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0041 - Das Amulett des Sonnengottes

0041 - Das Amulett des Sonnengottes

Titel: 0041 - Das Amulett des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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helfen würde. Der Magier nahm bestimmt keine Rücksicht auf seine Sklaven.
    Trotzdem mußte ich es versuchen, wenn ich mich nicht sofort aufgeben wollte.
    Ich hatte mich jedoch verrechnet. Jane trat näher an den Wagen heran und streckte mir das Amulett des Sonnengottes entgegen. Ich fühlte die unheimlichen Kräfte, die von der schwach leuchtenden Scheibe ausgingen, wehrte mich dagegen, unterlag ihnen jedoch. Ich griff zwar noch zu meinem silbernen Kreuz, das sie mir nicht abgenommen hatten, doch es half nichts. Diesmal war die geballte Kraft des Bösen zu stark.
    Gegen meinen Willen mußte ich aussteigen und meinen drei Gefangenenwärtern folgen.
    Die alte Kirche war halb verfallen, wie ich jetzt erkannte. Meine Augen hatten sich mittlerweile an die völlige Dunkelheit gewöhnt, so daß ich auf der freien Fläche Einzelheiten unterscheiden konnte. Das trutzige Gemäuer der Kirche war von einem Friedhof umgeben, auf dem jedoch kein einziger Grabstein mehr stand. Die Kreuze waren zerbrochen oder umgeworfen.
    Weit weg pfiff ein Zug. Es war wie ein letzter Gruß aus einer anderen Welt, einer Welt mit elektrischem Licht, Autos, moderner Technik und lachenden, unbeschwert dahinlebenden Menschen. Sie ahnten nicht, welches Grauen in ihrer Stadt lauerte.
    Suko stieß mich vorwärts. Ich taumelte auf den Eingang zu.
    Die morschen Holzportale öffneten sich mit einem ohrenbetäubenden Quietschen von selbst. Ich warf einen kurzen Blick in das Innere des ehemaligen Gotteshauses und prallte zurück.
    Der Magier hatte den Altar entweiht und setzte ihn für seine Zwecke ein. In der Mitte des steinernen Tisches schwebte eine radgroße Scheibe, wie ich sie schon gesehen hatte. Diese hier war allerdings größer, und die Aura des Bösen erdrückte mich fast.
    »Vorwärts!« befahl Herbie Datcher schneidend.
    Ich konnte meine Füße nicht bewegen. Sie waren schwer wie Blei.
    Ich ahnte, daß ich dieses Gebäude nicht lebend verlassen konnte, wenn ich mich in den Bann des Sonnengottes begab. Der Dämon, der sich hinter dem Kult des Sonnengottes verbarg, war nicht so mächtig wie der Schwarze Tod, mein Erzfeind aus dem Reich der Dämonen. Aber er war mächtig genug, um uns alle mühelos zu vernichten.
    Datcher trat auf mich zu. Im nächsten Moment erhielt ich einen gewaltigen Stoß, der mich in das Innere der entweihten Kirche schleuderte.
    Es war zu spät. Ich befand mich im Bann des Sonnengottes.
    Mit zusammengebissenen Zähnen ging ich auf den Altar zu.
    In diesem Moment erhob sich vor dem Altar ein Mann und drehte sich zu mir um.
    ***
    Ich war von seinem Gesicht sofort fasziniert. Hager und ausgemergelt, aber in seinen Augen funkelten Intelligenz und Willenskraft. Seltsamerweise fehlte jeder bösartige Zug, obwohl sich sein Mund zu einem harten Lächeln verzog.
    »Willkommen, John Sinclair!« sagte er mit hohler Stimme, die durch das leere Kirchenschiff hallte. Der einzige Gegenstand außer dem Altar war ein alter, zerschlissener Sessel, den der Magier vor dem Altar aufgestellt hatte. »Hier also wird Ihr Leben enden! Ich frage mich seit Beginn unserer Auseinandersetzung, wo Sie zuletzt sterben werden. Nun weiß ich es.«
    Er deutete auf den Altar.
    Schweigen hätte keinen Sinn gehabt. Ich mußte versuchen, mehr herauszufinden. Vielleicht ergab sich dann doch noch ein Anhaltspunkt für mich.
    »Wer sind Sie?« fragte ich heiser. Ich mußte erst den Kloß in meinem Hals schlucken, ehe ich weitersprach. »Wie haben Sie das Amulett des Sonnengottes gefunden? Wollen Sie mir das nicht erklären? Oder soll ich unwissend sterben?«
    Der Mann kam auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Erst jetzt fiel mir auf, daß seine Augen nicht zu seinem Mund paßten. Während um seine Lippen ein harter, fast schon grausamer Zug lag, blickten seine Augen ruhig, melancholisch. Konnte dieser Mann ein Magier sein, der bedenkenlos über Leichen schritt, um sein Ziel zu erreichen?
    »Ich bin Archäologe, John Sinclair«, sagte er leise. »Mein Name wird Ihnen nichts sagen. Ich heiße Ferguson Kent.«
    Ich prallte einen Schritt zurück. »Ferguson Kent?« rief ich fassungslos. »Aber natürlich, jetzt erinnere ich mich an Ihr Gesicht! Vor zwei Jahren stand die Meldung in allen Zeitungen. Sie haben eine Expedition nach Südamerika unternommen und sind spurlos verschwunden.«
    Er schüttelte den Kopf. Ich wußte aus den Zeitungsberichten, daß er erst siebenundvierzig Jahre alt war. Jetzt wirkte er um mindestens zwanzig Jahre gealtert.
    »Ich bin nicht

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