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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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dachte Zamorra.
    »Kommen Sie, Zamorra. Wir fahren in mein Hotel. Es ist nicht weit. Wir trinken grusinischen Schnaps und plaudern ein wenig. Sie erzählen mir über Ihr Wissensgebiet, und ich erzähle Ihnen von meiner Heimat.«
    In Zamorras Innerem kochte es. Wenn er diese Einladung ausschlug, konnte es eine Katastrophe geben.
    Wenn er sie annahm, gab es die Katastrophe für den jungen Semjon Muratow…
    Seufzend setzte sich Zamorra in den Wagen. Vitali sagte ihm, wie er fahren sollte. Im Hotel fragte Kyrill Vitali zunächst, ob ein Anruf für ihn gekommen wäre. Ein Anruf, dachte Zamorra. Von einem seiner Häscher, die nach Semjon suchen, während ich hier mit ihm sitze und die kostbare Zeit vertrödle. Der KGB-Oberst schleppte Zamorra in die Hotelbar. Der Raum war elegant westlich eingerichtet.
    Vom Bourbon bis zum Scotch-Whisky bekam man hier alles zu trinken. Doch Vitali verlangte eine Flasche grusinischen Schnaps.
    Warum tut er das? fragte sich Zamorra. Warum nagelt er mich hier fest? Hat er etwas gewittert? Weiß er, welchen Auftrag ich übernommen habe? Sie tranken. Zamorra erzählte aus seinem Leben. Nicht, weil es sein Wunsch war, sondern weil Vitali ihn darum gebeten hatte. Der Russe wollte wissen, wie er auf die Parapsychologie gestoßen war, wollte hören, wie interessant diese Wissenschaft war…
    Sie kamen auf Phänomene zu sprechen. Das war ein Stichwort für Vitali.
    Er begann: »Am 31. Juli 1908, siebzehn Minuten und elf Sekunden nach null Uhr Greenwicher Zeit, trat eine Naturerscheinung im Becken der Podkamennaja Tunguska auf, die heute noch die Wissenschaftler der ganzen Welt vor ein Rätsel stellt. Dieses Gebiet wurde von einer gewaltigen Explosion immer noch unklaren Ursprungs erschüttert, die nach Augenzeugenberichten den Himmel wie Millionen Sonnen erleuchtete. Noch im 650 Kilometer entfernten Krasnojarsk wurde das Aufblitzen gesehen, und einige behaupten, es sogar in Irkutsk, also 1300 Kilometer entfernt, wahrgenommen zu haben. Auf einer Fläche von rund viertausend Quadratkilometer fand man angesengte Bäume, und viele wurden gar umgerissen. Noch heute lassen sich Anzeichen dieser Verwüstung feststellen. Viele Jahre lang glaubte man, dass ein riesiger Meteor in der Taiga niedergegangen sei, aber merkwürdigerweise wurde kein Krater oder irgendeine sonstige Einkerbung an der Erdoberfläche gefunden. Auch fand man nicht die geringste Spur von Explosionsrückständen. Alle Anzeichen deuteten auf eine nukleare Explosion im 35Megatonnen-Bereich hin, bei der eine Energie von rund dreißig Milliarden Kilowattstunden freigesetzt wurde. Niemand weiß, wie es zur Tunguska-Explosion gekommen ist. Sie ist immer noch das größte Rätsel Russlands. Was halten Sie als Parapsychologe davon, Professor Zamorra?«
    Zamorra hob die Schultern. »Ich kann es mir auch nicht erklären, Oberst Vitali.« Er wurde von Minute zu Minute unruhiger. Den Schnaps rührte er kaum an, denn er wollte einen klaren Kopf behalten. Erst als Vitali bemerkte: »Sie trinken ja gar nichts. Schmeckt Ihnen unser russischer Schnaps nicht?« Da leerte Zamorra zwei Gläser schnell hintereinander. Und all die anderen Gläser, die noch folgten, goss er, wenn Vitali nicht schaute, rasch in den Blumentopf, der neben ihm stand. Arme Pflanze, dachte er.
    Zwei Stunden unterhielt sich Vitali mit dem Gast aus dem Ausland, den er interessiert und sympathisch fand, wie er betonte. In diesen zwei Stunden saß Zamorra auf glühenden Kohlen. Dann kam ein Anruf für Vitali, und er musste – sehr zu seinem Bedauern – das Gespräch beenden. Zamorra stürmte beinahe aus dem Hotel. Er warf sich in seinen Wagen und raste davon. Wenig später klopfte er an eine schwere Eichentür. Sie öffnete sich. Ein dürrer Mann musterte ihn misstrauisch. »Sind Sie Tichon Sellnow?«
    »Und wer sind Sie?«, fragte Sellnow, nachdem er kurz genickt hatte.
    »Mein Name ist Zamorra.«
    »Ausländer?«
    »Ja.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich bin Professor der Parapsychologie. Wissen Sie, was das für eine Wissenschaft ist?«
    »Ungefähr.«
    »Ich habe von Anja Plotkinowa erfahren. Mich interessiert diese Geschichte.«
    »Lassen Sie lieber die Finger davon!«, riet Sellnow dem Professor.
    »Die weiße Frau hat Milda und Oleg Dagorski umgebracht. Und um ein Haar hätte mich heute ein Baum erschlagen. Es ist nicht gut, sein Schicksal herauszufordern, Professor. Besser Sie interessieren sich nicht zu sehr für die Geschichte der weißen Frau.«
    »Ich könnte Ihnen jetzt eine

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