0041 - Das Amulett des Sonnengottes
ich meinen Freund auf und lief noch einmal zurück. Das Amulett existierte nicht mehr. Im Betonboden gab es eine Vertiefung. An dieser Stelle hatten die magischen Kräfte besonders intensiv gewirkt. Mein Dolch lag unversehrt da.
Vorsichtig faßte ich ihn an. Es waren an ihm keine Spuren des lautlosen, gigantischen Kampfes zweier Welten zurückgeblieben. Ich lief zum Bentley, verstaute den Dolch in einem mit rotem Samt ausgeschlagenen Fach meines Spezialkoffers und verschloß ihn sorgfältig. Jetzt war auch wieder die Sicherung eingeschaltet, die Betäubungsgas versprühte, sobald sich ein Unbefugter am Schloß zu schaffen machte. Das alles war nötig, ehe ich losfuhr.
Suko hatte sich auf den Beifahrersitz gewälzt und hing da erschöpft und teilnahmslos. Ich mußte mich später um ihn kümmern. Jane hatte im Moment Vorrang. Mit quietschenden Reifen startete ich und jagte die Auffahrtsrampe hinauf. Die Straße vor dem Haus war leer.
Ich schwenkte nach links und gab Gas. Es wurde eine Höllenfahrt. Unterwegs wartete ich immer darauf, daß Einsatzwagen in die Richtung der Raffinerie rasten. Sie blieben jedoch aus, ein gutes Zeichen. Wenigstens konnte sich in der Raffinerie keine Katastrophe ereignet haben.
Es war eine Strecke von zwanzig Minuten. Ich schaffte sie in sieben. Mehr als ein Polizist notierte sich das Kennzeichen des Bentleys, der äußerlich nicht als Yardwagen zu erkennen war. Superintendent Powell würde seine helle Freude an den Anzeigen haben.
»Wohin fahren wir eigentlich?« fragte Suko kurz vor dem Ziel.
»Die Raffinerie dort vorne!« Ich deutete durch die Windschutzscheibe auf die unzähligen Metalltanks und die Türme mit den lodernden Flammen. »Ich hatte eine Vision bei deinem Satansamulett. Jane ist auf dem Gelände der Raffinerie. Sie ist genau wie du eine Abhängige des Sonnengottes.«
»Ich bin nicht abhängig von diesem Götzen!« protestierte Suko energisch.
Ich widersprach nicht, einerseits weil ich ihn nicht reizen wollte, andererseits weil wir das Tor erreichten. Der Wächter dachte gar nicht daran, den Schlagbaum zu heben, auch wenn ich noch so wütend hupte.
Ich preßte die Lippen aufeinander und bearbeitete die Hupe wie ein Verrückter. Der Wächter kam langsam an meinen Wagen. Er musterte Suko und mich mißtrauisch.
Ehe ich ihm meinen Ausweis zeigen konnte, erschien hinter der Glasscheibe des Wächterhauses ein bekanntes Gesicht. Der junge Mann arbeitete auch für den Yard. Ich wußte nicht, wie er hieß, aber er kannte mich.
Endlich ging der Schlagbaum hoch. Mein junger Kollege rief den Wächter der Raffinerie zurück. Ich hörte nicht mehr, was sie sich zu sagen hatten, sondern gab Gas.
»Wie willst du Jane auf diesem riesigen Gelände finden?« fragte Suko mutlos. »Das sind ein paar Quadratmeilen Leitungen und Tanks. Da kannst du gleich…«
»Dort!« Ich unterbrach ihn und deutete auf das Bürogebäude. Die Glasscheiben der Vorderfront wiesen ein paar häßliche Löcher auf. Lange Sprünge zogen sich von den Einschüssen nach allen Seiten. »Kennst du das?«
»Da drüben, die Lampen!« Suko deutete auf die andere Seite der Zufahrtsstraße. Einige Bogenlampen waren in tausend Stücke zerbrochen. »Hier hat es eine Knallerei gegeben.«
»Du merkst auch alles«, murmelte ich und drosselte die Geschwindigkeit. Im Schrittempo rollte ich die Werksstraße entlang. Ich hatte keine Ahnung, wann die Schießerei passiert war. Vielleicht erst vor wenigen Minuten. Dann mußte sich Jane noch in der Nähe versteckt halten.
Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Was sollte das alles? Ich hatte irgendwann auch mit Jeremy Landrope sprechen wollen, dem Generalmanager dieser Raffinerie. Er hatte einmal versucht, den Betrieb anzuhalten. Wenn Jane vielleicht mit ihm gemeinsam hier war, bedeutete das nichts Gutes.
Ein Stück weiter vorne gabelte sich die Straße. Ich entschied mich für links.
»Fahr rechts«, meinte Suko.
Die Wahl wurde mir abgenommen. Aus der rechten Straße tauchten mehrere Personen auf. Es waren Kollegen vom Yard, die für die Überwachung Jeremy Landropes eingeteilt waren. Ich atmete auf. Jane war bei ihnen, und sie verhielt sich normal. Das heißt, sie schimpfte wütend auf meine Kollegen. Und sie trug Handschellen.
Die Yardmänner schleppten zwei Bewußtlose oder Tote mit sich. Einer von ihnen trug einen gelben Schutzhelm.
»Weg hier, Mann!« brüllte der Vorderste meiner Kollegen. Er hatte offenbar meinen Wagen noch nicht erkannt. »Hier fliegt gleich
Weitere Kostenlose Bücher