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0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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in uns der Verdacht auf Curare-Vergiftung auftauchte, erschien uns der winzige und nicht tiefe Einstich die Möglichkeit zu sein, auf der Bender das Gift beigebracht worden ist. — Vorausgesetzt, daß unsere Aufnahmen stimmen, so muß es sich um eine Curare-Variante handeln, die in ungewöhnlich winzigen Mengen genügt, um einen Menschen in kurzer Zeit zu töten. Eine solche Curare-Variante ist nicht bekannt, aber die Wissenschaft kennt noch längst nicht alle Curare-Arten, die von den Indianern im südamerikanischen Dschungel zusammengebraut werden. Außerdem bestehen enge Zusammenhänge zwischen dem Alter und der Wirksamkeit des Giftes. Je frischer, desto tödlicher.« , Phil und ich hatten vor Jahren in den Wäldern des Amazonas einmal nach einem Goldmacher gefahndet, der sich dort verborgen hielt, und wir wußten seitdem, wie die Indios dort mit ihren Giften umzugehen verstanden. [1] Sie bliesen Pfeile aus langen Blasrohren und ein Ritzen der Haut genügte, um den sicheren Tod zu bringen.
    »Wenn die Wunde hier, durch einen Blasrohrpfeil beigebracht worden ist«, sagte ich und tippte auf das Bild, das noch auf dem Tisch lag, »kann das so geschehen sein, daß Bender es nicht gemerkt hat?«
    »Bei der Verwendung von normalen Blasrohren und normalen Pfeilen wohl kaum«, antwortete der Professor und kramte wieder in seiner Aktentasche. Er legte einen Gegenstand aus leichtem Holz vor sich auf den Tisch, dessen eines Ende nadelspitz zugefeilt worden war, während das andere mit bunten Federn besteckt war.
    »Ein Blasrohrpfeil der Orinoco-Indianer«, erklärte er. »Ich war selbst mehrere Male in Südamerika. Ich habe auch Blasrohre zu Hause, aber sie sind über mannshoch. Es dürfte nicht leicht sein, mit solch einem Ding in New York zur Tageszeit zu hantieren, ohne aufzufallen. Die Reichweite ist relativ gering, aller höchstens achtzig Yards. Der Pfeil selbst wiederum ist ein doch recht massiver Gegenstand. Der Getroffene würde die Berührung sehr deutlich spüren. — Gestatten Sie, daß ich mich auf Ihr Gebiet, ins Kriminalistische, wage. — Wenn der Getötete gewußt hat, daß er verfolgt wurde, so hätte er sicher, auch ohne je etwas über Blasrohre und Giftpfeile gehört zu haben, sofort angenommen, daß eine Bedrohung seines Lebens hinter der Berührung mit einem solchen Gegenstand steht. Er hätte also wahrscheinlich ein lautes Geschrei begonnen. Das war, soviel ich gehört habe, nicht der Fall. Ich- möchte daher annehmen, daß ein viel kleinerer Pfeil, vielleicht nur ein Stückdien Kork mit einer Stahlnadel benutzt worden ist, und ein kurzes, vielleicht nur handlanges Blasrohr. Wenn der Schütze nahe genug an sein Opfer herankommen konnte, genügt das. Bei der ungewöhnlichen Wirksamkeit des Giftes genügte auch die winzigste Verletzung, die Bender vielleicht für einen Insektenstich gehalten haben mag. Die kleine, ganz leichte Mordwaffe wird abgefallen sein. Vielleicht auch hat das Opfer selbst sie durch eine unwillkürliche Bewegung abgestreift.«
    »Noch eine Frage, Herr Professor«, sagte Mister High. »Wir haben festgestellt, daß Evry Bender ein Paket im Postamt 1 der Main-Station abholte, dann zwei Haltestellen mit der U-Bahn fuhr, ausstieg und am Ende des Ausganges starb. Können Sie sagen, wo er wahrscheinlich getroffen worden ist?«
    »Wir wissen nichts über die Wirkungsdauer des Giftes, aber ich habe die Protokolle gelesen. Sie enthalten die Aussage einer Frau, daß Bender bereits taumelnd und mühsam die Ausgangstreppe hinaufging. Er muß also spätestens beim Aussteigen aus der U-Bahn mit dem Gift in Berührung ge kommen sein. Ich nehme jedoch an, daß er bereits nach dem Verlassen der Main-Station die tödliche Wunde empfing, da es mir für den Mörder doch gefährlich erscheint, innerhalb einer Menschenmenge einen Blasrohrpfeil abzuschießen. Er hätte dann sicherlich eine andere Methode gewählt, um Bender den tödlichen Stich beizubringen, z. B. die Verletzung seiner Hand im Gedränge.«
    »Wir danken Ihnen sehr«, sagte Mr. High, aber Soborn war noch nicht am Ende.
    »Darf ich noch ein wenig auf Ihrem Gebiet herumturnen? — Danke. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wer in New York die Möglichkeit und auch die Erfahrung hat, mit südamerikanischen Pfeilgiften zu operieren.«
    Er zog eine Zeitung aus der Aktentasche, ein wissenschaftliches Blatt.
    »Vor ungefähr sechs Jahren organisierte ein Mister Allan Torstsen eine völkerkundliche Schau mit echten Huarucu-Indianern, die er

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