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0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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war.
    Bender ging im mittleren Tempo am Straßenrand weiter. Plötzlich fühlte er einen Stich an der Wange.
    Instinktiv schlug er mit der freien Hand zu.
    »Verdammtes Biest«, dachte er. »Eigentlich ist es schon viel zu frisch für Mücken.«
    Er erreichte den U-Bahn-Schacht, und jetzt fiel er plötzlich in Sprinterschritt. Rücksichtslos die Leute auf der Treppe zur Seite stoßend, raste er in großen Sprüngen hinunter. Er besaß eine Zehnerkarte, die er dem Mann an der Sperre zeigte. Ein Zug fuhr ein, hielt. Bender quetschte sich gegen den Strom der Aussteigenden. Es wurde geschimpft, er achtete nicht darauf. Er verschaffte sich einen Platz am Fenster und spähte auf den Bahnsteig. Er konnte den Schiefschultrigen nicht entdecken.
    Die Türen schlossen sich pfeifend, der Zug ruckte an. Nach der Helle der Station verschluckte ihn die Dunkelheit des Tunnels.
    »Abgehängt«, triumphierte Evry innerlich. Sein Herz klopfte heftig und der Schweiß stand ihm auf der Stirn..
    »Hoppla, was ist mit mir?« dachte er. »Das bißchen Treppenlaufen kann mich nicht so hergenommen haben. Wird die Erregung sein. Meine Nerven sind nicht mehr okay.«
    Er lachte lautlos in sich hinein. »Kein Wunder bei zehntausend Dollars.« Und er befühlte das Päckchen in der Tasche.
    »Jedenfalls habe ich es zunächst einmal geschafft, und ich werde es noch einmal, noch vielmal schaffen.«
    Es nützte nichts, daß er sich selber zuredete. Das Blut stieß ihm in schweren Stößen in den Kopf, flutete zurück, stieß erneut zu. Seine Knie zitierten, und der Schweiß auf seiner Stirn wurde kalt.
    »Irgend etwas ist mit mir«, dachte er unter Anstrengung. Als der Zug in den nächsten Bahnhof schoß, empfand er das Licht wie einen stechenden Schmerz im Gehirn.
    Seine Hand umkrallte den Griff. Es fiel ihm schwer, sich aufrecht zu halten.
    »Einen Arzt«, dachte er. »Ich brauche einen Arzt.«
    Er tastete sich zur Wagentür. Er wollte an der nächsten Station aussteigen, um zu einem Arzt zu gehen.
    Die Menschen in dem überfüllten Zug machten ihm Platz.
    Ein Mann fragte, ob ihm nicht wohl sei, und ob er helfen könne. Evry antwortete nicht. Er hatte die Frage überhaupt nicht gehört. Er schloß die Augen, als das Licht des Bahnhofs auf ihn eindrang. Stolperte blind auf den Perron, wagte es dann, die Augen zu Schlitzen zu öffnen und taumelte mit unsicheren Bewegungen und immer wieder einknickenden Knien zur Treppe. Die Leute sahen ihn .an. Die meisten hielten ihn für betrunken.
    Er erreichte die Treppe, klammerte sich an das Geländer und hob unter unsäglichen Mühen den Fuß.
    Halb ohnmächtig, mit versagenden Gliedern und mit schon nicht mehr klar arbeitenden Sinnen quälte er sich die Treppe hoch. Seine Hände fühlten das Geländer nicht mehr. Er hörte nur noch ein Rauschen in den Ohren. Seine Zunge lag ihm wie ein schwerer Stein im Mund. Dann drang wie ein langer scharfer Speer der erste Schein des Tageslichts vom Ausgang auf ihn ein.
    Evry Bender kroch weiter die Treppe hoch, und es war ihm, als würde aus dem einen Lichtspeer eine Unzahl, die ihn von allen Seiten durchbohrten. Er erreichte den obersten Treppenabsatz. Seine Hände lösten sich vom Geländer. Er tat einen kleinen, torkelnden Schritt, dann verbog ein entsetzlicher Krampf seinen Körper.
    Er fiel nach vorn. Den Aufschrei einer Frau, die ihn fallen sah, hörte er schon nicht mehr.
    ***
    Es sieht so aus, als gäbe es ein Gesetz der Serie, und als gälte dieses Gesetz auch für die Zufälle.
    Es war ein Zufall, daß ich damals vor sieben Jahren auf dem 4. Revier Dienst tat, und es war ein Zufall, daß ich mich gerade im 12. Revier aufhielt, als Evry Bender auf der Treppe eines U-Bahn-Schachtes zusammenbrach, der im 12. Revier lag. Ich saß zusammen mit Phil im Dienstzimmer des Revierchefs, Leutnant Cool, als die Meldung kam, und ich war immer noch in der gleichen Sache unterwegs, in der ich den Mann im Staatsgefängnis an dem Tage vernommen hatte, an dem Bender entlassen wurde.
    Ein Cop trat ein und berichtete.
    »Meldung von Sergeant Lee. Ein Mann ist vor dem U-Bahn-Schacht in der 23. Straße tot zusammengebrochen. Sergeant Lee fand in seiner Brieftasche einen Entlassungsschein aus dem Staatsgefängnis, vor vier Tagen quittiert.«
    Ich horchte auf.
    »Mord?« fragte Leutnant Cool.
    »Es scheint nicht, Sir.«
    »Name festgestellt?«
    »Evry Bender.«
    Ich sprang auf. »Cool, wir möchten uns den Mann ansehen.«
    Er sah uns überrascht an.
    »Beeilen wir uns«, drängte ich.

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