0042 - Gift, Juwelen und wir
Untersuchung, Cool. Lassen Sie uns alle Unterlagen ins Hauptquartier schaffen. Den Zeitungen stellen wir den Fall als Unglück dar.«
Die Ausgaben der Morgenblätter enthielten unter der Rubrik:
»Stadtgeschehen in vierundzwanzig Stunden«, zwischen Nachrichten über Brände, Verkehrsunfälle und kleinere Einbrüche die Meldung:
»Am U-Bahn-Ausgang der 23. Straße brach gestern, gegen vier Uhr dreißig, ein Mann tot zusammen. Es handelte sich um den achtundzwanzigjährigen Evry Bender, einen mehrfach vorbestraften Dieb und Einbrecher, der erst vor vier Tagen aus dem Staatsgefängnis entlassen worden war. Als Todesursache wird Herzschlag vermutet.«
Manchen Redaktionen erschien der Fall so unwichtig, daß sie darauf verzichteten, die Nachricht zu drucken.
***
Grifford Wels las die Meldung beim Frühstück. »Das Glattgesicht«, murmelte er und schob seinen Teller zur Seite. Er spürte keinen Appetit mehr.
»Bottom!« brüllte er.
Der Schiefschultrige kam aus der Küche.
Grifford hielt ihm das Zeitungsblatt hin.
»Lies!«
Arians überflog die Meldung.
»Siehst du, Chef«, sagte er, als er gelesen hatte. »Es ist doch etwas daran. Du hast mir nicht geglaubt, als ich es erzählte, aber ich habe es genau gesehen, als ich hinter Bender herlief. Es war ja nur ‘ne Sekunde oder noch weniger, aber so ein komisches braunes Gesicht stierte den Jungen aus dem Auto an, als er daran vorbeiging, machte so eine komische Bewegung, als ob es den Rauch einer Zigarette ausstieß, aber‘das war keine Zigarette, und Bender schlug sich selbst ins Gesicht, als ob er ’ne Mücke totschlagen wollte. Es ging ja so schnell. Gleich darauf war er am U-Bahn-Schacht, rannte los, und ich verlor ihn.«
»Hier steht Herzschlag«, grollte Wels und zeigte mit seinem dicken Finger auf die Zeitung.
»Herzschlag!« wiederholte Bottom höhnisch, »Niemals war das ein Herzschlag.«
»Und du sagst, er holte ein Päckchen ab?«
»Ja, Chef, ich habe es doch schon zwanzigmal erzählt. So ein schmales Päckchen.« Er zeigte die Größe mit den Händen und kicherte. »Passen ‘ne Menge Dollarscheine in dieses Format.«
Wels massierte sich nachdenklich das breite Kinn.
»Allyson«, brummte er. »Müßte doch irgendwie mit Allyson Zusammenhängen. — Schade, daß ich das Glattgesicht nicht besser ausgeholt habe. — Aber wir wollen sehen, ob wir nicht noch einiges herausbekommen können.«
***
»Wen?« fragte Phil. »Wen könnte Bender versucht haben zu erpressen? Allyson?«
Wir befanden uns im Hauptquartier. Doktor Lyboom und Professor Soborn hatten ihren Besuch für in etwa einer halben Stunde angekündigt. Wir warteten auf sie.
»Allyson«, wiederholte ich. »Der Gedanke liegt natürlich nahe. Allyson war der Mann, der Bender hinter Gitter brachte, und der ihn bei seiner Festnahme tatsächlich auf brutale, vielleicht unnötige Weise fast bis auf den Tod zusammenschoß, und sicherlich hat Bender den Juwelier glühend gehaßt. Es ist auch denkbar, daß er Allyson gedroht hat, aber glaubst du, James Allyson ließ sich durch eine Drohung einschüchtern? Er hätte uns angerufen, oder er hätte sich eine Leibwache engagiert, aber niemals hätte er aus Furcht, Bender könnte ihn umlegen, Geld bezahlt. Was sollte Allyson zü verbergen haben? Und wenn, wie soll Evry Bender davon erfahren haben? Er saß seit sieben Jahren. Sein Zusammenstoß mit Allyson war ein Zufall. Er hatte sich gerade Allyson für einen Einbruch ausgesucht. Es hätte auch jeder andere Juwelier in New York sein können. — Wir können uns mit Mister Allyson unterhalten, aber ich glaube nicht, daß irgend etwas dabei herausschaut.«
»Wer kann dann das Opfer des Benderschen Erpressungsversuches gewesen sein?«
»Ich denke an irgend jemanden, der eine Zeit mit ihm zusammen im Staatsgefängnis war. Du weißt, wie die Ganoven sind, wenn sie hinter Gittern sitzen, besonders, wenn sie lange sitzen. Es kommt immer mal eine Stunde, in der sie geschwätzig werden, in der sie sich von einer Angeberwelle hinreißen lassen und mit ihren Großtaten protzen, die sie draußen begangen haben, und die die Polizei nie aufgeklärt hat. Oft steckt nichts hinter dem Gerede. Meistens ist es blanke Angeberei, aus den Fingern gesaugter Unsinn. — Aber manchmal beichtet ein Sträfling seinem Mitgefangenen ein tatsächlich begangenes und nicht aufgeklärtes Verbrechen. — Ich halte es für möglich, daß Bender auf diese Weise etwas erfahren hat, was er ausnutzte, ' um Kapital daraus zu
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