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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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erfahren, worum es sich handelt. Aber so bleiben Sie doch hier, junger Mann! He, halt!«
    Frank Harper verließ den Salon und ging zur Wohnungstür. Er beachtete den Anwalt und seine Frau überhaupt nicht. Munro eilte ihm nach und hielt ihn am Ärmel fest, als Frank schon die Klinke der Wohnungstür in der Hand hatte.
    Frank Harper war wie in einem Bann gefangen. Er wußte kaum, was er tat, als er sich umdrehte und den Anwalt mit einem Kinnhaken zu Boden streckte. Mrs. Munro schrie auf. Frank Harper aber eilte hinaus, warf die Wohnungstür hinter sich ins Schloß und lief die Treppe hinunter.
    Daisy Munro bemühte sich um ihren Mann, der zwar noch bei Bewußtsein, aber angeschlagen und geschockt war. Sie half ihm auf die Beine und führte ihn in den Living-room. Wallace D. Munro betastete sein Kinn.
    Seine Frau holte ihm ein feuchtes Tuch und einen Drink. Der Anwalt nahm einen großen Schluck von dem Martini.
    »So ein verdammter Kerl! Der war nicht zurechnungsfähig. Er hat uns bestohlen, wir müssen etwas unternehmen. Die Polizei verständigen. Das war Hausfriedensbruch, Diebstahl und Körperverletzung. Das wird ihn teuer zu stehen kommen. Aber jetzt ist er weg, und es ist sinnlos, ihn im Gewirr des Village zu suchen. Kennst du seine Adresse, Daisy?«
    »Nein, keine Ahnung. Ich weiß nur, daß er mit Nachnamen Harper heißt. Er erzählte mir am Telefon von seinem Vorfahren, dem Hexer Montague Harper, der einmal hier gewohnt habe. Ich erlaubte ihm, hierherzukommen. Du hattest auch keine Einwände.«
    »Harper, Harper, Harper. Hast du eine Ahnung, wie viele Harpers es in New York City gibt? Ich kann mich nur an das nächste Polizeirevier wenden und seine Beschreibung angeben. Vielleicht sind seine Fingerabdrücke registriert.«
    Doch Wallace D. Munro war skeptisch. Er ahnte bereits, daß er nichts erreichen würde.
    ***
    Drei Tage später, vierzig Minuten nach Mitternacht. Frank Harper war mit dem alten Buch und der zugestöpselten Flasche in die Kellerräume des Wolkenkratzers an der Ecke Dritte Avenue – 24. Straße vorgedrungen. Er befand sich im Heizungskeller, dieser Bau war nicht an das Fernheizungssystem angeschlossen. Rohre zogen sich unter der Decke hin. Der massige Brenner mit seinen Skalen und Röhren und der Wassertank mit der Umwälzpumpe nahmen einen großen Teil des Kellerraumes ein.
    Der Öltank war nebenan, er wurde durch eine Pipeline aufgefüllt. Die schmutzigen Neonröhren verbreiteten spärliches Licht. Es roch nach Öl, die Luft war abgestanden, warm und dumpf. Ein gleichmäßiges Summen ertönte aus der Heizungsapparatur.
    Frank Harper hielt das alte Buch unter dem linken Arm, in der rechten Hand hatte er die dickwandige Flasche. Mit konzentriertem Gesichtsausdruck schritt er langsam durch den Keller.
    Der Hausmeister und Schließer, der auch die Heizungsanlagen zu kontrollieren hatte, betrachtete ihn von der Tür aus. Dieser Hausmeister war ein großer, schwergewichtiger Neger mit einem schmutzigen blauen Overall. Er hielt den jungen Mann für einen Spinner.
    Er wußte auch gar nicht so recht, was Frank Harper hier unten eigentlich wollte. Es hatte irgend etwas mit Magie und einem Geist zu tun. Der schwarze Hausmeister hielt beides für Humbug. Aber der junge Mann hatte ihm hundert Dollar dafür gezahlt, daß er ihn um Mitternacht in die Kellerräume des Wolkenkratzers einließ.
    Für diesen Betrag konnte der junge Kerl spinnen, soviel er wollte. Der Hausmeister hatte seine Taschen durchsucht und ihn abgeklopft, da war nichts, was ihm gefährlich erschienen wäre. Keine Waffe, kein Brandsatz oder Sprengsatz.
    Die kleine Flasche enthielt nur grauen, modrig riechenden Staub, der nicht mal brennbar war.
    »Na, Mister, sind Sie jetzt am richtigen Fleck?« fragte der Hausmeister.
    »Stören Sie mich nicht!« sagte Frank Harper streng, ohne sich umzudrehen. »Lassen Sie mich allein.«
    »Wie Sie meinen.« Der Hausmeister beschloß, in dem Verschlag vor den Abstellräumen, der zwanzig Meter entfernt war, eine Zigarette zu rauchen und Kaffee aus der Thermosflasche zu trinken. Dort stand auch eine alte Couch, auf die er sich setzen konnte. »Aber beeilen Sie sich. Um Punkt ein Uhr gehen Sie, so ist es abgemacht.«
    Frank Harper antwortete nicht. Der Hausmeister schloß kopfschüttelnd die Feuerschutztür und entfernte sich. Auf jeden Fall war er um hundert Dollar reicher.
    Frank Harper stand mit leicht gespreizten Beinen auf dem schmutzigen Betonboden. Seine sämtlichen Muskelfasern vibrierten, er

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