0041 - Das Amulett des Sonnengottes
»Hast du mir die besten Karatekämpfer auf den Hals gehetzt? Ich glaube, die haben mich in kleine Scheiben gehackt und hinterher wieder zusammengesetzt.«
»Zusammengesetzt habe ich dich«, erklärte ich grinsend, wurde aber schnell ernst. Ich erklärte meinem Freund in Stichworten, was geschehen war.
Suko starrte mich entgeistert an. Er schüttelte immer wieder den Kopf, unterbrach mich jedoch kein einziges Mal.
»John!« rief er, nachdem ich geendet hatte. »Ich schwöre dir, daß ich kein Wort glauben könnte, wenn mir das ein anderer erzählt hätte.«
»Es stimmt«, bestätigte ich mit Nachdruck. »Du brauchst dir aber keine Gedanken zu machen. Du hast mich nicht freiwillig betäubt, genausowenig, wie Jane mir aus freien Stücken das Schlafmittel verpaßt hat. Und du hast mich nicht absichtlich hier umbringen wollen. An allem ist nur das Amulett des Sonnengottes schuld. Wärst du nicht mit dem magischen Kreis in Kontakt gekommen, wärst du noch immer nicht der alte Suko.«
»So alt bin ich noch gar nicht«, sagte er grinsend. Sein Gesicht verkrampfte sich. »Und wo ist dieses verdammte Amulett?«
Ich deutete auf die Ecke, aus der er die Autoreifen geholt hatte. »Ich vermute, daß es dort versteckt ist. Du bist aus dieser Ecke gekommen, als du mich mit Jane in meine Wohnung geschafft hast.«
Er raffte sich vom Boden hoch und warf einen abschätzenden Blick in die dunkle Nische. Dann sah er sich nach allen Seiten um.
Bisher hatten wir großes Glück gehabt, daß niemand in die Tiefgarage gekommen war. Wir hätten sicherlich nur schwer erklären können, was hier geschehen war.
»Machen wir erst Ordnung, bevor du dort nachsiehst, John«, schlug Suko vor. »Wir sparen uns damit eine ganze Menge Ärger.«
Ich nickte und half ihm, so gut ich konnte. Es fiel mir aber noch immer schwer, mich zu bewegen. Wahrscheinlich hatte ich mir wirklich ein paar Rippen angeknackst.
Suko merkte es. Er sagte zwar nichts, aber er übernahm die Aufräumungsarbeiten ganz allein. Es ging im Handumdrehen, nur daß er diesmal die Reifen und Felgen offen an der Wand stapelte.
Ich verwischte inzwischen den Kreidekreis mit dem Fuß. Ich glaubte nicht, daß ich ihn noch einmal gegen Suko anwenden mußte. Mein Freund schien endgültig von diesem verderblichen Einfluß befreit zu sein und Herr über seinen Willen zu bleiben.
Erst als auch die letzte Spur verwischt war, wandten wir uns dem Versteck des Amuletts zu. Suko wollte näher herangehen, aber ich hielt ihn am Arm zurück.
»Ich bin dagegen immun«, sagte ich und deutete auf mein silbernes Kreuz, das ich jetzt wieder offen trug. »Ich möchte mich kein zweites Mal mit dir prügeln.«
Nur zu gern wich Suko zurück und überließ mir den Vortritt. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und ging drei Schritte näher.
Noch ein Schritt. Dann tastete sich ein fremder Wille in meine Gedanken.
Ich umklammerte mein Kreuz und wehrte die fremden Gedanken ab. Dennoch ging ich näher. Hatte ich einmal den Angriff des Amuletts überstanden, mußte ich es auch ein zweites Mal schaffen.
Der letzte Schritt, dann konnte ich in die Nische sehen. Und da lag es vor mir, das Amulett des Sonnengottes!
Die einzelnen Farben leuchteten ganz schwach. Vor meinen Augen entstand ein leichtes Flimmern.
Der Einfluß der fremden Persönlichkeit wurde stärker und stärker. Dennoch konnte ich ihm standhalten. Ich ließ mich nicht unterkriegen.
»Siehst du etwas, John?« fragte Suko hinter mir.
Ich hob die Hand und winkte ab, denn in diesem Moment entstand vor mir eine Vision. Zweifellos ging sie von dem Amulett aus.
Ich sah eine Raffinerie. Zwischen den Rohrleitungen standen ein paar Männer. Ich kannte sie. Es waren Kollegen von Scotland Yard.
Gleich darauf sah ich hinter der Glasscheibe eines Gebäudes eine schlanke Gestalt. Leuchtende, blonde Haare! Jane Collins! Sie hob ihre Pistole und zielte auf meine Kollegen.
»Suko!« schrie ich auf. »Schnell, den Wagen!«
Mein Freund schaltete blitzartig. Der Motor des Bentley röhrte auf, als ich in meiner Vision sah, wie Jane abdrückte.
***
Jane Collins war eine ausgezeichnete Schützin.
Sie zielte auf die Yarddetektive, hob den Lauf der Pistole ein wenig und drückte den Abzug. Die Kugel durchschlug die Glasscheibe der Halle und zerschmetterte die Neonröhre direkt über den Beschattern.
Ein Glasregen ergoß sich auf die Detektive. Sie warfen sich in Deckung.
Jane schoß noch einmal. Unmittelbar über den Männern platzte
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