickte in hassverzerrte Gesichter. Sie wich vor ihnen zurück und prallte gegen Constable Ingersolls Brust.
Seine Finger schlossen sich um ihre gefesselten Handgelenke, bevor er sie gegen Copperfield stieß. Der Gerber hielt Cop noch immer fest und zerrte ihn mit sich.
„Hallo, Süße", sagte Cop mit einem schwachen Grinsen. „Ich hatte gehofft, wir würden uns unter glücklicheren Umständen wieder treffen."
„Das hatte ich ebenfalls gehofft", erwiderte Arian, die verzweifelt nach Tristan Ausschau hielt.
Als sie die Wälder erreichten, erblickte sie plötzlich seinen steifen Rücken. Er wandte sich kein einziges Mal zu ihr um.
Die dunklen Gestalten um sie herum kannten keine Gnade. Einige Puritaner hatten sich verkleidet, so wie ein Mann, der gerade an Arian vorbeiging. Sein Mantel reichte ihm bis zu den Knöcheln, und er hatte den Hut tief in die Stirn gezogen, damit man sein Gesicht nicht erkannte. Andere, wie Goody Hubbins, schämten sich nicht, ihr Vergnügen an dem Unglück anderer offen zu zeigen.
Tiefer im Wald begann der Mob, um sie herumzutanzen und sie mit Tritten anzutreiben. Als sie schließlich eine einsame Lichtung erreichten, verstummten die Jubelschreie. Das bedrückende Schweigen wurde nur noch vom Rascheln des Herbstlaubs unter den vielen Füßen unterbrochen.
Ein pechschwarzes Schafott mit einem großen Galgen stand mitten auf der Lichtung.
Die Schlingen der Galgenstricke drehten sich leicht im Wind.
Arian fühlte sich wie gelähmt, als sie ihre Todesstätte anstarrte. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, welche tragische Geschichte Linnet den Richtern aus Boston erzählen würde.
„Ich habe mein Bestes gegeben, um das arme Kind vor dem Mob zu retten", würde er sagen und sich gleichzeitig mit der verbundenen Hand die Tränen von den Wangen wischen. Mr. Corwin würde traurig den Kopf schütteln, und Mr. Hawthorne würde sein Bedauern über das schreckliche Ende einer jungen Frau äußern, die vom rechten Wege abgekommen sei.
Natürlich würde von dem Schafott nicht einmal eine Spur übrig bleiben. Nach der Hinrichtung
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