0040 - Einer von uns?
kommen Sie, Robin.«
***
Robin legte seine Mütze auf den Schreibtisch.
»Hallo, wie geht’s Robin?«
»Danke, nicht schlecht. Ihr Auftreten und speziell Phils Solonummer haben die Jungs schwer beeindruckt. Die Frewmans haben ihre Mühe, die Burschen wieder auf ihre Linie zu bringen. Die Stimmung ist flau, und wir haben diese Stimmung ausgenützt. Wenn die Boys den Eindruck haben, dass ein Gangster durchaus nicht ein bewunderungswürdiger und starker Mann ist, dann hören sie schon mal auf das Wort eines Polizisten und tun auch den Mund auf, wenn man sie fragt.«
Er nahm einen Zettel aus der Tasche.
»Ich habe hier vier Namen von Burschen, die alle unter zwanzig Jahre alt sind.«
Anthony betrat das Büro. Er begrüßte Robin.
»Robin ist jetzt auf der Spur des Mannes, der in der Tatnacht mit Arturo Doriani zusammen war«, erklärte Phil.
»Erwartet ihr von ihm noch interessante Aufschlüsse?«
»Tja, ich kann mir auch kaum vorstellen, dass neues Belastungsmaterial gegen Pete Labow dabei herauskommt, aber wir müssen der Sache nachgehen. Erzählen Sie weiter, Robin.«
Er strich den Zettel glatt.
»Wir bekamen also die Namen von vier Jungs, die sich alle in irgendeiner Form geweigert haben, länger als Bandenmitglieder zu arbeiten. Ich habe einen alten Cop, der seit dreißig Jahren im Revier Dienst tut, und auch dort wohnt. Er hat ein ganz besonderes Verhältnis zu den Boys. Er hat sie alle als Kinder gekannt, hat ihnen manchen Cent geschenkt. Ich fürchte, sie nahmen ihn manchmal nicht ganz ernst, aber sie haben auch wenige Geheimnisse vor ihm, und er hat auf seine stille Art dafür gesorgt, dass mancher von diesen Gassenjungs vor dem Schlimmsten bewahrt blieb. Die vier Namen, die er mir schließlich nennen konnte, lauten: Toby Zurro, Angelo Fabrizi, Luc Partie und Norman Fummer. -Von diesen vier Jünglingen hat jeder einen Grund. Zurro und Fabrizi sind mit einem gestohlenen Auto verunglückt und liegen seit Wochen im Krankenhaus. Norman Fummer hat sich entschlossen, einen anständigen Beruf zu erlernen. Bleibt Luc Partie. Mein Fachmann für Jugendfragen konnte den Grund nicht herausbekommen, aus dem Luc bei der Neugründung der Gang fernblieb. Unter den Dorianis hat er fast so etwas wie eine Führerstelle bekleidet. Und an ihm ist noch etwas interessant. Er wohnt in der 24. Straße, und die 24. Straße ist die nächste Querstraße von der Stelle der 37. Straße gerechnet, an der die Schießerei stattfand. Arturo hatte also nur ein paar Schritte, um sich bei Partie in Sicherheit zu bringen.«
»Sehen wir uns diesen Luc doch einmal gleich an.«
»Kann ich mitkommen?«, fragte Anthony.
»Natürlich«, antworteten Phil und ich wie aus einem Mund.
***
Eine Viertelstunde später stiegen wir die ausgetretenen Treppen einer Mietskaserne der 24. Straße hoch.
»Luc Partie?«, hatte uns unten ein Mann gesagt, der nur mit Hose und Unterhemd bekleidet auf der Treppe hockte. »Der hat eine Bude ganz oben auf dem Dachboden.«
Wir fanden die Kammer, die uns der Mann beschrieben hatte. Ich klopfte an, während Phil mit der Taschenlampe leuchtete. Nichts rührte sich. Ich rüttelte ein wenig an der Tür. Das Schloss war nicht viel wert. Es gab auf den ersten Druck nach.
Ich betrat die ärmlich eingerichtete Kammer, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein wackeliger Kleiderschrank, das war alles. Ich öffnete den Kleider schrank. Sein Inhalt bestand aus zwei Jacken und zwei Hosen. Unten in der Ecke lagen zusammengeknüllte Wäschestücke. Ich schob sie mit dem Fuß auseinander. Ein Hemd war darunter, dessen linker Ärmel zerrissen war und einen großen dunklen Fleck hatte.
»Sieht aus wie Blut«, sagte Phil leise.
Jetzt sahen wir uns die Jacken genauer an, und wir entdeckten eine, bei der der linke Ärmel ebenfalls ein Loch und einen dunklen Fleck hatte.
»Das ist die Jacke, die Arturo Doriani trug, als wir ihn zuletzt sahen«, erklärte Robin mit Bestimmtheit.
»So«, sagte ich, »dann wollen wir mal sehen, dass wir diesen Luc Partie schnellstens finden.«
Wir verließen den Dachboden und klopften an die Tür der obersten Wohnung. Eine alte Frau öffnete uns, der die grauen Haarsträhnen im Gesicht hingen.
»Luc?«, beantwortete sie unsere Frage. »Der ist seit ein paar Tagen verschwunden. Doch, ich weiß das genau. Er kam immer jeden Morgen und holte sich bei mir das Kaffeewasser, und er ist jetzt schon lange nicht mehr gekommen. Seit wann? Ich glaube, seit dem Tag, als dort oben der große Krach war. Nun,
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