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0041 - Das Amulett des Sonnengottes

0041 - Das Amulett des Sonnengottes

Titel: 0041 - Das Amulett des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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waren zu seelenlosen Sklaven verwandelt worden. Die Verzweiflung darüber ließ mich fast meine eigene Lage vergessen.
    Es gab keinen Zweifel, was mir bevorstand, nämlich der Tod. Und ich brauchte nicht viel Fantasie, um mir die Todesart auszumalen. Ich hatte die Leichen ohne Herz gesehen.
    Die Fahrt ging in den Süden Londons, in eine Gegend, in der ich mich nicht so gut auskannte. Ich sah ein Schild BECKENHAM vorbeihuschen. Das war einer der südöstlichsten Vororte. Hier also sollte ich mein Leben beenden, wenn es nach dem Willen des Magiers ging.
    Wir passierten einen Bahnhof. Elmers End. Wie sinnig, dachte ich grimmig. Man könnte die Station bald in Sinclairs End umbenennen. Wir waren aber noch nicht am Ziel.
    Datcher steuerte den Bentley durch schmale und dunkle Straßen. Zu beiden Seiten erstreckten sich scheinbar endlos gleichförmige Siedlungshäuser, schwarz vom Industrierauch. Gab es einmal einen freien Durchblick zwischen den Gebäuden, sah ich im Hintergrund qualmende Schornsteine. Auf den Straßen war niemand mehr unterwegs. Es war die Zeit vor dem Morgengrauen, jene Zeit, in der jede Großstadt wie ausgestorben wirkt. Ich konnte nicht mit fremder Hilfe rechnen. Und die Begegnung mit einem Streifenwagen wäre auch ein reiner Zufall gewesen, da Datcher die Hauptstraßen mied.
    Er fuhr einen wirren Zickzack-Kurs, daß ich bald die Orientierung verlor.
    Endlich wichen die Häuser zurück. Die Straße, deren Namen ich nirgendwo lesen konnte, führte an einem dunklen Gebiet vorbei. Ich strengte mich an und erkannte verwilderte Parkanlagen. Dazwischen hingen die Drahtgitter von aufgelassenen Sportplatzen an teilweise geknickten Streben.
    Es dämmerte mir, wo wir uns befanden. Ich hatte von einem Sanierungsgebiet in Beckenham gelesen. Hier sollten auf dem Gelände längst verfallener Erholungsgebiete neue Siedlungen und Parkanlagen entstehen.
    Plötzlich schaltete Herbie Datcher alle Lichter aus und schwenkte scharf nach rechts. Der Bentley schoß scheinbar direkt auf die undurchdringliche Mauer aus Bäumen und Büschen zu.
    Ich schloß die Augen und verkrampfte mich. Jeden Moment mußte der Aufprall erfolgen.
    ***
    Nur zögernd öffnete ich die Augen wieder, als nichts geschah. Der Bentley holperte über eine mit Schlaglöchern übersäte Straße. Sehen konnte ich es nicht, nur fühlen. Datcher erkannte bei dieser Dunkelheit bestimmt nichts. Eine höhere Macht mußte ihn leiten, daß er mit schlafwandlerischer Sicherheit der gewundenen Straße folgte.
    Ab und zu schlugen herunterhängende Äste gegen das Wagendach oder kratzten Zweige über die Seitenscheiben. Es hörte sich an, als griffen unsichtbare Ungeheuer aus der Finsternis heraus nach uns und wollten den Wagen festhalten.
    Ich hatte Erfahrung im Umgang mit übersinnlichen Wesen. Ich kannte ihre Möglichkeiten, ihre Gefährlichkeit und ihre Grenzen. Dennoch schauderte ich bei dieser Blindfahrt durch den verwilderten Park. Am Ende sollte mein Tod stehen. Meine Begleiter flößten mir Angst ein. Ich gestand es mir offen ein. Diese seelenlosen Wesen sollten meine Freunde sein? Welcher Dämon trieb hier sein grausames Spiel mit den Menschen?
    So plötzlich, wie wir in das Dickicht eingetaucht waren, so plötzlich kamen wir auch wieder auf einen freien Platz. Hier standen weder Häuser noch gab es Beleuchtung. Der Widerschein der Lichter Londons war die einzige Lichtquelle.
    Schemenhaft nur erkannte ich die Umrisse einer mächtigen Kirche, die wie eine mittelalterliche Burg wirkte. Datcher hatte ausgesagt, daß sich das Versteck des Magiers bei einer ehemaligen Kirche befand. Wir waren am Ziel angelangt. Düster ragte der Turm in den Nachthimmel.
    Der Kellner bremste, brachte den Wagen mit einem harten Ruck zum Stillstand und stellte den Motor ab. In der tödlichen Stille hörte ich nur das Knacken des erkaltenden Motors.
    Wenn wir gleich ausstiegen, mußte sich die Innenbeleuchtung einschalten. In ihrem Schein hoffte ich, einen verzweifelten Angriff ausführen zu können.
    Ich wurde enttäuscht. Datcher stieß die Tür auf und stieg ins Freie. Im Wagen blieb es dunkel. Das Licht versagte auch, als Jane und Suko sich gleichzeitig aus dem Bentley schoben und sich neben dem Wagen wie Schildwachen des Bösen aufstellten.
    Ich wollte sitzen bleiben. Einer der drei mußte sich dann um mich kümmern und zu mir in den Wagen kommen. Vielleicht konnte ich ihn bei dieser Gelegenheit überwältigen. Dann hatte ich wenigstens eine Geisel, auch wenn sie mir nicht viel

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