0041 - Das Amulett des Sonnengottes
ein unter Druck stehendes Rohr. Dampf zischte und hüllte die Bewacher in eine weiße Wolke ein.
Die Privatdetektivin war mit ihrem Erfolg zufrieden. Sie steckte die Pistole hastig weg und wandte sich zur Flucht. So hatte es der Sonnengott befohlen. Sie durfte sich nicht ergreifen lassen.
So schnell sie konnte, rannte sie durch die Halle und fand den offenen Hinterausgang. Weit vor sich entdeckte sie Jeremy Landrope. Der Generalmanager verschwand soeben zwischen zwei riesigen Türmen, deren Bedeutung Jane nicht kannte. Instinktiv folgte sie dem Mann. Er kannte sich auf dem Firmengelände am besten aus.
Sie wußte nicht, was er tun sollte, doch sie begriff es sehr schnell. Als sie ihn nämlich einholte, legte er gerade eine Lunte zu einem Tankstutzen. Er fertigte sie provisorisch aus einigen Putzlappen. Dann öffnete er ein Ventil. Intensiver Benzingeruch stieg Jane in die Nase.
»Und das soll funktionieren?« fragte sie skeptisch. »Hier gibt es doch unzählige Sicherungen. Wenn Sie diese Leitung in Brand stecken, schalten sich die anderen Leitungen ab und…«
Landrope legte seinen kurzen, dicken Zeigefinger an die Lippen. Ein teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht.
»Hier entsteht nur ein kleiner Brand«, erklärte er flüsternd. »Aber die Hitze schmort diese Sicherung dort durch. Dann fliegt einer der Haupttanks in die Luft. Fünf Minuten später steht nichts mehr von der ganzen Raffinerie.«
Jane hörte sich seine Erklärungen an, ohne daß es ihr etwas ausmachte. Sie stand nach wie vor unter dem Einfluß des Amuletts und dachte nicht weiter über die Folgen nach.
Der Generalmanager war fast fertig, als sie Schritte hörten. Sie glaubten, einer der Yarddetektive hätte sie entdeckt, und versteckten sich hinter den dicken Leitungen zwischen den einzelnen Kesseln.
Es war jedoch ein Techniker, ein älterer Mann. Er hatte den gelben Schutzhelm weit aus dem Gesicht geschoben und rieb sich die müden Augen. Gähnend blickte er auf seine Uhr und wollte weitergehen, als er stutzte. Kopfschüttelnd blieb er stehen und bückte sich.
Im nächsten Moment entdeckte er die Lunte und richtete sich erschrocken wieder auf.
Der Generalmanager ließ ihm keine Chance. Mit einem harten Schlag streckte er den Mann von hinten nieder. Der Techniker rollte schwerfällig neben dem Tankstutzen auf den Boden und rührte sich nicht mehr. Er war nur betäubt, nicht tot.
Auch jetzt griff Jane noch nicht ein, obwohl sich tief in ihr eine Stimme regte. Sie flüsterte ihr ein, daß sie eingreifen mußte. Sie wußte nur nicht, weshalb.
Als Landropes Hand in dessen Jackettasche verschwand, richtete Jane sich auf.
»Warten Sie!« sagte sie scharf. »Wenn Sie die Lunte jetzt anbrennen, stirbt dieser Mann.«
Landrope wandte ihr nur kurz das Gesicht zu. »Na und!« fragte er und zog ein Feuerzeug hervor.
»Was heißt das?« Jane stemmte sich gegen einen inneren Einfluß, der sie zurückhalten wollte. Für einen Moment fiel ihr das Denken schwer. Sie zwang sich dazu, weiterzusprechen und diesen ihr unbekannten Mann zu retten. »Sie dürfen ihn nicht kaltblütig ermorden!«
Wieder brandete eine Welle fremder Gedanken auf sie ein. Trotzdem blieb sie hart.
Landrope kümmerte sich gar nicht darum, was sie sagte. Er ließ sein Feuerzeug aufschnappen.
Er hatte es ihr genau erklärt. Wenn die Flamme übersprang, war alles verloren.
Jane hätte sich schnellstens in Sicherheit bringen müssen. Sie tat es nicht. Stattdessen warf sie sich auf den Generalmanager und hielt seine Hand fest.
»Das dürfen Sie nicht!« schrie sie. »Mörder!«
»Seien Sie still!« zischte Landrope. »Sie alarmieren die Polizei! Weg hier!«
Er versetzte ihr einen Stoß, der sie gegen die Rohrleitungen schleuderte. Jane stieß sich wieder ab, doch ehe sie den Generalmanager erreichte, bückte er sich.
Eine kleine Stichflamme zischte hoch, jagte über die Lunte und sprang auf den Tankstutzen über. Dort floß noch immer ein dünner Strahl Benzin aus. Wie bei einer Lötlampe zischte aus dem Rohr eine bläuliche Flamme hervor.
Jane begriff. Das große Unglück blieb vorläufig aus, weil Landrope erst noch ein Sperrventil öffnen mußte. Tatsächlich lief der Generalmanager auf ein Regelrad zu. Es hatte einen Durchmesser wie das Lenkrad eines Autos. Schon streckte Landrope die Hände danach aus, um den Benzinstrahl auf volle Stärke zu regulieren. Wie aus einem Flammenwerfer mußte das Feuer dann auf den Bewußtlosen zuschießen und ihn auf der Stelle
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