0040 - Einer von uns?
dafür, dass die Partie möglichst lange dauert.«
Wenig später rief Wels Trevor an. Er war zur Terry Bar gegangen. Als Geschäftsführer würde er dort von vielen Leuten gesehen werden.
Anschließend, ungefähr zehn Minuten später, kam der Anruf von Serge Bosrew. Er hatte sich ein Mädchen gesucht und sagte, er würde mit ihr einen Bummel machen.
Am längsten ließ der Anruf von Shouers auf sich warten. Endlich, fast nach einer halben Stunde, klingelte das Telefon noch einmal.
»Hier ist Shouers«, meldete sich die tiefe Stimme des Rothaarigen. »Ich habe hier ein paar Freunde getroffen. Wir trinken ein wenig. Was macht Rocco?«
»Es geht ihm gut«, antwortete Lester kalt. »Er trinkt auch ein wenig.«
Er legte auf und sah Rewers an.
»Dein Glas ist leer«, sagte er. »Trink noch ein wenig.«
»Ich denke nicht daran«, versuchte Rewers aufzubrausen. »Ich will jetzt endlich wissen, was Sie mit mir Vorhaben.«
»Einen Drink zu nehmen«, entgegnete Lester und griff nach seinem noch unberührten Glas. »Willst du wirklich nicht mittrinken?«
Getrieben von der Hoffnung, ihn freundlich zu stimmen, trank Rewers sein Glas leer.
Im Laufe der nächsten zwei Stunden zwang Corry Lester ihn, den Rest der Flasche zu trinken, aber Rewers wurde nicht betrunken. Zwar wurden seine Bewegungen schwerfälliger und fahrig, aber sein Gehirn war so von der Angst umklammert, dass der Alkohol es nicht zu betäuben vermochte.
Lester war in Schweigen versunken.
Erst als es auf zwei Uhr anging, erhob er sich, öffnete die Tür zum Dachgarten, ging bis an das Geländer und blickte auf die Straße hinunter.
Dann kam er in den Raum zurück, stellte sich vor Rocco und befahl: »Steh auf!«
Rewers versuchte es, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Lester zog ihn an den Jackenaufschlägen hoch. Er steckte ihm die Waffe, die er ihm vor einigen Stunden abgenommen hatte, ins Halfter zurück, und zerrte ihn zur Tür, durch die die kalte Nachtluft eindrang.
»Was soll das?«, stammelte Rewers. »Was hast du mit mir vor?«
»Das wirst du sehen!«, stieß Corry Lester zwischen den Zähnen hervor.
***
Ich erfuhr von Rocco Rewers Tod am Samstagmorgen. Die Meldung stand in der täglichen Zusammenstellung von Vorkommnissen, die dem FBI jeden Morgen von allen Revieren New Yorks übermittelt wurde. Die Auswertungsstelle, der die Namen aller Leute, für die wir uns interessierten, bekannt sind, rief mich in meiner Wohnung an.
»In der 35. Straße hat ein Mann namens Rocco Rewers Selbstmord begangen«, meldete der Kollege. »Du hast ihn auf deiner Liste stehen, Jerry.«
»Selbstmord? Mord, meinst du.«
»Der Revierbericht spricht von vermutlichem Selbstmord durch Sturz vom Dach seiner Wohnung.«
»Danke für die Nachricht. Ich kümmere mich gleich mal darum.« Ich holte Phil ab und fuhr zum Revier, das für die 35. Straße zuständig war. Lieutenant Groos, der Revierdienst hatte, empfing uns.
»Wegen Rocco Rewers? Augenblick. Hier ist die Akte.«
Ich überflog das Protokoll. Städtische Arbeiter, die zu irgendwelchen Reparaturarbeiten unterwegs waren, hatten den Toten auf dem Straßenpflaster gefunden und die Polizei alarmiert. Aufgrund der Papiere hatte man ihn als Rewers identifiziert. Die Polizisten waren dann in die Wohnung eingedrungen. Sie hatten die Tür zum Dachgarten offen gefunden. Das Licht brannte. Eine Flasche Whisky und ein Glas standen auf dem Tisch. Niemand war in der Wohnung anwesend.
»Wissen Sie Näheres über Rewers?«, fragte Lieutenant Groos. »Er trug eine Pistole bei sich. Wollen Sie sie haben?«
»Ja, bitte, lassen Sie das Ding holen.«
»Hier ist übrigens der Bericht des Obduktionsarztes«, fuhr er fort und reichte mir ein amtliches Formular.
Ich las den zusammenfassenden Kommentar, der am Ende des Berichtes stand.
»Der Tod muss gegen ungefähr zwei Uhr nachts eingetreten sein. Nach der Blut- und Magenuntersuchung muss der Tote kurz vor seinem Ende eine erhebliche Menge Alkohol zu sich genommen haben. Dem Befund nach zu urteilen, muss er sich im Zustand’der-Volltrunkenheit befunden haben.«
Ich ließ das Blatt sinken.
»Das hört sich eher so an, als handele es sich um einen Unglücksfall. Lieutenant, ist nicht festgestellt worden, ob an dem Abend Leute bei Rewers waren?«
»Nein, wir konnten nichts feststellen, aber wir haben einige Aussagen von anderen Bewohnern des Hauses, dass sich häufig eine Menge Burschen bei Rewers herumtrieben. Es befinden sich einige Beschreibungen bei der Akte, aber
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